Eigentlich habe ich ja gar keine Zeit für so ’nen Mist. Aber manchmal schwemmt meine Facebook- oder die Twitter-Timeline Themen an, denen ich mich nicht entziehen kann. Gleich parallel auf beiden Kanälen ging es heute plötzlich ums selbstbestimmte Gebären. Am besten gleich ohne überhaupt niemanden. Āžrzte sind böse, Medizin sowieso, und überhaupt, im schlimmsten Fall reichen drei Arnikakügelchen und dann schaukelt sich das Kind schon selber aus dem Geburtskanal.

Ich hatte gedacht, ich hätte  mich mit meinem Geburtserlebnis schon seit langem ausgesöhnt (hier und hier schrieb ich bereits darüber). Aber wenn ich mir die Wut ansehe, die beim Thema mit dem sehr, sehr, sehr, wirklich sehr ungeschickt gewählten Schlagwort „selbst geboren“ in mir hochsteigt, dann scheint dies immer noch nicht der Fall zu sein.

Oder die Wut hat gar nicht mit meiner Verarbeitung zu tun, sondern mit der Anmassung mancher Menschen, andere in „richtige“ und „falsche“ Mütter einzuteilen, weil sie „richtig“ oder „falsch“ geboren haben. Und das gerade noch so, als ob alle immer selber wählen würden. Als ob jeder Kaiserschnitt, jede andere medizinische Intervention wie Dammschnitt oder Wehen einleiten, gewünscht wäre. Und als ob Menschen, die sich für einen Kaiserschnitt entscheiden, einfach nur zu feige wären, sich den Strapazen einer „richtigen“ Geburt auszusetzen.

Um es mit den Worten einer deutschen Rockband zu sagen: Verpisst Euch!

Ich weiss, dass das ordinär ist, aber gopfridstutz nocheins, die aller-aller-aller-aller-meisten Kaiserschnittmütter haben den nicht gewünscht und sie sind weder Weicheier noch Feiglinge noch unselbständige Huschelis, die sich von allmächtigen Āžrzten durch die Gegend schubsen lassen! himmelarschundzwirn!

Die meisten Kaiserschnitteltern (es geht bei der Sache nicht nur um die weibliche Urkraft! da sind auch Väter beteiligt, die haben auch Gefühle! Ja!), also, die meisten Kaiserschnitteltern (ich spreche jetzt von geplanten Kaiserschnitten) wurden im Voraus über das Für und Wider der verschiedenen Alternativen informiert, haben lange und ausgiebig darüber diskutiert, untereinander, mit Hebammen, Āžrzt/innen,… und eine rationale Entscheidung für das in ihrem speziellen Fall geringste Risiko für Kind und Mutter und gegen den Selbstfindungstrip getroffen.

Beim unterschwelligen Vorwurf der #selbstgeboren-Frauen, diese Eltern hätten ihre Entscheidung nicht selbstbestimmt getroffen, steigt mir der Senf gleich wieder in die Nase. Dijon, scharf.

Soviel zur Wut.

Fürs Protokoll: Ich bin mitnichten sauer auf Frauen, die eine Hausgeburt, Spontangeburt, Alleingeburt, Hypnogeburt, Lotusgeburt oder was immer sie sich vorgestellt haben, gemacht haben. Das ist toll. Wunderschön. Jedenfalls habe ich vor der Geburt meines Sohnes viele davon gelesen und sehr oft gedacht: „So toll, das möchte ich auch“.

Aber das Leben ist nicht immer so. Und es ist nicht der persönliche Verdienst eines Menschen, wenn es so läuft, wie er sich das vorgestellt hat. Genau so wenig wie es das persönliche Versagen desjenigen ist, bei dem alles anders kommt, als gewünscht.

Und nun zur Trauer.

Meine Mutter hatte vier relativ leichte, relativ schnelle Geburten. Nachdem sie es bei mir (Nr. 2) nicht mochte, wie ihr im Krankenhaus alle Kompetenz und Entscheidungsbefugnis abgesprochen wurde (wir sprechen vom Jahr 1971), beschloss sie, Nr. 3 im Jahr 1979 zuhause, per Hausgeburt, zu gebären. Sie wusste ja wie es ging. Es dauerte sehr, sehr lange, bis sie eine ältere Hebamme und einen Frauenarzt fand, die beide einverstanden waren, sie dabei zu betreuen. Es ging gut und auch Nr. 4 kam zuhause zur Welt.

