Lange war es jetzt still auf diesem Blog, ausser ein paar Buchbesprechungen kam kaum mehr Neues. Auch über die Social Media gab es fast nur noch Recyceltes und nicht mal mehr die Swiss Blog Family – auf die ich mich riesig freue – mochte ich mehr bewerben, dabei hätte es noch Plätze frei!

Was ist passiert? Nur die Sommerferien des Kurzen und ein grosser Auftrag für mein Übersetzungsbüro. @froumeier formulierte neulich auf Twitter das Problem folgendermassen:

Die gute Nachricht ist: Es geht mit der Vereinbarkeit. Auch für selbständige, sog. „Mumpreneurs“, ist Vereinbarkeit von Familie und Arbeit machbar. Aus Gründen war es ja schon immer meine persönliche Herausforderung, ein Maximum der Betreuungszeiten selbst abzudecken und trotzdem meine Firma in den Erfolg zu führen, meine Schreiberei nicht zu vernachlässigen und überhaupt.

Normalerweise geht das auch so einigermassen – meistens auf Kosten der Flexibilität und Spontaneität. Unsere Tage sind durchgetaktet, minutengenau verplant, jeder hat seine freien Zeiten, Zeiten für Sport, Zeiten für Hobbys, für Arbeit, für den Haushalt, Mama-Sohn-Zeit, Papa-Sohn-Zeit, Mama-Papa-Sohn-Zeit… und irgendwie geht alles ineinander über und passt schon. Aber wehe es kommt was dazwischen!

Dann kamen die sechswöchigen Sommerferien.

Der Plan war einfach, es gab nur wenige Prioritäten: Kurzer sollte eine gute Zeit erleben, ich wollte in Bewegung bleiben und mich auch ein Bisschen erholen und daneben an diesem Grossauftrag weiterarbeiten.

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Die ersten paar Tage war Kurzer bei meinen Eltern in den Ferien, so konnte ich ein paar Rückstände aufholen und die nächsten Wochen aufgleisen. Yoga, Marketing, alles hatte Platz in dieser Woche und Kurzer spielte ausgiebig mit seinen Kumpels. An einem Nachmittag war ich mit ihm im Seilpark.

In der zweiten Woche wollte ich dann ernsthaft an meinen Prioritäten arbeiten, d.h. an meinem Grossauftrag weitermachen, aber auch etwas für mich tun. Das angesagte Wetter war schön und warm, wir konnten also gut tagsüber zuhause was machen und danach ins Schwimmbad oder an den See fahren. Nur dass Kurzer sich dann mit einem älteren Nachbarsjungen angelegt hat oder der mit ihm, manchmal weiss man ja nicht so genau wer angefangen hat und nach einer gewissen Zeit ist es auch egal. Jedenfalls prügelten die Beiden sich ständig. Ich bin ja auch dafür, dass Kurzer seine Konflikte selber löst aber dann hat sich der Vater dieses Jungen eingemischt und Kurzer sah sich plötzlich nicht nur mit diesen Jungen konfrontiert, der ihm verbieten wollte, draussen zu spielen, sondern auch noch mit einem Erwachsenen, der ihn bedrohte.

Damit konnte ich ihn natürlich nicht allen lassen! Statt mich also um meine Arbeit zu kümmern, sass ich also die ganze Woche über draussen und stand meinem Kurzen zur Seite, damit er in Ruhe spielen konnte, ohne belästigt zu werden. Immerhin schrub ich ein paar Rezensionen und zahlreiche Entwürfe für den Blog, wenn auch nur in mein Moleskine (und das meiste davon wohl für den Müll).

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In der dritten Ferienwoche hatte mein Mann auch endlich Ferien und ich erhoffte mir etwas Entlastung. Am ersten Tag kümmerten wir uns gemeinsam als Familie um den sträflich vernachlässigten Haushalt, Einkäufe, so was halt. Dann wollte der Mann ein paar Tage in Ruhe mit seiner Mutter verbringen. Der Kurze und ich blieben allein zuhause. Immerhin war der Nachbarsjunge nicht da und mein Sohn konnte alleine draussen spielen. Highlight der Woche war eine Radtour im Dreiseenland, gekrönt mit einem Rieseneisbecher und Baden im See.

