Das neue Buch der Schweizer Illustratorin und Autorin Kathrin Schärer ist einmal mehr ein grosser Wurf. Ich weiss, ich sollte objektiv bleiben, finde aber: Schärer hat’s einfach drauf!

Der alte Fuchs ist sauer, weil Jahr für Jahr andere Tiere die Āžpfel seines Lieblingsbaumes aufessen. Die haben einfach keinen Respekt mehr vor ihm! Er stellt eine Falle und tatsächlich findet er eines Morgens ein Wiesel darin. Es ist ein Zauberwiesel und der Fuchs darf einen Wunsch äussern, der „auf immer und ewig“ halten wird. Er wünscht sich,

„…dass jeder, der auf meinen Apfelbaum fliegt oder klettert, daran festklebt – auf immer und ewig – mit Ausnahme der Bienen im Frühling.“

Das Wiesel zaubert und erklärt dem Fuchs noch, dass nur er selber den Zauber lösen könne, ansonsten gälte dieser auf immer und ewig.

Bald hat es sich bei den anderen Tieren herumgesprochen, dass der Apfelbaum des alten Fuchses verzaubert ist und sie lassen ihn in Ruhe. Der Fuchs ist zufrieden und er geniesst gemeinsam mit seiner Füchsin die Äpfel.

Bis eines Tages der Tod auftaucht und den alten Fuchs abholen will. Listig lockt dieser den Tod auf den Baum, wo er festklebt. Der Fuchs freut sich, dass er den Tod überlistet hat, und nun auf immer und ewig leben wird.

„Der Tod lächelt und wartet.“

Von nun an können dem Fuchs weder die Jäger noch Krankheiten oder Unfälle etwas anhaben. Er wird älter und älter. Langsam tun ihm die Knochen weh und irgendwann stirbt seine Füchsin. Da geht der Fuchs zum Apfelbaum, auf dem der Tod immer noch festsitzt und fragt ihn, wie das sein kann. Der Tod erklärt ihm, dass er nur seinen eigenen Tod festhalten könne, nicht aber den der anderen.

„Wie würde sonst die Erde aussehen? Das Leben braucht mich.“

Noch mehr Jahre vergehen, in denen der Fuchs Freunde und Verwandte auf die Welt kommen und wieder sterben sieht, bis er eines Tages genug hat. Er geht zum Apfelbaum und befreit den Tod, um ihn zu umarmen.

Was meint die Zielgruppe?

Bisher war der Tod in unserer Familie noch nicht präsent und somit auch kein Thema. Ausser meinem verstorbenen Grossvater (also seinem Urgrossvater), kennt Kurzer keine Toten persönlich.
Auch die grossen Fragen über das Leben, den Tod und die Unsterblichkeit waren bisher bei uns noch kein Thema.
Entsprechend gleichgültig hat Kurzer dann auch auf das Thema diese Bilderbuchs reagiert. Er blättert es gerne durch und schaut sich die Bilder an, aber bisher scheint ihm die tiefere Botschaft der Geschichte zu entgehen.
Ich bin aber überzeugt, dass er eines Tages – wenn er selber dafür bereit ist – kommen und Fragen stellen wird.

Mein Fazit

Dieses Buch hat alles, was grosse Literatur ausmacht: Schmunzeln, Hühnerhaut und Tränen.

Natürlich kennt man das Märchen bereits, in dem der Held den Tod so lange überlistet, bis er am Ende allein und einsam da steht und den Tod schliesslich willkommen heisst. Schärer erzählt sie jedoch in warmen Worten und mit viel Mutterwitz.

Die Bilder sind detailliert, wie wir es von Schärer gewohnt sind. Die Tiere freundlich und doch realistisch dargestellt und wie mir scheint, immer mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Der Tod ist überhaupt nicht „gfürchig“ (Angst erregend) sondern sieht in seinem komischen Strampelanzug richtig nett aus. Was mich an diesem Buch besonders beeindruckt: Der Fuchs sieht auf jeder Seite ein klein wenig älter, trauriger und zerzauster aus. Als seine Frau Füchsin stirbt, ist er so traurig dargestellt, dass mir das Wasser in die Augen stieg. Und wie er auf der letzten Seite den Tod umarmt, diese Wärme und diese Erleichterung zeichnerisch rüberzubringen ist schon hohe Kunst.

Ich empfehle dieses Buch allen, die sich mit Themen rund um den Tod befassen und allen, die Kathrin Schärer mögen, sowieso.

Bilderbuch Der Tod auf dem Apfelbaum von Kathrin Schärer
Zum Teilen und Pinnen: „Der Tod auf dem Apfelbaum“ von Kathrin Schärer

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Steckbrief

„Mit List und Zauber bannt der Fuchs seinen Tod auf den Apfelbaum.
Aber ist das die Antwort auf die Frage nach dem Lebensglück?
Kathrin Schärer greift ein altes Märchenmotiv auf.
Sachte und mit Schalk erzählt sie davon, dass der Tod zum Leben gehört.“

„Der Tod auf dem Apfelbaum“
Kathrin Schärer (Text und Illustrationen)
Atlantis Verlag, an imprint of Orell Füssli Verlag AG, Zürich, 2015
ISBN 978-3-7152-0701-8
Empfohlenes Alter: ab 5 Jahre, Kindergarten, Basisstufe

Kathrin Schärers neues Buch hat bereits zahlreiche Ehrungen erhalten:

  • eines der 7 besten Bücher für junge Leser im November vom Deutschlandfunk
  • Buch des Monats November des Instituts für Jugendliteratur
  • Rezension des Monats November des Evangelischen Literaturportals e.V.
  • „Leselotse“-Empfehlung des „Börsenblatts des deutschen Buchhandels“
  • Buchtipp in LeporelloLesen
  • Aufnahme in Auswahl für Bilderbuch-Preis 2016 der Jury der Jungen Leser/Kritiker
  • Auswahl der Ausstellung „Die 100 Besten“ der nächsten Münchner Bücherschau
Buchcover Der Tod auf dem Apfelbaum von Kathrin Schärer
Buchcover Der Tod auf dem Apfelbaum von Kathrin Schärer

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