Die furchtbare Geburt meines Neffen (30 Stunden Wehen und Notkaiserschnitt) und darauf folgenden Wunschkaiserschnitt bei meiner Nichte tat ich innerlich als Einstellungssache ab (hiermit entschuldige ich mich öffentlich und in aller Form bei meiner grossen Schwester dafür! hinterher ist man immer gscheiter).

Und siehe da, bereits bei meiner ersten Schwangerschaft hatte ich nicht mal den Hauch von Übelkeit, geschweige denn andere Beschwerden. Es lag also doch nur und ausschliesslich an der richtigen Einstellung. Dachte ich. Die Fehlgeburt hat mir zwar diesbezüglich einen Tiefschlag versetzt und mein Vertrauen in meinen Körper nachhaltig erschüttert, ich zweifelte aber auch in der zweiten Schwangerschaft, die schon zwei Zyklen nach der Ausschabung einsetzte, nie auch nur eine Sekunde daran, dass ich eine relativ leichte Geburt haben würde.

Die Schwangerschaft selber verlief gut, ich war nur ständig unendlich müde, aber das empfand ich als normal. Ich war froh, verzichtete mein Körper auf die elende Kotzerei und verbuchte das damals nicht unter „Glück gehabt“, wo es doch eigentlich hingehört, sondern unter „richtige Einstellung“ *ascheaufmeinhaupt*

Und so ab Woche 30 hätte sich das „Gnöpfeli“ so langsam drehen dürfen. Tat er aber nicht, der faule Kerl, dafür fing er an zu wachsen wie ein Wahnsinniger. Den Kopf irgendwo zwischen meiner Milz und meinem linken Lungenflügel eingeklemmt, konnte ich manchmal kaum mehr atmen. Zum Ausgleich trat er mich in die Leber und Gallenblase. Wenigstens wusste ich so, dass er am Leben und in Form war (mit Vorderwandplazenta spürt man die Bauchzwerge ja eher weniger).

Ich fing an, im Internet nach Möglichkeiten zu suchen, wie man ein Bauchbaby zum Drehen überreden könnte. Turnen im Wohnzimmer war für meinen Mann lustig, als ich bei Bauchumfang 130 angekommen war, überlegte er, eine Seilwinde zu installieren, um mich ggf hochhieven zu können. Ach ja, bei jeder Ruhepause legte ich mir eine Spieluhr aufs Schambein und dingeldongelte so vor mich hin in der Hoffnung, der Kleine würde sich aus reiner Neugierde der Musik zuwenden und schwups, sich drehen.

Nix ging. Ich fing an zu moxen und massieren, meine Frauenärztin riet dringend,  einen Kaiserschnitt ins Auge zu fassen. Ich weigerte mich, so hatte ich das nicht geplant und ich wollte gefälligst das Mutterschafts-alles-inklusive-Gesamtpaket. Sie bat mich im Krankenhaus eine Zweitmeinung einzuholen, was ich auch tat. Noch ein paar Versuche mit Akkupunktur. Mein Bauch war  nun so riesig – und das Fruchtwasser so viel – dass ich alle paar Tage zum Schallen antreten musste. Kurzer drehte sich infolge der Akkunktur, aber immer halb und schwuppte dann zurück. Der Arzt im Spital riet zur äusseren Wendung. Ich war ziemlich durch den Wind. Wäre ich auf mich allein gestellt gewesen, hätte ich wohl eingewilligt, was, wir wir heute wissen, in einer Katastrophe geendet hätte.

Aber da waren die Hebammen im Spital von La Chaux-de-Fonds: Valérie, junge Hebamme chinesischer Herkunft, die mir die Akkupunktur gemacht hatte. Claire, die Osteopathin, die meinen Ischias behandelte, die ursprünglich Hebamme gewesen war und dann umgesattelt hatte. Marielle, die den Geburtsvorbereitungskurs geleitet hatte und die ich mir so sehr als Geburtsbegleiterin gewünscht hatte. Monique, eine Afrikanerin, die mit einer beeindruckenden Ruhe einen realistischen Optimismus verbreitet („Sie müssen sich nicht wundern, so eine schöne, grosse Frau mit so einem schönen, starken Mann, das muss einfach ein schönes, grosses Baby geben, und das wird schon irgendwie rauskommen, und wenn nicht, dann holen wir es halt raus, drinnen geblieben ist noch keins“).

