Da es Kurzens Wutanfälle bis heute in sich haben und wir bisher noch keine befriedigende Coping-Strategie gefunden haben, schaue ich mir gerne Bücher an, die Hilfe versprechen. So wie „Knut hat Wut“ von Edith Schreiber-Wicke, illustriert von Carola Holland, aus dem Thienemann Verlag. Der Klappentext tönte schon mal viel versprechend:

„Plötzlich will Knuts Feuerwehrauto nicht mehr fahren. Knut kriegt Wut! Er schreit, tobt, wirft mit Spielsachen nach seinem allerbesten Freund, dem Kater Grizzly. Als die Wut weg ist, ist auch Grizzly verschwunden. Was nun? Und was tun, wenn die Wut wieder kommt?
Eine Geschichte über Wut mit Tipps zum Entwüten“

Wenn etwas nicht funktioniert, wie sich der kleine Knut es vorstellt, wird er sauer. Aber richtig! Er tritt seine Spielsachen, brüllt und wirft Dinge durch die Gegend.
Als er mit einem Spielzeugkrokodil seine Katze „Grizzly“ trifft, versteckt die sich und will sich weder von ihm streicheln lassen noch in seinem Bett schlafen.
Knut ist darüber traurig und denkt darüber nach, wie er seine Wut loswerden könnte.

Was meint die Zielgruppe?

Ohne Übertreibung: Kurzer könnte Knuts Zwillingsbruder sein. Auch er schraubt gerne seine Fahrzeuge auseinander, auch er bringt sie sehr oft nicht mehr zusammen. Und auch er kriegt sich dann vor lauter Wut kaum mehr ein.
Daneben gibt es natürlich noch hundertdrölfzig andere gute Gründe für einen Wutanfall.

Deshalb dachte ich, so ein Buch, in dem erklärt wird, wie man seine Wut in den Griff bekommen könnte, wäre eine gute Sache. Eines hatte er schon: Das kleine Wutmonster von Britta Schwarz und Manfred Tobhoven (Werbelink). Um es kurz und schmerzlos zu machen: Genau wie jenes (und jedes andere sich in unserem Besitz befindende Bilderbuch mit der dick aufgetragenen Botschaft „ich will dir jetzt mal ein paar Werte um die Ohren hauen vermitteln“) schaute er sich „Knut hat Wut“ ein paar Mal an, fragte zwei, drei Mal zum Vorlesen – und seither liegt es ungeöffnet auf dem Gestell.

Wobei, das Verhalten der Katze in der Geschichte hat ihm schon zu denken gegeben. So nahmen wir dann das Buch zum Anlass, gewisse Verhaltensweisen zu reflektieren und darüber nachzudenken, was wohl unsere beiden Katzen davon halten und wie es ihnen dabei ergeht, wenn Kurzer unkontrolliert rumbrüllt, Zeugs herumwirft oder auf alles einschlägt.

Mein Fazit

Etwas hat mich an dem Buch wirklich gestört, und zwar die in Rot hervor gehobenen Botschaften „Treten ist gut bei Wut“, „Schreien ist gut bei Wut“ und „Werfen ist gut bei Wut“.

Das sind Botschaften, die ich meinem Kind nicht vermitteln möchte, im Gegenteil! Ich halte Treten, Schreien und Werfen während eines Wutanfalles nicht für zielführende Strategien, um seine Selbstregulation zu verbessern, von der Wut herunterzukommen oder sie in wenigstens halbwegs sinnvolle Bahnen zu lenken.

Deshalb habe ich diese Sätze beim Vorlesen „unterschlagen“ bzw. in „Treten/Schreien/Werfen ist auch bei Wut blöd“ umgedreht. Und dann darüber diskutiert, weshalb: Weil das Feuerwehrauto erst recht kaputt geht, weil die Katze erschrickt, weil jemand verletzt werden könnte.

Von mir aus gesehen ist das Buch nur bedingt geeignet, damit Kinder den Umgang mit starken Gefühlen lernen können. Die „Tipps zum Entwüten“ auf den letzten beiden Seiten sind zwar nicht schlecht, aber sie sind nicht Teil der Geschichte.

Auch als „einfach nur eine spannende Geschichte“ kann das Buch nicht dienen – dafür ist die Moral einfach zu dick aufgetragen.

Hingegen war es bei uns eine gute Diskussionsgrundlage für Gespräche darüber, was Schreien, Treten und Werfen während Wutanfällen bei Anderen auslösen können: Der Vater, der das kaputte Feuerwehrauto wieder reparieren muss, die Katze, die sich fürchtet und nicht mehr bei Knut schlafen will…

"Knut hat Wut" von Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland
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„Knut hat Wut“ von Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland

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Plötzlich will Knuts Feuerwehrauto nicht mehr fahren. Knut kriegt Wut! Er schreit, tobt, wirft mit Spielsachen nach seinem allerbesten Freund, dem Kater Grizzly. Als die Wut weg ist, ist auch Grizzly verschwunden. Was nun? Und was tun, wenn die Wut wieder kommt? Eine Geschichte über Wut mit Tipps zum Entwüten.

„Knut hat Wut“
Thienemann Verlag, Stuttgart
Text: Edith Schreiber-Wicke
Illustrationen: Carola Holland
Gebunden
32 Seiten
vom Verlag empfohlen ab 4 Jahren, ich würde sagen auch früher
ISBN 978-3-522-43742-4

Blick in’s Buch beim Thienemann-Verlag

Knut hat Wut
„Knut hat Wut“ von Edith Schreiber-Wicke und Carola Holland

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