Draussen fallen die ersten Schneeflocken, es ist kalt und wird bereits früh dunkel. Gibt es eine bessere Zeit, um zusammen auf dem Sofa zu kuscheln und neue Bücher zu lesen oder vorzulesen? Dazu passt ganz wunderbar die Schneegeschichte des jungen Koreaners Sang-Keun Kim.

Handlung

Der kleine Maulwurf hat grosse Sorgen: Er ist mutterseelenallein und möchte so gerne Freunde haben. Da kommt ihm in den Sinn, was seine Grossmutter früher immer sagte:

„Wenn du Sorgen hast, dann machst du am besten einen grossen Schneeball. Den wäzt du vor dir her und sprichst dir dabei alles von der Seele.“

Genau das tut der Maulwurf. Er wälzt und murmelt und brummelt seine Fragen in die Winternacht. So absorbiert ist er von seinem Tun und seinen Sorgen, dass er gar nicht merkt, dass er einen Frosch, einen Hasen, einen Fuchs, ein Wildschwein und einen Bären in seinen Schneeball einrollt. Und auch als der Schneeball wirklich riesig und schwer geworden ist, seufzt er in die Winternacht:

„Ist denn nicht irgendwo ein Freund für mich?“

Als er auf Antwort wartet, hört er einen Hilferuf aus dem Inneren des Schneeballs und macht sich auf die Suche nach dem Rufer. Eines ums andere findet er die Tiere und befreit sie: Den Fuchs, das Wildschwein, den Frosch, den Hasen und zu guter Letzt den Bären. Als sich die sechs endlich aus dem Schneeball herausgebuddelt haben, geht die Sonne auf. Endlich ist der Maulwurf nicht mehr allein!

Was meint die Zielgruppe?

Obwohl das Buch vom Verlag schon ab vier Jahren empfohlen, und er also schon ein wenig zu alt dafür ist, konnte Kurzer (6 Jahre und 1 Monat) herzhaft über die Geschichte lachen. Immer, wenn ein neues Tier auftaucht, weiss er im Voraus schon, was geschehen wird und freut sich diebisch. Er findet den Maulwurf ein Bisschen dumm, weil er gar nicht merkt, dass da andere Tier sind. Wenn er etwas aufmerksamer wäre, könnten sie ja schon vorher seine Freunde sein und dann bräuchte es die Geschichte gar nicht.

Mein Fazit

„Wenn du Sorgen hast, rolle einen Schneeball“ ist eine köstliche Geschichte, die ohne Schnörkel direkt auf die Pointe hin erzählt wird. Es geht um (verpasste) Gelegenheiten, darum, mit offenen Augen durch die Welt zu laufen, und natürlich um Einsamkeit und Freundschaft. Und um die Weisheit von Grossmüttern.

Die Illustrationen erinnern auf den ersten Blick an die Zeichnungen von Kathrin Schärer (vielleicht habe ich auch nur deshalb den Eindruck, weil ihr „Apfelbaum“-Buch direkt daneben auf meinem Schreibtisch liegt). Sang-Keun Kim hat aber durchaus seinen eigenen Stil und die Illustrationen passen ganz wunderbar zur Geschichte.

„Wenn du Sorgen hast, rolle einen Schneeball“ und sein Autor, Sang-Keun Kim, gehören für mich zu den schönsten Neuentdeckungen dieses Herbstes. Ich hoffe, dass von diesem Autor noch ganz viele Bücher den Weg auf den deutschsprachigen Büchermarkt finden.

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Steckbrief

„Gedankenversunken stapft der Maulwurf durch den tiefen Schnee. Ob er den langen Winter ohne einen Freund verbringen muss?
Ein poetisches Bilderbuch über die Suche nach dem Glück – und wie man es im Stolpern findet“.

„Wenn du Sorgen hast, rolle einen Schneeball“
Sang-Keun Kim (übersetzt von Andreas Schirmer)
Beltz & Gelberg, Weinheim und Basel, 2015
ISBN 978-3-407-81091-4
Empfohlenes Alter: ab 4 Jahre

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Bezugsquellen

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