Mein Mann und ich wählten dieses Spital, weil wir nach der Fehlgeburt von diesen Frauen so menschlich, so rücksichtsvoll, so mit Mitgefühl – aber ohne aufgesetztes Mitleid – betreut worden waren. Nicht wegen den Āžrzten oder den Infrastrukturen, sondern wegen diesen grossartigen Hebammen und Wochenbett-Pflegerinnen.

Und mit ihnen sprach ich dann auch, als ich – mein Fruchtwasser war nun so viel geworden, dass die Oberärztin eine Ruptur fürchtete – täglich zur Kontrolle antanzen musste. Sie waren alle einer Meinung: Wenn „Gnöpfeli“ sich halb dreht und dann wieder zurückgeht in seine gemütliche Seitenlage, dann liegt das daran, dass er sich nicht drehen kann. Irgend etwas ist dort innen los, was man von aussen nicht sieht.

All diese Frauen und mein Lebenspartner halfen mir, mich mit dem unausweichlichen Kaiserschnitt zwar nicht anzufreunden, aber doch abzufinden. Ich verhandelte mit der zuständigen Oberärztin einen Termin möglichst nahe am errechneten Entbindungstermin, in der Hoffnung, Kurzer würde wenigstens den Moment seiner Geburt selber bestimmen können. Und sonst konnte er wenigstens so lange wie möglich im Warmen bleiben, denn die Wendung hätte in Woche 36 durchgeführt werden müssen.

Als mir die Oberärztin dann riet, im Falle von Wehen nicht die Ambulanz zu rufen, sondern lieber den Helikopter, weil dann das Kind so schnell wie möglich rausgeholt werden müsse (die Plazenta lag direkt vor dem Ausgang), wurde mir schon etwas mulmig.

Aber ich haderte. Und haderte. Und haderte. „Jede Kuh kann werfen, nur ich nicht“, so dachte ich in den schlaflosen Nächten der Endschwangerschaft, während ich meinem Kurzen lautlos gut zuredete, er solle sich doch bitte, bitte endlich umdrehen, Kopf nach unten und so weiter, und derweil meine Vagina mit Spieluhrengedüdel beschallte.

Einigermassen neutral und wenigstens nach aussen hin ruhig, rückte ich bei 38+6 ein. Aufnahme, noch ein Ultraschall, es hatte sich nichts gedreht, Beruhigungsmittel, Scheidenzäpfchen, was weiss ich. Immer liebevoll betreut und alles erklärt bekommend von Valérie, der anwesenden Hebamme, die einen freundlichen, aber kompetenten Eindruck machte. Sie fuhr mich dann auch persönlich in den OPs.

Und dann fing an, alles schief zu laufen. Es war derselbe Operationssaal, in dem ich nach der Fehlgeburt die Ausschabung hatte. So glaube ich jedenfalls. Ich weiss nicht, ob es derselbe oder ein anderer war. Ich bekam Panik, kriegte keine Luft mehr, wollte wegrennen, aber die Zugänge waren schon gelegt und man verpasste mir die volle Dröhnung. „Die klauen mir mein Kind“ war alles, was ich noch denken konnte, dann setzte man die Spinalanästhesie und mein Blutdruck sank in den Keller.

PANIK-PANIK-PANIK-PANIK-PANIK!

Ich wünsche das echt keinem, was ich dort gefühlt habe.

Und dann schüttelte und rüttelte es. Und dann nichts mehr. Mein Mann flüsterte „er ist da, sie bringen ihn rüber“, liess meine Hand los und verschwand aus meinem Gesichtsfeld. Ich zählte auf Fünfzig. Hundert. Wo war mein „Gnöpfeli“? So war das nicht abgemacht. Ganz und gar nicht. Die sollten mir doch den Kleinen gleich nach der Kontrolle bringen.

Flüster-flüster-flüster.

WO IST MEIN BABY?

