Die 10 besten Bücher, die ich 2024 gelesen habe plzmDie 10 besten Bücher, die ich 2024 gelesen habe 3fc9e92b836c475eac5f1d03e1c11154

Jedes Jahr gibt es Bücher, die einem intellektuell und/oder emotional auf eine Weise berührt haben, dass man sie so schnell nicht vergisst. Manche haben uns die Zeit vergessen lassen – vor allem in der Nacht – andere inspirierten uns mit neuen Ideen, und wieder andere waren herausfordernd, schmerzhaft, nachdenklich, oder gingen einfach so direkt unter die Rippen, ohne dass man genau sagen könnte, weshalb. Es ist fast unmöglich, aus der grossen Auswahl 10 beste Bücher zu bestimmen, und trotzdem versuche ich es.

Nun denn: Mein Lesejahr 2024

2024 war für mich das Jahr, in dem ich mir bewusst vorgenommen hatte, wieder in richtigen Büchern zu lesen. In Büchern, die ich bewusst ausgewählt habe. Ich muss zugeben, ich liebe den Zufall der öffentlichen Bücherschränke und der Schätze, die dort zu finden sind. Dabei entsteht ein ähnliches Kribbeln wie früher in der Bibliothek, wenn man nichts mehr zu lesen hatte und die ganze Mittagspause über zwischen den Regalen herumschlich und nach dem EINEN Buch suchte, das einem genau in diesem Moment „ansprang“ und das man unbedingt lesen musste.

Auf diese Weise ist übrigens „Stein und Flöte“ von Hans Bemmann zu mir gekommen, eines der Bücher, die ich alle paar Jahre wieder in die Hand nehme und am Stück oder nur einzelne Teile oder Kapitel davon lese. Dieses und „Die Nebel von Avalon„. Beide haben etwas gemeinsam: ich habe sie als junge Frau, vielleicht mit 18 oder 19, in der Bücherstrasse im Stauffacher als „Fehldrucke“ im Taschenbuchformat gekauft und so oft gelesen, bis sie auseinander fielen.

Von beiden habe ich mir in späteren Jahren das Hardcover gekauft und das zerfledderte Taschenbuch weggeworfen – und es dann bereut! Denn die Taschenbücher waren ein Teil der Magie: Sie haben mich durch den schlimmsten Liebeskummer meines Lebens hindurch begleitet, nach Frankreich, als ich meinen heutigen Mann kennengelernt hatte. Diese beiden alten, ein Dutzend Mal oder öfter gelesenen Taschenbuchexemplare hatte ich ihm in die Hand gedrückt um zu erfahren, wie er darauf reagiert. Er hat den Test übrigens bestanden.

Ich schweife ab.

Jedenfalls, nachdem ich in den letzten Jahren viel auf dem Kindle [Werbelink] gelesen hatte, kam in mir das Bedürfnis auf, wieder echte Bücher in der Hand zu halten. Vor- und zurück blättern. Einen Satz auf der letzten Seite lesen, aber nur einen. Dann einen in der Mitte des Buches. An den Seiten riechen. Ihr wisst schon!

Nun denn, ich habe versucht, die für mich wichtigsten Bücher dieses Jahres aufzulisten. Aber ganz ehrlich: Der Titel „10 beste Bücher 2024“ ist schon sehr irreführend. Die wenigsten davon wurden in diesem Jahr veröffentlicht. Die Reihenfolge ist zufällig und enthält absolut keine Wertung.

„Ein eigenes Zimmer“ von Virginia Woolf

Bereits nach den ersten paar Zeilen stellte ich auf Instagram die Frage: „Wieso entdecke ich dieses Buch erst jetzt?!

ein eigenes zimmer von virginia woolf

Das „eigene Zimmer“ ist seit langem wieder das erste Buch, das ich mit einem Bleistift in der Hand gelesen habe weil ich mir so viele Stellen merken, und meine Gedanken zu gewissen Sätzen direkt in den Rand notieren wollte. Ich hätte mir nicht das kleine Exemplar aus der Fischer Taschenbibliothek kaufen sollen, da es kaum Platz für Notizen lässt! Dafür enthält diese Ausgabe ein messerscharfes Vorwort von Margarete Stokowski, das für sich allein genommen schon das Prädikat „lesenswert“ erhalten sollte.

