Alternative Mutti-Gruppen im Internet haben einen neuen, alten Feind: Facebookgründer und -besitzer Mark Zuckerberg. Denn wie schon 2008 wurden erneut nach nicht nachvollziehbaren Kriterien Stillbilder aus den privaten Profilen von Nutzerinnen gelöscht. Weltweit sind online und offline Proteste geplant.

Mir haben zeitlebens humorvolle und subversive Protestaktionen gefallen. Man erinnere sich nur, als die Frauen der FBB 1975 den Nationalrat mit benutzten Windeln beworfen haben, um für reproduktive Selbstbestimmung zu kämpfen.

Deshalb gefällt mir wohl bei dem ganzen Lärm ums Stillen im Internet die Aktion von Heather Cushman-Dowdee alias „Mama is… comic!“ am Besten: Während den beiden Protesttagen postet sie jede Stunde ein neues Comic auf ihrer Facebookseite.

Ich möchte keine Diskussionen darüber anreissen, ob es sinnvoll ist, Bilder von seinen Brüsten in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Auch über’s Stillen in der Öffentlichkeit mag ich grad nicht diskutieren. Wen’s stört, soll wegschauen – sowohl im Netz, als auch im richtigen Leben. Oder wie die Jüngeren unter uns sagen würden: If you don’t like it, don’t „like“ it! Mehr gibt es darüber meiner Meinung nach nicht zu sagen.

Was ich hingegen erwähnen möchte, ist diese merkwürdige moralische Schieflage, die das Buch der Gesichter bei diesem Thema an den Tag legt. Stillbilder werden als „obszön“ bezeichnet und gelöscht, bei wiederholtem Hochladen durch die entsprechende Benutzerin wird deren Account gesperrt. Auf der anderen Seite hingegen werden Sexismus, Rassismus, Cybermobbing, Verleumdung, et j’en passe, auf Hunderten wenn nicht  Tausenden von Seiten und Postings toleriert. Bilder einer absolut natürlichen, alltäglichen und normalen Handlung wie das Füttern eines Babys hingegen werden als Regelverstösse geahndet.

Für mich unverständlich.

Nachtrag: Nein, ich möchte auch keine Diskussion über die Prüderie der US-Bevölkerung anzetteln. Denn auch hier in der Schweiz werden jeden Tag wieder Eltern gebeten, ihr Kind möge doch bitte auf der Toilette – oder sonst an einem diskreten Ort – essen, weil sich andere Menschen dadurch gestört fühlen könnten.