„Seien Sie nicht beunruhigt, er braucht nur etwas länger zum atmen“.

„Wieso weint er nicht? Wo ist er? Wieso ist er nicht bei mir? Bringen sie ihn her, sie haben es versprochen“

„Wir können nicht, hier hat es keinen Sauerstoff, er braucht Beatmung“

„Dann will ich zu ihm“

„Das geht nicht“

„ICH. WILL. MEINEN. SOHN. SEHEN.“

„Beruhigen sie sich, Madame, beruhigen Sie sich“.

Und dann drückte der Anästhesist ein Knöpfchen, schickte mich in die Wolken.

Mein Mann kam und zeigte mir ein Foto auf der Digitalkamera.

„Das ist er“.

Viel sah man nicht: Einen unscharfen Kopf eines Babys, eine Sauerstoffmaske, Hände, die sie dem Baby aufs Gesicht drückten.

Dann schickte man mich ins Mo-Land und rollte mich in den Aufwachraum.

Man würde ihn mir später bringen, sobald der Brutkasten da sei, ich könne ihn noch schnell sehen, aber dann müsse er verlegt werden.

Tatsächlich brachte man mir ihn eine Stunde später in den Aufwachraum, aber ich konnte ihm nur gerade die Hand reichen, bevor er weggebracht wurde, ins nah gelegene Kantonsspital, das eine Neugeborenen-Intensivstation hatte.

Es war wie in meinen Alpträumen, die mich die ganze Schwangerschaft durch „begleitet“ hatten: Man rollt mich in einen Operationssaal, schneidet mir mein Kind aus dem Bauch und bringt es weg. So hätte es nicht geschehen dürfen, denn ich hatte ja allen Āžrzten, dem Anästhesisten, den Hebammen, einfach allen davon erzählt, wie ich mich vor genau dieser Situation fürchtete. Und dann war es genau so. Exakt genau so. Und ich lag im Aufwachraum, allein, mit leerem Bauch, ohne Kind.

„Der Kleine ist in Neuenburg, es geht ihm gut, es geht ihm gut, er lebt, ich werde ihn sehen dürfen“ betete ich innerlich runter, die ganzen Stunden bis die Spinalanästhesie endlich weg war und ich aufs Zimmer zurückgebracht wurde.

„Machen Sie sich bereit für die Verlegung“.

„Aber ich will hier bleiben, er muss doch sicher nur bis morgen beobachtet werden, dann bringen sie ihn zurück“.

„Rechnen Sie lieber nicht damit“.

Ich musste dann noch über sechs Stunden warten, bis endlich eine Ambulanz frei wurde, die mich ins andere Krankenhaus, zu meinem Kind, brachte. Mein Mann blieb bei mir, weil er beim Baby sowieso nichts hätte tun können.

In Neuenburg angekommen kam eine ältere Hebamme mit kanadischem Akzent, die blöde Witzchen machte, um mich aufzumuntern. Ich heulte und heulte. Sie wollte mir zu essen geben, mich waschen, schlafen lassen, aber ich heulte, weil mein Bauchbaby weg war. Ich war leer und mein Baby war weg. Ich wusste, wenn man mir 10 Babys zeigen würde, ich wüsste nicht mal, welches meines war. Ich war das heulende Elend. Heute weiss ich, dass der mütterliche Körper bei einer Trennung von Kind und Mutter bei der Geburt hormonell auf „Totgeburt“ stellt und anders, als bei Müttern, die ihre Babys bei sich haben, sofort anfängt, in den unschwangeren und unmütterlichen Normalzustand zurückzukehren. Deshalb die Heulerei – nur die Hormone.

Jedenfalls brachte mich diese Hebamme schliesslich zu Kurzem auf die Intensivstation. Ich sass da vor diesem Brutkasten und sah das riesige, nackige Baby (ein 58cm-Baby neben all den Frühgeburten sieht enorm aus!) und dachte, was ist das für ein Baby, ist das meines, wo ist mein Bauchbaby? Wo war dieses zack-bum-Verliebtsein auf den ersten Blick wovon alle sprachen? Kind flutscht raus und – zack! – fühlt man die volle Ladung Glück und so?

Ich fühlte mich betrogen.