Feministische Gesellschaftsanalyse am Beispiel der schreibenden Kunst, weshalb eine (fiktive) Schwester von Shakespeare nie eine Chance auf Erfolg gehabt hätte, tief und aufrüttelnd – und von Virginia Woolf mit einer eloquenten Leichtigkeit und ohne die Verbissenheit geschrieben, die man damals den Frauenrechtlerinnen vorgeworfen hatte. Von der ersten bis zu letzten Seite des kleinen Büchleins habe ich mir gewünscht so schreiben zu können!

„Das schöne Leben der Toten“ von Milena Moser

Das schöne Leben der Toten von Milena Moser

Im März war ich an einer Lesung der Schweizer Bestsellerautorin Milena Moser. Irgendwo in der hinteren Pampa zwischen Bern und Freiburg, beim dritten Miststock links. Mein alter VW Polo schüttelte, röhrte und vibrierte auf der Autobahn wie verrückt und deswegen fuhr ich raus, auf die Hauptstrasse, weil ich überzeugt war, dass es die alte Karre nicht dorthin schaffen würde. Da Moser zu den Autorinnen gehört, die mich seit Jahrzehnten begleiten, kam es überhaupt nicht in Frage, umzudrehen oder anzuhalten und den TCS zu rufen. Dieses Problem würde ich nach der Lesung lösen!

Lange Rede kurzer Sinn: Der Polo hat es an dem Abend hin und auch wieder zurück geschafft. Ich war vor Ehrfurcht erstarrt und habe beim Signieren meines liebsten und ältesten Buches Mist gebaut (aber das ist eine andere Geschichte), so dass ich mich kaum auf die Lesung konzentrieren konnte, weil mein Gehirn darüber nachdenken musste, wie ich aus der Sache wieder herauskam. Deshalb musste ich mich nach der Lesung mit exzessivem Bücherkauf trösten, ist doch klar. Eines der gekauften Bücher war „Das schöne Leben der Toten“, das ich schon länger auf dem Radar hatte.

In fröhlichem Orange kommt es daher, das Buch über den Umgang mit dem Tod, das Milena Moser gemeinsam mit ihrem Mann, dem Mexikaner Victor-Mario Zaballa, geschrieben hat. Es geht darin hauptsächlich um den Día de Muertos, an dem die Toten bei den Lebenden zu Gast sind, aber auch um den furchtlosen Umgang mit den Tod, der von der Idee her kommt, dass es den Toten hervorragend geht. Memento mori, aber viel bunter, lauter, süsser und fröhlicher als in der europäischen Tradition.

„Der Traum vom Fliegen“ von Milena Moser

Der Traum vom Fliegen von Milena Moser

Natürlich habe ich mir an besagter Lesung auf das aktuelle Buch der Autorin gekauft, aus dem sie gelesen hat: „Der Traum vom Fliegen“. Darin erzählt sie die Geschichte von Sophia, die wegen einer Essstörung in Behandlung ist. Die Geschichte dreht sich aber nicht um Essstörungen, sondern um die Suche junger Menschen nach ihrer Zukunft, ihrer Identität, ums Anderssein und um besondere Begabungen.

Berührend, ernst, und doch voller Leichtigkeit und Humor. Milena Moser wird immer besser!

Das Tagebuch von Anne Frank

„Das Tagebuch“ von Anne Frank

In seinem letzten Schuljahr muss mein Sohn in der Schule einiges über die Zeit des Nationalsozialismus lesen, darunter auch das „Tagebuch der Anne Frank“. Anne hat in der Zeit, in der sie ihr Tagebuch schrieb ungefähr dasselbe Alter, wie er heute. Daraus ergab sich grosser Redebedarf. Es war Jahrzehnte her, dass ich das Buch selbst gelesen hatte, deshalb nahm ich es mir erneut vor. Es berührt mich heute – als Mutter eines ungefähr gleichaltrigen Teenagers – mehr als damals im Gymnasium, wo es „einfach“ Pflichtlektüre war.

„Catherine von Wattenwyl – Amazone, Pfarrfrau und Spionin“ von Therese Bichsel

"Catherine von Wattenwyl - Amazone, Pfarrfrau und Spionin" von Therese Bichsel

In dem Museum, in dem ich arbeite, gab es eine Ausstellung über Katharina von Wattenwyl und zwei andere Frauen, die meinen Wohnort Valangin in ihrer jeweiligen Zeit geprägt hatten. Auf Grundlage der Memoiren, die Katharina auf ihrem Totenbett ihrem Mann diktiert hatte, sowie zahlreichen historischen Dokumenten, erstellte Therese Bichsel 2004 eine spannende Biografie über die Frau, die am Ende des 17. Jahrhunderts sich über die engen Grenzen ihrer Geschlechterrolle und ihres Standes hinweggesetzt hatte, um ihre Überzeugungen zu leben.

