Buntraum hat in ihrem heutigen Posting „Was ich an Dir mag…“ festgestellt, dass wir eigentlich zu viel an den negativen, nervtötenden Eigenschaften unserer Lieblingsmenschen herumstudieren, uns im Alltag mit einem Kleinkind oft herunterziehen lassen und es doch eigentlich schöner wäre, wieder mal die Eigenschaften aufzuzählen, die wir an ihnen so mögen.

Wir durchlaufen hier auch gerade eine sehr anstrengende Phase und ich habe ebenfalls Tendenz, das Schöne aus dem Fokus zu verlieren. Aus diesem Grund habe ich das imaginäre Stöckchen aufgenommen und möchte Euch einladen, dasselbe zu tun.

An Kurzem bewundere ich seine unglaubliche Sturheit. Ja wirklich, bei ihm ist das eine positive Eigenschaft: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann macht er so lange weiter, bis es erreicht ist. Als vielseitig talentierte Person habe ich selber nie wirklich das Durchbeissen lernen müssen, mit dem Resultat dass mir eine Tätigkeit so lange Spass macht, bis sie schwierig wird – dann wende mich der Nächsten zu. Deshalb bin ich in allem, was ich anpacke, ziemlich gut. Aber eben nur ziemlich. Nie wirklich sehr wahsinnig supergut oder gar meisterhaft. Nicht so mein Sohn: Der will diese eine Kletterwand hoch und dann übt er so lange, bis er sie gemeistert hat. Er will „schreiben“ und dann „schreibt“ er so lange Zickzackmuster in die Häuschen seines Papiers, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. Er macht einfach immer weiter, wo andere schon lange frustriert ihr Werkzeug in eine Ecke geworfen hätten und irgend wann klappt es dann auch.

(ich muss nicht extra erwähnen, dass dieser Durchhaltewille ab und an mit unserer Zeitplanung kollidiert…)

Was mag ich sonst noch so an meinem Sohn? Seine Höflichkeit, die ganz aus ihm selber heraus kommt. Er mag Menschen und mag die erfreute (und oft überraschte) Reaktion von Erwachsenen, wenn er sie grüsst, sich bedankt oder sich von ihnen verabschiedet. Oder wenn er zu mir kommt und nach einem Küsschen oder einer Umarmung fragt und sich danach höflich mit „merci, merci beaucoup“ bedankt.

Dann blitzt auch immer dieser Schalk aus seinen Augen. Der Schalk. Der sass schon in seinem Nacken, als er ein klitze-kleines Baby war und hat seinen Platz nie verlassen. Kurzer macht gerne „Witzchen“, manche ganz kleinkindlich-unbeholfen, manche altersgemäss pipikackalastig und manche einfach so umwerfend komisch, so dass wir Erwachsenen so herzhaft lachen, dass wir uns auch fast bepinkeln.

Dann wäre da noch seine Sensibilität, sein Gefühl für die Stimmung anderer Menschen. Ich selber benehme mich ja öfter – unabsichtlich natürlich! – wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Kurzer hingegen erfasst die Gefühlslage des Gegenübers und wenn die Person eher traurig oder wütend ist, versucht er, etwas dagegen zu unternehmen. Und nichts toppt das Gefühl, wenn man in melancholischer Stimmung ist und ein Dreijähriger zu einem hinkommt, einem streichelt und fragt „geht es dir gut, Mama? möchtest Du meinen Hasen haben?“

Damit ist der Tag gleich gerettet.

Und sonst mag ich an meinem Sohn, dass er so lebensfroh ist, so energiegeladen, so sich selber. Noch überhaupt nicht daran interessiert, was andere über ihn denken. Ich hoffe sehr, dass ihm diese Eigenschaften erhalten bleiben, vor die letzten Beiden. Mein Herz nimmt jedesmal einen grossen Sprung, wenn er da oben auf dem Klettergerüst angelangt ist und voller Lebensfreude ruft: „SCHAU WAS ICH KANN!“

Edit:  Im Sommer und Herbst 2016 schrieb ich ein ganz ähnliches Posting wie dieses hier. Eigentlich müsste man das jedes Jahr einmal machen, oder nicht? Was ich an Dir mag (Ausgabe 2016)