Die Nacht war eher bescheiden, weil Kurzer von Magda direkt zu Bronchitis überging und Mama ihre Me-Time mal wieder von Mitternacht bis morgens um drei eingezogen hat. Kurzem ist das natürlich egal und spätestens um Acht läuft er mit falsch gestimmtem, aber deshalb nicht weniger lautem Babyxylophon durch die Wohnung und brüllt voller Inbrunst Weihnachtslieder. Das bin ich mir aber gewöhnt und würde es nicht unter „bemerkenswert“ verbuchen.

Was mir aber die Morgenlaune verdorben hat – wenn man bei mir am Morgen überhaupt das Wort „Laune“ benutzen kann – war der Artikel hier in der „Welt“:

Nach den Worten der Verbandschefin tragen die Frauen eine Mitschuld an der Lohnlücke. Sie wählten häufig Berufe, in denen eher niedrige Löhne gezahlt würden. „Insofern haben Frauen auch eine Mitverantwortung an den Verdienstunterschieden“, sagte die BJU-Vorsitzende […].

Statt in den Branchen mit besonders hohem Frauenanteil – ich nenne beispielhaft die Pflege, Gastronomie und Verkauf – endlich existenzsichernde Löhne zu bezahlen, statt endlich mal den Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ umzusetzen, schieben Unternehmerinnen und Unternehmer „den Frauen“ den Schwarzen Peter zu. Sollen die sich doch andere Berufe suchen!

Ich glaub‘ ich spinne!

Ich könnte an dieser Stelle jetzt seitenweise Studien und Untersuchungen vorlesen, die die geschlechtsabhängige Arbeitsmarktseggregation und Lohnstruktur erklären (Beispielsweise dass in einer Berufsgruppe der Durchschnittslohn sinkt, sobald der Frauenanteil steigt), aber ich lasse es. Frau Wischhusen hätte dazu nämlich genau so Zugang, wenn sie die Problematik in ihrer ganzen Komplexität wahrnehmen wollen würde.

Aber dazu bin ich zu müde und sage deshalb nur: Warte Du nur bis Du selber Mutter wirst. Dann wird Dir auch noch noch das eine oder andere Licht aufgehen. Einfach schade, dass man so „argumentieren“ muss.