Es gibt Momente, da ist alles anders, als man es sich vorgestellt hatte. Ich hatte mich insgeheim – vor Zeugen würde ich das natürlich niemals zugeben – ein ganz kleines Bisschen darauf gefreut, den Kurzen seine erste „richtige“, d.h. bewusste Weihnachten erleben zu sehen (im Artikel „Weihnachtsgedanken“ schreibe ich darüber). Es war auch schön. Nur haben wir ganz vergessen, die Sache gebührend fotografisch zu würdigen. So gibt es nun für sein drittes Weihnachten überhaupt keine Glückliches-Kind-mit-leuchtenden-Augen-öffnet-glitzernde-Geschenke-Fotos. Schade. Oder auch nicht, denn die Geschenke und die Freude des Kleinen an ihnen bleiben uns erhalten: Ein Besen, mit dem er zwanzig Mal täglich die Küche aufwischt, ein Autotransporter, mit dem er Autos transportiert (what else?!), ein Holztransporter, eine eigene Trinkflasche mit einem Schaf drauf („Hung macht bäääh“ – da müssen wir definitionsmässig nochmal über die Bücher), ein weiteres Wimmelbuch, eine Riesenkiste „Eggo„…

…und was tue ich, als Mama des wie erwähnt sich freuenden Kindes? Ich gräme mich darüber, dass der Fotoapparat im richtigen Moment nicht zur Hand war bzw. bin sauer auf den Vater des Kindes, der nicht geknipst hat als ich mit dem Kind Päcklein auspackte. Erarbeite mir Worst-case-Szenarien darüber, wie ich in 50 Jahren mit Alzheimer darnieder liegen und mich nicht mehr an eben dieses Weihnachten 2011 erinnern werde. Nun, realistisch gesehen werde ich, wenn ich in 50 Jahren an Alzheimer leiden sollte, ganz andere Probleme haben als Weihnachten 2012.

So beruhigt konnte ich mich also auf Silvester und Neujahr 2011/12 freuen. Auf die glänzenden Kinderaugen etc. etc.

Nach drei anstrengenden Tagen der Altjahrswoche, wo wir schnell die halbe Wohnung aus- und umräumten, um neue Böden zu verlegen (I like!) war dann aber auch wieder alles anders, als vorgestellt: Lazarett im Familienbett statt feiern mit Freunden war angesagt. Am Samstag war der Lange knapp fit genug, um gemeinsam mit Kurzem in die Apotheke und den Coop zu kriechen und die dringend benötigten Grundnahrungsmittel (Hustensirup! VapoRub!) zu organisieren. Gemeinsamer Mittagsschlaf, kurzer Spaziergang und zurück ins Bett.

Und dann kam er, der besondere, härzige Moment, einer der letzten des Jahres 2011, den ich gerne im Gedächtnis behalten möchte und deshalb hier notiere, damit ich ihn in 50 Jahren, sollte mein Gedächtnis bis dahin nachgelassen habe (die Chancen stehen hoch), ihn jederzeit aus dem Schatzkästlein hervorholen und nachlesen kann:

Wir sitzen also schlaff im Bett, der Kurze mit seinem Hasen am Spielen, Nuckel im Mund, ihm geht es besser als uns beiden Erwachsenen aber er hat auch zwei Tage Vorsprung mit seiner Grippe. Lustlos diskutieren wir – die wir sonst Stunden bei dem Thema verweilen mögen! – darüber, was wir wohl zum Abendessen machen könnten. Da übernimmt der Zweijährige die Initiative: „Gagett“ hält er energisch fest, steht auf, düst zur Kredenz und holt Ofen und Schäufelchen hervor. Das alles nur mit seinem zu grossen, leuchtgrünen Jack-o Body bekleidet, das um seinen mageren Körper schlottert, in einer Hand noch den Hasen und im Mund den Nuckel.

Ich wünsche mir, dass mir solch besondere Momente immer präsent bleiben dürfen!

Und auch Euch, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich für’s Neue Jahr zahlreiche besondere und erinnerungswürdige Momente.