Lange war ich überzeugt, Ostern sei eigentlich ein keltisches oder sogar noch älteres Fest. Dann aber sagten mir ein paar Deutsche, es sei ursprünglich germanisch. Oder Persisch. Barbara Walker schreibt sogar über einen möglichen Ursprung im alten Āžgypten. Und die Christen reklamieren es sowieso für sich selber – wenn auch nicht alle am gleichen Datum oder aus den selben Gründen.

Behauptet wird viel, belegt weniger. Aus Neugier fing ich an, über die Ursprünge von Ostern nachzuforschen.  Mein Nachforschen führte zu diesem Artikel für die kasseler Onlineplattform lokalo24.de aus dem Jahr 2014.

Ostern, das bunte und fröhliche Frühlingsfest

VON KATHARINA BLEUER

Ostern war immer mein Lieblingsfeiertag. Fröhlich, bunt, ohne Geschenkezwang, und sehr viel weniger kommerziell als Weihnachten. Jede Familie hat ihre eigenen Ostertraditionen und doch drehen sich alle um Eier, Hasen und natürlich Schokolade. Zudem florieren im Frühling, und besonders um Ostern herum, vielerorts archaische Bräuche.

Ostern ist der höchste Feiertag im christlichen Kalender. In der Heilsgeschichte, also der Verurteilung Jesu, seiner Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung, erfüllten sich nach christlichem Glauben die Prophezeiungen rund um den Gottessohn.

Aber Ostern hat auch etwas Ursprünglicheres, „heidnisches“ an sich. Viele der Bräuche und Symbole ähneln den Frühlingsfesten der Kulturen, die vor der Christianisierung in Europa lebten. Ist Ostern also heidnischen Ursprungs, wie viele behaupten? Machen wir uns auf die Suche.

Der Name „Ostern“: Die Morgenröte oder die heidnische Göttin Eostra/Ostara?

In der Heilsgeschichte kamen die Frauen, die an der Kreuzigung zugegen waren, frühmorgens an das Felsengrab, in dem Jesus Körper bestattet worden war. Sie fanden das Grab leer vor. Dieses Frühmorgens findet im christlichen Ostergottesdienst Niederschlag, wo die Frohe Botschaft („Der Herr ist auferstanden“) traditionellerweise mit dem ersten Lichtstrahl verkündet wurde. Daher wird die Bezeichnung „Ostern“ etymologisch von der Himmelsrichtung „Osten“ bzw. „Aurora“, der Morgenröte, hergeleitet.

Es existieren aber auch Quellen, die von einer heidnischen Göttin namens „Eostra“ oder „Ostara“ berichten. Im Internet kann man unendlich viel über sie lesen. Vieles ist widersprüchlich. Gehörte sie zu den Kelten? Den Germanen? In die nordische Edda? Wegen der Namensähnlichkeit wurde sie auch mit der babylonischen Astarte und der ägyptischen Aset/Isis in Verbindung gebracht. Aber so richtig mit historischen Quellen belegt ist nichts von alledem.

Historiker/innen halten Eostra/Ostara für ein Gerücht, dem der deutsche Mythenforscher Jacob Grimm aufgesessen sein soll. Vielleicht auch seine Quelle, der Mönch Beda Venerabilis, der eine solche Göttin im Jahr 738 erstmals erwähnte. Bereits Grimm wies aber auf die Möglichkeit hin, das Beda Venerabilis sich getäuscht haben könnte. In keinem der bekannten europäischen Pantheons taucht eine Göttin dieses Namens auf. Hätte es sie gegeben, müsste es mehr als einen einzigen schriftlichen Hinweis auf sie geben.

Im Zeitalter der Romantik man die vermeintliche Ostergöttin als Metapher für den Frühling und die erwachende Vegetation in Mode. Auch für die Verkörperung heidnischer „Fruchtbarkeitskulte“ – bzw. das, was man damals darunter verstand – musste sie herhalten.

Obwohl die Existenz einer Göttin namens Eostra/Ostara also fraglich ist, wurde im vorchristlichen Europa natürlich die Tag-und-Nacht-Gleiche um den 20./21. März herum und der Sieg der Sonne über den Winter gefeiert. Neuheidnische Gruppierungen nennen deshalb dieses Jahreszeitenfest „Ostara“.

Zahlreiche dieser Feiern, Bräuche und Traditionen haben die Christianisierung überdauert und im Laufe der Zeit in angepasster Form in den christlichen Legenden- und Brauchtumsschatz gefunden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass viele lokale Osterbräuche, die nicht direkt mit dem christlichen Ritus zusammenhängen, vorchristlichen Ursprungs sind.

