Es gibt gewisse Themen, die werden ohne aktuellen Anlass im Internet nach oben gespült, machen Furore und versinken dann wieder im Nirvana. Vielleicht angeregt durch die zahlreichen Spielwarenkataloge, hyped zur Zeit das Thema „Mädchenspielzeug“.

(Legosteine fotografiert von Stefan Erdmann @ pixelio.de)

Spielzeug ist für alle. Farben sind für alle.
(Legosteine fotografiert von Stefan Erdmann @ pixelio.de)

So nervt sich Nathalie Sassine über „Genderspezifische Nixkönner“, während die Schlimme Helena in „Willkommen Mr. Pink“ die These aufstellt, Spiele würden das Rollenverhalten von Kinder nicht beeinflussen, sondern ausschliesslich das elterliche Vorbild. Vom Werden und Sein legt nach und schreibt in „Mädchen können nicht rechnen und Piratenbücher sind nur was für Jungs“, dass es ja vor allem andere Mädchen/Frauen seien, die Sätze wie der Titel ihres Artikels von sich geben.

Beide Bloggerinnen stammen aus relativ liberalen Elternhäusern und kamen dem entsprechend mit solchen Bemerkungen erst relativ spät in Kontakt. Und beide kritisieren die Organisation Pinkstinks – und zwar in der besten Derailing-Tradition: Man unterstellt dem Gegner etwas Absurdes und stellt dann klar wie lächerlich das ist. Ja, es wäre tatsächlich lächerlich zu glauben, Spielsachen seien der einzige Sozialisationsfaktor. Und ja, es wäre auch lächerlich zu denken, durch ein Verbot von pinken und rosa Spielsachen würde Diskriminierung und Geschlechtsrollenverhalten wunderbarerweise vom Planeten verschwinden. Beide Annahmen wären in der Tat absurd.

Ich für meinen Teil begrüsse Bewegungen wie Pinkstinks oder Let Toys be Toys, die mit ihrer Arbeit das Bewusstsein dafür wecken, dass die Aufteilung von Spielsachen in „Bubenspiele“ und „Mädchenspiele“ die Wahl- und somit Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder schon im Kleinkindalter einschränken und sich dafür einsetzen, dass Spielzeughersteller und -händler die Waren nach Interessengebieten anbieten, statt nach Geschlechtern.

Ich bin überzeugt, wir alle können dabei nur gewinnen, wenn Stereotypen hinterfragt und alte Verhaltensmuster aufgebrochen werden! Oder mit den Worten von Ava Amira Weis (His and Hers – von Geburt an):

Dies kann ein erster Schritt sein. Doch das eigentliche Problem sind die eingefahrenen Rollenvorstellungen, die in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschen. Eltern trauen sich meistens nicht, ihren Kindern Spielzeug zu kaufen, welches eventuell nicht ins Bild passt. Ein Autoteppich für die Tochter scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein und eine Meerjungfrau-Barbie für den Sohn erst recht.

Wie verankert diese Denkweisen auch heute noch sind, zeigt ein Blick in die zahlreichen Elternforen im Internet. „Was soll ich einem 3-jährigen Jungen zum Geburtstag schenken?“ wird dort gefragt, und „womit könnte ich einem 2-jährigen Mädchen Freude bereiten?“

Solche Fragen sind keine Seltenheit. Ja himmelnocheins! Das sind richtige, echte Personen mit Interessengebieten und Vorlieben. Das sind nicht „ein Mädchen“ oder „ein Junge“, sondern echte Menschen, Individuen, Unikate, und keine uniformen Klone aus nur gerade zwei, untereinander identischen Bauformen!

Deshalb meine Bitte an Euch, bevor Ihr Weihnachtsgeschenke kauft: Lernt die Person kennen, der ihr ein Geschenk kaufen möchtet und schaut Euch an, wofür sie sich interessiert oder was sie sich wünscht. Denn dann punktet ihr und findet das eine Geschenk, mit dem ihr ihr eine Freude machen könnt.

Das heisst: Sofern man es denn findet. Was mich zu meiner Schlussfrage führt:
Weiss zufällig jemand von Euch eine Bezugsquelle für rosa Bettwäsche mit Lightning McQueen Aufdruck? Und etwas mit Pferden aber nicht in so typischen „Mädchenfarben“?