Ich liebe lange Autofahrten. Wenn ich alleine unterwegs bin oder mit schlafendem Kurzen auf dem Rücksitz, kann ich meine Gedanken schweifen lassen und sortieren. Im Kopf rekapituliere ich Gespräche oder lege mir Texte zurecht, die ich, sobald ich „lande“, schnell in mein schwarzes Moleskin kritzle oder in den Laptop hacke.

Nachtfahrt  (Foto: johnnyb  / pixelio.de)

Fahrt am Abend
(Foto: johnnyb / pixelio.de)

Wenn die Aufmerksamkeit auf Anderes gelenkt ist, können die Gedanken wandern, ohne dass die Räson ständig dazwischen schwatzt und machmal kommt Erstaunliches dabei heraus. Mir geht es jedenfalls regelmässig so, dass ich nach einer längeren Fahrt nachhause komme und ein paar Schlussfolgerungen getroffen habe, auf die ich ohne diesen besonderen Aufmerksamkeitszustand nicht gekommen wäre.

Man kann sich nicht im eigenen Kopf verlieren, wie das in einer ruhigen Minute zuhause geschehen könnte, denn man muss sich ja aufs Fahren konzentrieren. Angenehmere oder weniger angenehme Gedanken kommen, werden von allen Seiten betrachtet und man kann sie annehmen, oder betrachten und dann wie einen Volleyball wegspicken. Oder einfach nur im Raum stehen lassen und weiter gehen.

Und dann kommt man an, all die „hätte ich“ und „sollte ich“ fein säuberlich sortiert und mit sich selbst im Reinen und trotz der Müdigkeit innerlich zufrieden und man weiss wieder, wer man ist und dass man da ist, wo man hinwollte. Oder wenn nicht, was zu tun wäre, wenn man es tun möchte, oder was man ändern könnte.

Ich mag Nachtfahrten.

Schweigend, alleine oder zu zweit. Sich selber oder die Nähe zueinander wieder findend. Geduldig. In Balance. Alle Zeit der Welt habend, denn der Weg ist noch lang und die Nacht dauert bis zum Morgen.