Radeln und Baden war das Wochenmotto von Mann und Bub für die vierte Ferienwoche. Ich hatte endlich die gewünschte Entlastung, musste aber frustrierterweise feststellen, dass ich mir zu viel vorgenommen hatte. Büroarbeiten, Marketing und Buchführung absorbierten die zur Verfügung stehende Arbeitszeit und es blieb nichts mehr übrig für Projektarbeit geschweige denn Zeit zum Schreiben oder Bloggen. Und natürlich wollte ich auch etwas Zeit mit den Jungs verbringen.

Ende der Woche fuhren wir zu Freunden im grenznahen Leimental und von dort weiter über das Elsass (naja, einen winzigen Teil davon) in die Ajoie (Schweizer Jura). Der Besuch im Préhisto Parc in Réclère, war ein Highlight für den Kurzen und er wäre gerne noch länger geblieben, wenn nur nicht das Wetter so furchtbar fürchterlich gewesen wäre. Optimistisch wie wir sind, glaubten wir ans Orakel des Wetterberichtes und fuhren statt nachhause über kleine Strässchen weiter in den französischen Doubs. Doch statt des gesuchten Campingplatzes mit Restaurant fanden wir nur ein furchtbar totes Kaff und himmeltrauriges Wetter. Deshalb fuhren wir weiter und natürlich war dann auch noch die Strasse gesperrt, die Laune entsprechend.

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Kurzer tat, was er in solchen Situationen immer tut: Er schlief ein! Diese Superkraft möchte ich auch haben, die Fähigkeit, jedesmal wenns unangenehm wird, einfach einzuschlafen. Leider geht das nicht, wenn man am Steuer sitzt oder die Karte lesen muss. Jedenfalls wurden wir dann in Maîche fündig: Der Campingplatz ist ruhig und günstig, die Dame, die ihn betreibt, sehr freundlich und hilfsbereit. In Fussdistanz von ein paar wenigen Minuten hat es ein exzellentes Restaurant. Perfekt für uns!

Am Abend gingen wir dann auswärts essen, Einmal mehr waren wir hin und weg von den französischen Kindermenus… kein Wunder, dass dort Kinder weder mit Essen schmeissen (kleiner Witz am Rande) und sich im Restaurant anständig benehmen: Sie kriegen was Richtiges zu essen! So schnabulierte dann unser Kurzer seinen gedämpften Lachs mit hausgemachten Pommes und Salat wie wenn er jeden Tag auswärts essen würde. Aber ich schweife ab.

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Auf Kurzens Ferienunternehmungswunschzettel stand noch Minigolf und so fragten wir am nächsten Tag die nette Campingdame nach dem nächst gelegenen Minigolfanlage. Sie googelte für uns nur leider war die einzige Anlage in erträglicher Fahrdistanz seit zwei Jahren geschlossen. Dafür empfahl sie uns einen kleinen Attraktionspark in der Nähe. So verbrachten wir den ganzen Nachmittag in Liegestühlen neben einer Hüpfburg, an der Kurzer seinen unbändigen Bewegungsdrang abarbeitete. Am Abend feierten wir dann 1. August in abgespeckter Version (Raclette, ein paar Zuckerstöcke und bengalische Zündhölzer, kein Chlepfzeug).

Das war’s dann auch schon mit unserem Miniurlaub. Ich hatte zuhause noch zu tun und mein Projekt lag mir auf der Seele. So machten wir uns am nächsten Tag gemütlich auf den Heimweg Richtung La Chaux-de-Fonds. Erster Zwischenstopp am Doubs, an einem Wanderweg namens „Les échelles de la mort“ („die Treppen des Todes“, aber hallo!). Mister Zappelphilipp hatte nicht gerade seinen konzentrierten Tag, deshalb liessen wir das mit den Leitern durch die Felswand sein und wanderten stattdessen dem kleinen Flüsschen Doubs entlang. Zwischen den Felswänden war es kühl und ruhig, ausser uns waren keine Menschen unterwegs und es roch nach Wasser und Urwald. Perfekt!

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Unter einer Felswand machten wir Mittagsrast, Kurzer suchte nach Dinosaurierspuren und Fossilien, und stiess dabei auf einen Mega Raptor, der sich dann auch prompt über unser Mittagessen hermachte. Der Kerl muss sich in Réclère in unserem Rucksack versteckt haben, auf jeden Fall war er den ganzen Urlaub über mit dabei und hat sich ständig und überall vorgedrängt, vor allem wenn’s was zu essen gab.

