Als ich mich auf das Abenteuer des Mutterwerdens einliess, war für mich selbstverständlich, dass dazu das ganze Paket von Schwangerschaft, Geburt und Stillen gehören sollte. Meinem Kind beim Wachsen und Gedeihen helfen, mit vollem körperlichem Einsatz. Für mich gehört das einfach zusammen und ich wollte diese Erfahrung ganz machen (oder gar nicht).

Umso erstaunter bin ich jeweils, wenn ich so etwas zu Lesen bekomme, wie Rita Angelone neulich beschrieb. Wunschkaiserschnitt, ok, die Frauen werden ihre Gründe haben, und überhaupt: Es geht mich nichts an. So dachte ich immer.

Obwohl ich selber wochenlang damit haderte, dass ich die Erfahrung einer vaginalen Geburt selber nicht machen konnte (kein Arzt wollte das Risiko einer Steissgeburt mit einer „Spätgebärenden“ und einem Riesenbébé auf sich nehmen) und aus medizinischen Gründen zum geplanten Kaiserschnitt „gezwungen“ war – und ja, auch dankbar für diese Möglichkeit bin, die meinem Sohn und mir das Leben gerettet hat -, hatte ich keinerlei negative Gefühle den Frauen gegenüber, die freiwillig darauf verzichten. Es ist schliesslich ihre Entscheidung, und die hat mit meiner eigenen Situation überhaupt nichts zu tun. Für mich würde sich auch dann nichts ändern, wenn sie sich anders entschieden.

Wo ich aber wirklich an die Grenzen meiner Tolerierfähigkeit komme, ist wenn ich so etwas lese, wie in diesem Blick-Artikel („Bitte eine Frühgeburt!“). Da gibt es also tatsächlich Frauen, die, um ihren Körper nicht zu ruinieren, ihre Babies nicht bis zum Entbindungstermin austragen, sondern bereits nach acht Monaten holen lassen. Damit ihr „Kapital“ keine Streifen bekommen und nirgends nichts schwabbelt. Einige davon kann man hier bewundern.

Es sind aber auch ein paar darunter, die haben tatsächlich einfach gute Gene, eine Bindehaut, die unsereinen das Wasser in die Augen treibt und eine Disziplin des Grauens, was das Rübi-Turnen angeht. Nichts mit regelmässigen Kühlschrankgängen anstelle eines Fitnessprogramms! So hatte beispielsweise die Brasilianerin Gisele Bündchen Ende 2009 eine termingerechte Hausgeburt in der Badewanne, mit Yoga und Hypnobirthing und erklärte kurz darauf den Medien, dass sie während der Geburt keine Schmerzen verspürt habe. Für die rasche Wiederherstellung ihres „Berufsgewichtes“ machte sie damals das Stillen verantwortlich und forderte auch gleich ein weltweites 6-Monate-Stillobligatorium, weil sie in ihrem Heimatland Brasilien mitbekommt, welche gesundheitlichen Auswirkungen es hat, wenn Stillen als etwas für arme Leute gilt und viele Eltern aus Prestigegründen das Fläschchen geben statt die Brust (teilweise mit schlechtem Wasser, oder zu stark verdünnt, weil Milchpulver extrem teuer ist).

Jetzt sind wir natürlich gespannt, wie sich die AP-Mutter Bündchen bei der zweiten Schwangerschaft (ver)halten wird. Wird sie Streifen und Dellen bekommen, wie normale Frauen? Ich bezweifle es. Aber obwohl sie ein Bisschen „gleicher“ ist als unsereins, finde ich es wichtig, dass Frauen wie sie – Role Models für die jungen Frauen – sich hinstellen und öffentlich sagen: Man kann auch natürlich gebären, sein Kind stillen und tragen, und trotzdem schön sein und einem Beruf nachgehen!

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