Man weiss zwar irgendwie, dass ganz viele Mütter im Bekanntenkreis auf dem Zahnfleisch gehen, aber dass insgesamt ein Viertel aller Mütter – auf Deutschland hochgerechnet sind das 2.1 Millionen Menschen – davon betroffen sind, hätte ich nicht gedacht.

Stress und Burnout bei Müttern

In Deutschland gibt es 8.1 Millionen Mütter. 2.1 Millionen von ihnen würden eine Kur benötigen, meldete das Müttergenesungswerk (MGW) der Elly Heuss-Knapp-Stiftung am 5. März 2014. Immerhin 49’000 von ihnen, konnten 2013 in einer der mit dem MGW zusammen arbeitenden Kliniken zur Kur, das sind 5’000 mehr als im Vorjahr und 14’000 mehr als 10 Jahre zuvor.

Im Gegensatz zu noch vor 10 Jahren melden sich heute hauptsächlich Mütter mit psychischen und psychosozialen Beeinträchtigungen bei Beratungsstellen der Partnerorganisationen des MGW (86%). Gründe waren unter anderem der ständige Zeitdruck und die berufliche Belastung. Mangelnde Anerkennung, Probleme in der Partnerschaft und die finanzielle Situation sind weitere Faktoren, die den Alltag von Müttern erschweren.

Die Frauen suchten eine der zahlreichen Beratungsstellen der Stiftung auf, weil sie an Symptomen von Stress und Burnout litten, die man sonst eher bei Managern erwarten würde. Anne Schilling, Geschäftsführerin des MGW, nannte im Rahmen der Pressekonferenz vom 17. Juni insbesondere „Schlafstörungen, Angstzustände, Kopfschmerzen oder ähnliche Erkrankungen“, die in den vergangenen 10 Jahren stark angestiegen seien.

In den Mütter- und Mütter-Kind-Kuren des MGW und der Nachsorge werden nicht nur die gesundheitlichen Beschwerden der Mütter behandelt, sondern ihre gesamte Familien- und Lebenssituation angeschaut. So sollen „krankmachende Lebensumstände individuell mit jeder Mutter identifiziert und Lösungsstrategien für zu Hause erarbeitet werden“ (Pressemeldung des Müttergenesungswerks vom 5. März 2014).

Folgende Faktoren stellen heute ein besonders hohes Risiko für die Gesundheit von Müttern dar: Unsicherheiten im Lebensverlauf, ungleiche Arbeitsverteilung mit dem Vater der Kinder, Überlastung durch traditionelle Rollenerwartung, finanzielle Probleme/Armutserfahrung, Rassismuserfahrungen, Gewalt in der Familie, Verantwortung für den Bildungserfolg der Kinder (Auflistung gemäss Pressemitteilung des Müttergenesungswerks vom 17.6.2014, Seite 2).

Die meisten Mütter versuchten laut MGW viel zu lange, auftretende Probleme selber zu lösen. So suchen sie erst dann eine Beratungsstelle auf, „wenn die Probleme massiv sind“. Deshalb empfiehlt Anne Schilling den überlasteten Müttern, frühzeitig Hilfe zu suchen (Pressemeldung vom 5.3.2014).

 

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