Was soll das? fragten sich einige, als sie neulich meine „10 Bücher, die mich fürs Leben geprägt haben“-Liste auf Facebook sahen. Es geht ein Spiel um, bei dem man spontan aus dem Bauch heraus die 10 Bücher nennen soll, die einen fürs Leben geprägt haben.

Meine Liste war ein ziemlich durcheinander gewürfeltes Sammelsurium an Literatur und aus den Kommentaren entnahm ich einen gewissen Erklärungsbedarf. So be it.

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1. Die Bibel

Auch wenn ich mich heute nicht mehr als Christin bezeichnen würde, hat mich dieses „Buch der Bücher“ doch seit meiner Kindheit begleitet. Ich habe sie mehrmals von vorne bis hinten durchgelesen. Zuerst mit Kommentaren und Interpretationen des Bibellesebundes, später – nachdem ich schon einige Āžpfel intus hatte – dann auf eigene Faust und mit gespitztem Gehirn.
Ich las darin unter verschiedenen Perspektiven: Als Wort Gottes an die Menschen, als Geschichtsbuch, als Geschichtenbuch und als Inspiration für mich und meine persönliche Entwicklung.
Ihr Inhalt hat mich berührt, wütend oder traurig gemacht, zum Nachdenken und zum Weinen gebracht, aber mich nie gleichgültig gelassen.
Ihre Lektüre war es paradoxerweise auch, die mich schliesslich zuerst zum Agnostizismus, später zum Heidentum geführt hat.

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2. „Das Kapital“ von Karl Marx

Āžhnlich wie bei der Bibel ist das ein Buch, das niemanden kalt lässt. Man mag es oder man hasst es, aber bei jedem, der es liest, hinterlässt es gewisse Spuren. Wer Soziologie und / oder Wirtschaftswissenschaften studiert, kann ihm keinesfalls entkommen.
Mich hat es während meinen Studienzeit ein paar Jahre lang begleitet. Aber im Rückblick lag das eher an meinem sozialen Umfeld und den Leuten, die ich bewunderte und zu denen ich gehören wollte, als an meiner echten, tiefen Überzeugung. Andererseits stelle ich immer wieder mit Schrecken fest, wie hoch aktuell einige Aussagen darin immer noch (oder wieder) sind!

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3. „Die kleine Hexe“ von Otfried Preussler

Mein erstes eigenes Buch und meine erste Begegnung mit dem Okkulten. Was ich aus der „Kleinen Hexe“ für mein ganzes Leben mitgenommen habe ist die Erkenntnis, dass nicht eine Gabe einem gut oder böse macht, sondern das, was man daraus macht. Und dass es auch richtig nette Hexen gibt.

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4. „Momo“ von Michael Ende

Momo, die Geschichte des kleinen Mädchens, das am Ende die grauen Männer besiegt, das sich seine Kindlichkeit und die ihr innewohnende Schwerelosigkeit bewahren kann. So zauberhaft und poetisch. Ich habe nicht mehr alles präsent, erinnere mich aber an das Gefühl beim Lesen.

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5. „Stein und Flöte“ von Hans Bemmann

Darüber gibt es nicht viel zu sagen, ausser: DRINGENDE Leseempfehlung für alle, die es noch nicht kennen.
Was ich aus dem Buch für mein Leben mitgenommen habe? Schwierig zu sagen, da es bei mir je nach Lebensalter und -situation andere Seiten zum schwingen gebracht hat. Es gehört definitiv zu den Büchern, die man so alle 10 Jahre wieder lesen sollte. Es ist ein Entwicklungsroman und ein Fantasyroman rund um das Thema „sei vorsichtig mit Deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen“ aber nicht nur – denn das ist noch nicht alles!

