Der „Indianerartikel“ von Ringelmiez hat das Netz ja ein paar Tage lang ganz schön in Aufruhr versetzt und ganz viele Fragen aufgeworfen:

  • Wo kämen wir denn da hin, wenn wir bei unseren Fastnachtskostümen Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer Menschen nehmen oder gar ihre heiligen Gegenstände respektieren würden?!
  • Wo kämen wir hin, wenn wir unseren Kindern nicht mehr erlaubten, ein Genozid nachzuspielen, wo wir selber doch so viel gute Zeit damit verbracht haben
  • und wo, wenn wir statt mit unseren Kindern Federschmuck, Amulette, Traumfänger und Sprechstäbe nur nur noch Kreuze, Kerzen, betende Hände, Alphas und Omegas, INRI-Inschriften und andere sakrale Gegenstände und Symbole aus dem christlichen Kultus basteln würden?

Wäre es für uns in Ordnung, wenn die Leute von ISIS oder Boko Haram, nachdem sie so und so viele Christen geköpft und ihre Frauen versklavt oder in die Prostitution verkauft haben, mit ihren Kindern gekreuzigte Jesusse basteln würden? Wie würde sich das für uns anfühlen?

Wo ist der Unterschied zwischen „Cowboys & Indianer“ und „Nazis & Juden“?

Die letzte Frage hat mich sehr erschreckt, als sie mir durch den Kopf ging. Oder vielmehr eher die Tatsache, dass ich sie nicht beantworten kann.

Ich denke auch, dass die Spiele unserer Kinder unschuldig sind. Aber ich frage mich, ob wir europäischen Eltern tatsächlich unsere Verantwortung wahrnehmen und sie zu respektvollen, toleranten Individuen erziehen, wenn wir sie Völkermord alias Cowboys und Indianer spielen lassen, ohne mit ihnen darüber zu sprechen, was genau sie da nachspielen.

Ich bin mir auch noch nicht schlüssig, wie ich die Dilemmas auflösen soll, die sich mir bei dem Thema auftun – aber ich merke, dass da ein Denkprozess losgegangen ist, von dem ich noch nicht weiss, wo er mich hinführen wird. Ich glaube nicht, dass globale Verbote oder Tabus automatisch zu mehr Respekt führen – aber das Nachdenken darüber, und das Bewusstmachen, was wir da eigentlich als Spiel betrachten, schon!