Betrogen um die Geburtserfahrung. Betrogen um die ersten wichtigen Momente mit meinem Kind. Betrogen um dieses Liebe-auf-den-ersten-Blick-Ding. Betrogen um so viel Schönes, von dem „alle“ berichten. Die dann doch nicht „alle“ sind, denn wenn man genauer hinhört, hinliest, merkt man, dass so viele ihr Kreuz zu tragen haben und dass die perfekte Geburt zwar vorkommt, aber doch auch ein Glücksfall ist, denn sehr viele Geburten sind weit davon entfernt, perfekt zu sein oder auch nur den Wünschen und Vorstellungen der Gebärenden zu entsprechen. Es kommt immer anders. Als Gebärende ist man immer ausgeliefert: Im besten Fall ist es sein eigener Körper und die unglaubliche und absolut beängstigende Gewalt, die so eine Geburt zum Vorschein bringt.  Soviel zur Selbstbestimmtheit.

Heute, nach zig Sitzungen bei einer Psychiaterin, die all das mit Kurzem und mir aufarbeitet weiss ich, dass ich überhaupt nichts fühlen konnte mit dem ganzen Mo im Kreislauf. Aber ich fand sogar Gründe, um mir auch das noch vorwerfen zu können. Was war ich nur für eine Frau, die nicht normal gebären konnte wie alle anderen, bei so einem Routineeingriff wie einem Kaiserschnitt voll feige zusammenklappt und dann noch nicht mal ihr Kind erkennt, wenn sie es sieht? Und so eine will Mutter sein? Ein Witz!

Ich weinte die ganze Nacht durch, auch dann noch als das Mo mir ganze Ameisenkolonien durch die Adern jagte und am Morgen war ich für nichts zu gebrauchen. Über das Hickhack mit den Āžrzten habe ich bereits geschrieben.

Ich brauchte danach mehrere Wochen – ein paar davon wiederum im Krankenhaus – um mich mit dem Erlebten zwar noch nicht zu versöhnen, aber doch so weit meinen Frieden damit zu machen, dass ich aus der Depression herausfand und mit meinem Kind eine Beziehung aufbauen konnte. Hier habe ich etwas über diese Zeit geschrieben.

Aber noch heute, so viele Jahre danach, empfinde ich diese unglaubliche Wut wenn  Frauen, die einfach nur unwahrscheinliches Glück gehabt haben, statt dieses zu schätzen und dankbar dafür zu sein, anfangen, über Selbstbestimmtheit zu faseln, als ob es an ihnen selber liegen würde, dass sie mehr Glück als andere hatten.

Seien wir doch alle ein kleines Bisschen bescheidener!

Und ein klein wenig dankbar. Die einen dafür, dass sie am Leben sind und ihre Kinder auch, die anderen dafür, dass sie darüber hinaus eine Geburt nach ihren Vorstellungen haben erleben dürfen. Das ist nämlich ein Privileg und kein Verdienst! So wenig, wie das Gegenteil auf persönliches Versagen zurückzuführen ist.

Nachtrag

Wenn ich schon nicht gebären konnte, dann wollte ich wenigstens alles andere richtig machen und verbiss mich wie ein Rottweiler ins Stillen. Es musste einfach funktionieren, ein diesbezügliches Versagen war schlicht nicht akzeptabel.

Henriette, meine Nachsorgehebamme der alten, holländischen Schule (sie kommt ohne Globuli und Räucherstäbchen aus, man stelle sich das vor) sagte mir in Bezug aufs Stillen etwas, das auch für diese #selbstgeboren-Geschichte zutrifft: Die Natural Mamas Bewegung hat grundsätzlich gute Ansätze, weil tatsächlich oft über-pathologisiert, über-behandelt wird – aber sie hat auch ihre negativen Seiten. Die Frauen versteifen sich auf ein idealisiertes Bild, wie eine Schwangerschaft, eine Geburt, der Beginn ihrer Mutterschaft verlaufen sollten. Aber es kommt immer anders. Immer. Und dann muss man das Ideal loslassen. Es gibt nicht die Stillbeziehung (oder Schwangerschaft, oder Geburt). Für Dich gibt es nur Deine. Akzeptiere sie, lebe sie und schick alle, die Dir was anderes einreden wollen, zum Teufel.

Was ich hiermit getan habe.

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