So hätten wir den lang ersehnten Termin, die Kontrolle mit vier Jahren, mit mehr oder weniger Anstand hinter uns gebracht. Im Vorfeld habe ich Kurzem – immer schön nahe am Kind – erklärt was auf ihn zukommen wird und was ich von ihm erwarte. Nicht weniger als die totale Kooperation!

Wägen, messen, temperieren, auf einem Bein hüpfen und sich die Nase anfassen – wie erwartet und wie erwartet alles kein Problem.

Die Impfung hat er stoisch über sich ergehen lassen, nur als ihm die Praxisassistentin ein Dinopflaster aufkleben wollte – Dinos sind für Babys! – gab es kurz Radau, aber auch nur bis Kurzer das gewünschte Pflästerchen mit einem lila Hasen bekommen hat.

Aber dann ging der Kinderarzt zur Kontrolle der Entwicklungsstandes über. Auf dem Spiel steht nicht mehr und nicht weniger als die Einschulung in die „petite école“ im nächsten Sommer.

„Kurzer, kannst Du schon zählen?“
„Ja“
„Dann gib mir mal bitte 3 Klötze“
„Nein“
„Gib mir bitte mal 3 Klötze, ich möchte wissen ob du weisst, wieviele Klötze 3 sind“
„Ja, das weiss ich“
„Dann gib sie mir bitte“
„Nein“

Und das war erst der Anfang!

„Kurzer, du hattest doch eben erst Geburtstag, wie alt bist du denn jetzt?“
Schulterzucken
„kannst du es mir mit den Fingern zeigen?“
Schulterzucken
„bist du zwei jährig?“
„bin ich auch schon gewesen“
„oder bist du drei jährig?“
„bin ich auch schon gewesen“
„oder bist du vielleicht vier?“
„weiss nicht“
„kannst du es mir mit den Fingern zeigen?“
Kurzer streckt dem Kinderarzt beide Hände hin.
„Mit welchen soll ich?“

So ging das dann noch eine Zeit lang weiter, das Gespräch führte über den Geburtstag zu den erhaltenen Geschenken.

„Was hast du denn zum Geburtstag gekriegt?“
„ein Kraktor“
„ein WAS?“
„ein John Deere 6210 aber ohne Frontlader aber den wünsche ich mir noch ganz fest“
„ach so, einen Traktor? kann man auf dem fahren?“
„nein“
(ich so: „???“)
„dann ist es so ein kleiner Traktor?“ (Arzt zeigt mit den Händen)
„nein“
„also ein grosser? ist er grösser oder kleiner als deine Katze?“
„ich will nicht teilen!“

Nun, das ging dann fast eine Stunde lang so weiter. Arzt fragte was, Kurzer antwortete entweder wörtlich auf die Frage, oder aber – vermeintlich total zusammenhangslos – auf eine ganz andere Frage. Er geht halt davon aus, dass das, was er weiss oder erlebt hat, allgemein bekannt ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Unser Nicht-mehr-so-ganz-Kurzer hat wieder mal aus dem Vollen geschöpft! Immerhin hat er nicht den Rainman gegeben, wie bei der Zweijahreskontrolle, aber ein Besuch bei der Kinderpsychiaterin zur Abklärung wurde uns dringend ans Herz gelegt, weil das Kind irgendwie nicht so ist, wie die anderen.

Auf meine Gegenfrage, wer denn schon sein wolle wie alle anderen, wusste der Kinderarzt nichts zu sagen. Dafür Eckart von Hirschhausen: „Versuch lieber, Dich selber zu sein. Andere gibt es schon genug!“

Zum weiterlesen:

vierjahreskontrolle beim kinderarzt
Zum Teilen und Pinnen: Vierjahreskontrolle beim Kinderarzt