Ursprung des Osterhasen: Seit wann legen Hasen bunte Eier?

Das Ei ist ein weltweit verbreitetes Symbol für neues Leben, Geburt und Wiedergeburt. Von Persien und bis nach Indien werden Frühlingsfeste gefeiert, bei denen bunt gefärbte Eier eine Rolle spielen. In verschiedenen Schöpfungsgeschichten wird die Welt aus einem Ei geboren. Deshalb liegt es nahe, dass bunte Eier aus vorchristlicher Zeit Eingang in die christliche Ikonographie und Symbolik gefunden haben könnten.

Nur: Die Quellenlage ist diesbezüglich sehr bescheiden. Obwohl unzählige Seiten im Internet und Bücher diese These als Tatsache hinstellen, können Eiersegnungen und Spiele wie Eiertitschen und Münzwerfen erst seit dem 12. Jahrhundert in Europa nachgewiesen werden. Gefärbte Eier wurden sogar erst im 16. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt und der Brauch, Kinder versteckte Eier suchen zu lassen, scheint sich erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Baden-Württemberg entwickelt und von dort aus verbreitet zu haben.

Deshalb könnte hinter den gekochten Eiern trotz allem eine ganz pragmatische Erklärung stehen: Vor der Erfindung des Kühlschrankes wurden Hühnereier, die nicht sofort verarbeitet wurden, gekocht, um sie haltbar zu machen. Nach der langen Fastenzeit mussten sie dann so schnell wie möglich aufgegessen werden. Vielerorts zogen Priester an Ostern von Haus zu Haus, um Bewohner, Tiere und Speisen zu segnen. Da das ein festlicher Akt war, putzten die Menschen sich und ihre Häuser heraus und präsentierten die Speisen auf möglichst festliche Weise.

Wer liefert denn nun die Eier?

Der Hase ist ein Tier, das bereits in vorchristlichen Zeiten einen starken Symbolcharakter hatte: Wegen seiner legendären Fruchtbarkeit war er den alten Mondgöttinnen zugeordnet und stand somit auch für Tod und Wiedergeburt – was sehr gut zur Ostersymbolik passen würde.

Gegen diese These spricht aber, dass der Hase ursprünglich nur im Elsass, der Pfalz und im oberdeutschen Raum zu Ostern gehörte und der Legende nach die Eier brachte. In Westfalen waren dafür Füchse, in Böhmen Hähne, in der Schweiz und im Alpenraum der Kuckuck und in Thüringen der Storch im Einsatz. Erst mit den Wanderbewegungen im 19. und Anfang 20. Jahrhundert konnte sich der Hase als Eierlieferant gegen seine Konkurrenz weltweit durchsetzen. Alte und neue Legenden rund um den Osterhasen wurden von Deutschen Auswanderern in alle Welt getragen und das niedliche, sympathische Häschen wurde – vielleicht als Kontrapunkt zum Weihnachtsmann – als Verkörperung von Ostern auch zum kommerziellen Erfolg.

Egal ob ursprünglich christlich oder heidnisch: Der Osterhase und seine Eier sind heute auf Karten, als Schokolade, als Protagonist zahlreicher Kinderbücher und in Geschichten und Legenden rund ums Osterfest nicht mehr wegzudenken.

Christlich oder heidnisch ist doch einerlei: Hauptsache fröhlich und bunt!

Die Ursprünge von Ostern und seiner Bräuche und Symbole stammen also aus verschiedenen kulturellen und religiösen Traditionen und haben sich im Laufe der Zeit vermischt. Die Migrationsbewegungen der letzten paar Jahrzehnte haben das Ihrige dazu beigetragen, dass ein neues Frühlingsfest entstanden ist, in dem alte und neue, christliche, jüdische und heidnische Traditionen nebeneinander bestehen.

Egal, ob Sie an traditionellen Osterbräuchen teilnehmen, zum Gottesdienst gehen oder einfach im Liegestuhl sitzen: Ostern ist ein buntes, fröhliches Fest, an dem die Kinder Freude haben und die Erwachsenen ein paar entspannte Urlaubstage unter der wärmenden Frühlingssonne geniessen und den Blumen beim Wachsen zusehen können. So war es zu heidnischen Zeiten und so ist es noch heute.

Ostern, das christliche Frühlingsfest und seine heidnischen Ursprünge
Ostern, das christliche Frühlingsfest und seine heidnischen Ursprünge

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