Wir überlegten uns kurz, für den Rückweg einen anderen Weg durch die Felswände der Schlucht zu nehmen, entschlossen uns aber aus Sicherheitsgründen dagegen. Wir werden aber auf jeden Fall wieder hierher kommen – die Stelle eignet sich auch für einen Sonntagsausflug ausgezeichnet – und dann werden wir die Bergschuhe dabei haben!

Als wir beim Parkplatz ankamen war schon nach vier Uhr und wir wollten dem Landrover zuliebe über kleine Strässchen heimfahren statt die Hauptstrasse zu nehmen. Wir Erwachsenen genossen die Rückfahrt über die offenen Hügel der Freiberge und Kurzer nutzte derweil einmal mehr seine Siesta-Superkraft.

Die folgenden Tage versuchte ich dann wieder zu Arbeiten, aber irgendwie waren wir jetzt so in der Ferienstimmung drin, dass ich es kaum hinkriegte. Entsprechend stieg mein Frustlevel. Immerhin war die Yogaleiterin wieder zurück, so dass ich etwas für mich tun konnte. Lange, laue Sommerabende im Garten, mit Grill und guter Gesellschaft, schlossen diese Woche – die letzte Urlaubswoche des Mannes – ab und es fühlte sich tatsächlich fast wie Ferien an. Noch ein Strandtag in Cudrefin (mit gegrillten Lachs- und Thunfischsteaks) am Freitag und Minigolf gab’s am Samstag übrigens dann auch noch und wir waren froh, konnten wir dieses Versprechen noch einhalten.

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Die letzte Ferienwoche des Kurzen war dann im Vergleich dazu schon fast wieder ruhig. Naja, kind of. Kurzer schaute viel fern, spielte ausgiebig Super Mario Bros. auf seiner DS (…ich bin eine coole Mama weil ich alle Welten schaffe…) und verbrachte wieder viel Zeit mit seinen Kumpels im Hof, im Garten und auf dem Trampolin. Einen Tag waren wir bei meinen Eltern, an einem anderen haben wir Schulsachen eingekauft und den Ranzen parat gemacht. Eigentlich wollte ich noch mit ihm ins Kino gehen, aber wegen des schönen Wetters liessen wir das dann bleiben. Dafür waren wir einen Nachmittag lang im Park von Evologia, spielen, eine Bienenausstellung anschauen, im Streichelpark, im Labyrinth und auf dem Spielplatz.

Da war doch noch etwas? Ach ja, meine Arbeit. Seufz. Die lief irgendwie nebenher und ich hatte konstant das Gefühl, nichts zu leisten. Weder richtig für den Kurzen dazusein, noch mit der Arbeit vorwärts zu kommen. Allein in der letzten Woche habe ich folgendes geschafft: Mehrere Offerten erstellt, zwei Aufträge geprüft, gemerkt dass ich sie nicht selber machen kann, Angebote bei Kolleginnen eingeholt und schliesslich Aufträge an sie erteilt, diese meinen Kunden bestätigt. 50 personnalisierte Werbebriefe verschickt. Bei der Osteo gewesen. Drei Arzttermine vereinbart. Einen kleineren Auftrag erledigt, einen anderen angefangen. Die nächsten Wochen geplant, die Marketingaktivitäten für das nächste Vierteljahr aufgegleist und ein paar Telefonate geführt.

Im Haushalt habe ich in der Zeit 6 Maschinen gewaschen, getrocknet und zusammengelegt, jeden Tag mindestens eine warme Mahlzeit gekocht, manchmal zwei, jeden zweiten Tag ein Kilo Brot gemacht, war im Supermarkt und auf dem Markt einkaufen, habe ein Blumenbeet gejätet, war mit dem Kurzen Schuhe kaufen und habe einen neuen Wäschekorb organisiert. Natürlich jeden Tag nach jeder Mahlzeit die Küche gemacht, Geschirrspüler ein- und ausgeräumt, solche Dinge halt. HInzu kamen noch all die kleinen Dinge, die man automatisch im Vorbeigehen tut und an die man nicht mal mehr denkt (47 Mal täglich des Kurzens Schuhe ins Gestell stellen, Schlafhasen zurück ins Bett spedieren, Ladekabel/Geldbeutel/des Mannes Schlüsselbund suchen,….)

Und ich sitze hier und frage mich, weshalb ich so müde bin, obwohl ich doch die letzten sechs Wochen lang keinen Finger gerührt habe!

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