Erst wollte ich diesen Artikel mit „Werdet endlich erwachsen oder wartet mit Kinderkriegen, bis ihr es seid“ betiteln, dachte dann aber es wäre vielleicht etwas harsch…

Es mag einer der Vorteile später Mutterschaft sein, dass man sich nicht mehr so oft damit aufhält, was andere über einem denken (oder es einem weniger belastet als noch vor 10 oder 20 Jahren).

Mit über 40 hat man auch nicht mehr den Anspruch, dass alle mit einem einer Meinung sein müssen. Und man hat gelernt, dass viele verschiedene Wege nach Rom führen. Sofern man überhaupt nach Rom will!

Mit über 40 weiss man in den meisten Fällen, wer man ist und was man wert ist. Man hat erkannt, dass die Art und Weise, wie jemand Elternschaft lebt, ein Punkt neben ganz vielen anderen ist, die ihn als Menschen, als Person auszeichnen.

Deshalb erschüttert es einem auch nicht mehr so tief, wenn andere einen anderen Weg gehen, als man selber, denn man hat erkannt, dass die Entscheidungen anderer Menschen keine Kritik an einem selber sind.

Ich bin ich. Du bist jemand anderes. Das ist gut so.

„Wir“ gibt es nur in meiner eigenen Familie, meinem Clan, meinem Freundeskreis, aber nicht mit all den Fremden da draussen, egal ob im richtigen Leben und im Internet. Nur weil wir zufällig ebenfalls Eltern sind, müssen wir nicht in allen Dingen einer Meinung sein. Weder in Bezug auf Elternschaft noch in Bezug auf alle anderen Punkte.

Ich mag Fisch. Du magst Fleisch. Und jemand anderes isst weder das eine noch das andere. Deshalb spricht doch keiner gleich von einem Food-War?

Allein die Idee hinter dem Anspruch, dass alle meiner Meinung sein sollten, finde ich absurd. Nur weil Du auch an der Uni studiert hast, musst Du doch nicht die gleiche Tätigkeit gut finden, wie ich? Nur weil Du Dich politisch engagierst, müssen wir doch nicht in der gleichen Partei sein? Und nur weil wir in der gleich Partei sind, müssen wir doch nicht beste Freundinnen werden? Weil wir beide blonde Haare haben müssen wir dieselben Männer attraktiv finden?

Man merkt sehr schnell auf der Mütterberatung oder in der Krabbelgruppe, dass man mit dem Grossteil der anderen Mütter nur die eine kleine Gemeinsamkeit hat, dass die Kinder im gleichen Alter sind. Sonst liegen die Lebensrealitäten und Interessensphären so weit auseinander, dass man sich kaum etwas zu sagen hat. Dabei kann man es belassen oder man kann einen Krieg herbeischreiben und alle der Kriegstreiberei bezichtigen, die das anders sehen.

Muss man aber nicht! Mach Dich frei! schrieb Andrea vom Vereinbarkeitsblog. Mach Dich frei von den Meinungen anderer und mach dich vor allem frei vor Deinen Ansprüchen an Andere. Am Ende kannst Du nur Deine eigenen Handlungen und Meinungen beeinflussen, nicht die der Anderen. Und das ist gut so!

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