„Pubertät – Wenn Erziehen nicht mehr geht“ von Jesper Juul

Jesper Juul: Pubertät - Wenn Erziehen nicht mehr geht

Es ist ein Kreuz mit den Büchern von Jesper Juul. Entweder sind sie brillant, oder furchtbar. Dieses hier fängt viel versprechend an und franst dann aus. Wie so oft hat es ein paar Klischees (Männer und Frauen, anyone?), aber auch ein paar gute Ansätze zum Mitnehmen. Insgesamt ist „Pubertät“ aber nicht der grösste Wurf des dänischen Erziehungsberaters.

„Yoga bei Erschöpfung Burnout und Depression“ von Nicole Plinz

Yoga bei Erschöpfung, Burnout und Depression von Nicole Plinz

Seit langem wieder ein Ratgeber, den ich von vorne bis hinten in einem Rutsch gelesen habe. Vor allem die erste Hälfte fand ich hilfreich, nämlich das Akzeptieren der Depression als Abschnitt auf seinem Lebensweg oft als „Passage“ durch eine Krise hindurch, ein Veränderungsprozess.

Dabei kann einem Yoga helfen, die Krise als Weg zu sehen und nicht als das Ende des Weges, und als Möglichkeit der Veränderung: „Es ist die Erfahrung, sich selbst zu akzeptieren, ohne sich damit zufrieden zu geben“. Akzeptieren, was jetzt möglich ist, und gleichzeitig anstreben was, in Zukunft möglich sein wird.

„Meine Depression ist deine Depression – Ein Buch gegen das Alleinsein“ von Maxi Gstettenbauer

Meine Depression ist deine Depression von Maxi Gstettenbauer

Das habe ich sehr gerne gelesen denn es zeigt, dass auch bekannte Grössen aus dem Showbiz dieselben Probleme haben können wie wir normalen Leute. Auch sie kämpfen gegen „ich bin nicht gut genug“ & Co., diese unfruchtbaren Gedanken, die einem das Leben vermiesen können und nirgendwo hinführen. Ausserdem finde ich, dass Gstettenbauer ganz gut erklärt, was so eine Depression mit einem macht und das erst noch mit einem Augenzwinkern, viel Selbstironie und einer gesalzenen Prise Humor. Empfehlenswerte Lektüre für Angehörige!

Stefan Bollmann: „Frauen und Bücher“

„Frauen und Bücher“ von Stephan Bollmann

Ein informatives und reichhaltiges Buch, das dafür gesorgt hat, dass mein Stapel ungelesener Bücher im Laufe des Jahres in den Himmel gewachsen ist, und – noch viel wichtiger! – dass ich wieder angefangen habe, mich für die Klassikerinnen zu interessieren. Ich habe es im Januar 2024 hier rezensiert: Stephan Bollmann: „Frauen und Bücher“.

„Samson und das gestohlene Herz“ von Andrej Kurkow

"Samson und das gestohlene Herz" von Andrej Kurkow

Die lesenswerte und eben so absurde Fortsetzung von „Samson und Nadeschda„, die mir sehr gut gefallen hat. Kurkow kann schreiben!

Auch im Jahr 2025 wird es wieder gute Bücher geben

Natürlich habe ich daneben zahlreiche andere Bücher gelesen. Sach- und Fachbücher, E-Books und solche aus Papier. Themenmässig querbeet, von Fotobüchern über Mittelaltergärten in Frankreich über die Geschichte der Fotografie, Romanen, Comics, bis hin zu Bilderbüchern und Coming-of-Age-Grafik-Novellen war alles dabei. Und trotzdem wächst der Stapel ungelesener Bücher schneller als ich ihn abtragen kann… Sind es tatsächlich „10 beste Bücher“ wie im Titel versprochen, oder einfach „nur“ 10 gute Bücher? Sobald ich sie im Laufe der nächsten Wochen rezensiert habe, könnt Ihr Euch ein eigenes Bild machen!

Die 10 besten Bücher, die ich 2024 gelesen habe
Nicht „10 beste Bücher“, aber immerhin 10 tolle Bücher, die ich im Jahr 2024 gelesen habe