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6. „Die linke Hand der Dunkelheit“ und „Planet der Habenichtse“ (in der Neuübersetzung „Freie Geister“) von Ursula K. Le Guin

Beides sind Utopien dieser Grand Lady der Science-Fiction-Autorinnen, bei Left Hand of Darkness versucht sie, sich einer genderfreien Gesellschaft anzunähern, beim Planet der Habenichtse geht es um Klassenfreiheit. Beide denken out of the box und bringen einem zum Nachdenken, sind aber auch unbequem zu lesen.

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7. „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck

George zieht gemeinsam mit dem kognitiv beeinträchtigten Lennie als Wanderarbeiter durch die USA der 1920er oder 30er Jahre. Die beiden haben gemeinsame Träume, weshalb daraus nichts werden kann, erfahren wir im Laufe der Geschichte. Der Roman ist grossartig, aber schwer verdaulich. Die Sache mit der zerdrückten Maus bleibt wohl bis an mein Lebensende hängen.

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8. „Der kleine Unterschied und seine grossen Folgen“ von Alice Schwarzer

Stellvertretend für den Gleichheitsfeminismus hätte ich auch Simone de Beauvoir mit ihrem „Anderen Geschlecht“ und noch ein paar andere Autorinnen nennen können. Sie alle haben meinen Lebensweg mehr beeinflusst, als ich vor Zeugen zugeben würde.

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9. „Ursprünge und Befreiungen“ von Carola Meier-Seetaler

Die Kulturphilosophin Dr. Carola Meier-Seetaler hat mich mit ihrer historischen Annäherung an die Frauenfrage und ihrer „dissidenten Kulturtheorie“ nachhaltig beeinflusst und meine Weltanschauung bis heute geprägt. Vor allem ihre Vorschläge zur Überwindung der polarisierenden Einteilung der Welt haben es mir angetan.

In den 20 Jahren zwischen der ersten und zweiten Auflage hat die (prä-)historischen Forschung grosse Fortschritte gemacht und einige der Thesen von Marija Gimbutas & co. wurden revidiert bzw. widerlegt. Die neueren Forschungen auf dem Gebiet haben Eingang in die zweite Auflage gefunden, in der Meier-Seetaler ihre Thesen teilweise umgeschrieben hat. Deshalb empfehle ich euch, die „blaue“ Version von 2017 aus dem Opus-Magnum-Verlag zu lesen und nicht Version mit der Niki-de-Saint-Phalle-Statue auf dem Cover.

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10. Die Abenteuer von Alanna von Trebond von Tamora Pierce

Alanna, sie steht stellvertretend für die gesamte Mädchen-verkleidet-sich-als-Junge-Literatur, die ich als Jugendliche verschlungen habe. Alanna will Ritter werden, darf aber nicht, weil sie ein Mädchen ist. Ihr Zwillingsbruder will studieren, darf aber nicht, weil er Ritter werden muss. Also tauschen die beiden kurzerhand Kleider und Ausbildungsplatz…
Ich stamme aus einer Zeit, wo Mädchen noch Mädchenzeugs machen mussten (Handarbeiten textil obligatorisch! Nicht-textiles Werken verboten!) und Frauenberufe lernten. Vorbilder für alternative Berufswege gab es im richtigen Leben kaum welche, also stürzten wir uns auf Geschichten wie den Alanna-von-Trebond-Zyklus: Die schwarze Stadt, Im Bann der Göttin, Das zerbrochene Schwert und Das Juwel der Macht (alle vier vom Arena-Verlag).
Ich liebe ihn heute noch.

Die deutschen Bücher in der alten Übersetzung (von Arena) sind leider nur noch antiquarisch und als Hörbuch erhältlich. Die Neuübersetzung / Sammelband von Heyne („Das Lied der Löwin“) ist nicht zum empfehlen, da Übersetzungsfehler drin sind und die Modernisierung der Sprache dem Märchen die Magie geraubt hat.

„Die Bibel“ und „Das Kapital“ 10 Bücher, die mich geprägt haben
„Die Bibel“ und „Das Kapital“ 10 Bücher, die mich geprägt haben