Fragt bitte nicht, wie ich neben allem anderen noch zum Lesen komme. Also zum Aus-Spass-am-Lesen-Lesen, nicht beruflich. Aber irgendwie schaffe ich es ab und an auch noch, einfach so ein Buch zu lesen. Ein paar davon möchte ich mit Euch teilen.

„Ein Diktator zum Dessert“ von Franz-Olivier Giesbert

Noch im Früjahr schickte mir Carl’s books den Roman „Ein Diktator zum Dessert“ von Franz-Olivier Giesbert. Der „Diktator“ ist ein „Forrest-Gump-Roman“, also eine Geschichte, die parallel zur Geschichte des 20. Jahrhunderts läuft, bei deren Wendepunkten die Protagonistin kräftig mitmischelt. Āžhnlich wie schon beim „Hundertjährigen“, der ja im gleichen Verlag erschienen ist. Nur dass der „Diktator“ für einmal aus Sicht einer Frau geschrieben ist. Die Protagonistin, Rose, ist auf Rache am Mord ihrer Familie und Freunde aus und dabei stösst sie immer wieder auf ein paar der grössten Ekelpakete des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte ist durchaus amüsant, streckenweise auch tragisch, wenn auch nicht immer sehr plausibel. Ich habe das Buch gerne gelesen,

„Ein Diktator zum Dessert“ (orig. „La cuisinière de Himmler“)
von Franz-Olivier Giesbert, übersetzt von Katrin Segerer
carl’s books, München, 2014
Paperback, Klappenbroschur, 336 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-570-58538-2
auch als Hörbuch und als eBuch erhältlich

Bezugsquellen

  • In Deutschland: amazon.de (antiquarisch) | buch24.de | buecher.de (antiquarisch) | genialokal.de | osiander.de | thalia.de | weltbild.de
  • In der Schweiz: buchhaus.ch
  • In Österreich: thalia.at

„Glennkill“ von Leonie Swann

Auf die Münchnerin Leonie Swann hat mich Anne Schüssler gebracht und da ich zu dem Moment nichts mehr Gescheites zu Lesen mehr auf dem Nachttisch hatte, habe ich mir den ersten Schaftskrimi der deutschen Autorin noch am selben Abend aufs Lesegerät gezogen.
Miss Maple, die Detektivin ist ein Schaf und lebt in Irland. So auch ihre Mitdetektive. Eines Morgens finden sie ihren Schäfer tot, mit einer Schaufel in der Brust. Und die gescheite Miss Maple und ihre wolligen Kolleginnen machen sich auf die Suche nach dem Mörder.
Action-Liebhaber werden in diesem Buch nicht auf ihre Kosten kommen. Die Geschichte kommt nur langsam in die Gänge und geht gemütlich weiter. Aber was will man: Es sind Schafe! Sie fürchten um ihren Komfort und ihren Lebensstil und möchte vor allem wissen, wie es denn nach dem Tod ihres Schäfers für sie weiter geht.
Schafe sind für mich gleich nach dem Menschen die dümmsten Säugetiere, die auf diesem Planeten herumlaufen. Aber wie es die Autorin schafft, in der Schafsperspektive zu bleiben und keine Sekunde herauszufallen, ist schon meisterhaft. Sie bleibt in dieser Perspektive, ohne die Schafe zu sehr zu vermenschlichen und auch die Handlungsmotivation bleibt immer im schäfischen Kontext (fressen! schlafen!). Trotzdem löst sich das Rätsel um den Tod des Schäfers am Ende auf. Ich habe „Glennkill“ sehr gerne gelesen und werde mir auch die Fortsetzung „Garou“ sowie den neuen Roman von Leonie Swann, „Dunkelsprung“, zu Gemüte führen.

„Glennkill“
von Leonie Swann
Goldmann Verlag, München 2005
Taschenbuch, Klappenbroschur, 384 Seiten, 12,5 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-47808-8

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„Liebe mit zwei Unbekannten“ von Antoine Laurain

Der Buchhändler Laurent ist geschieden, Vater einer pubertierenden Tochter, und lebt alleine im Haus über seinem Buchladen. Laure schreibt ein Gefühls- und Gedankentagebuch, das sie in ihrer Handtasche mit sich herumträgt. Sie wird überfallen und liegt im Koma. Laurent findet ihre Tasche und fängt an, ihr Tagebuch zu lesen. Er verliebt sich in die Unbekannte und macht sich auf die Suche nach ihr. Dabei stellt er sich so ungeschickt an, dass seine Tochter die Sache für ihn in die Hand nimmt.
„Liebe mit zwei Unbekannten“ ist einfach einer schöner Liebesroman. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Antoine Laurain
Liebe mit zwei Unbekannten (orig. „La femme au carnet rouge“)
übersetzt von Claudia Kalscheuer
Atlantik Verlag (by Hoffmann und Campe), Hamburg, 2015

ISBN 978-3-455-60017-9
240 Seiten, gebunden

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„Olivas Garten“ von Alida Bremer

„Olivas Garten“ habe ich während unseres Sommerurlaubs auf der Insel Rab gelesen. Die Autorin erzählt, wie sie mit der kroatischen Bürokratie zu kämpfen hat, um den Olivenhain, den sie von ihrer Grossmutter Oliva geerbt hat, auf ihren Namen einzutragen. Dabei deckt sie Schritt um Schritt, die Geschichte ihrer Familie auf.
Alida Bremer schafft es in ihrem Erstling, die Stimmung an der dalmatischen Küste exakt wiederzugeben: Das Essen, der Wein, die Sommersonne, die unglaubliche Grossherzigkeit bei gleichzeitiger Engstirnigkeit der Menschen in Kroatien, die es in dieser Kombination wohl nur dort gibt. Man streitet sich und verträgt sich und am Ende ist die Familie wichtiger, als alles andere.
Neben der ihrer eigenen Geschichte in der Gegenwart nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise durch die blutige Geschichte dieses kleinen Landes und seiner Menschen – denn die Geschichte der Familie ist von der Geschichte des Landes nicht zu trennen. Bewegend und berührend.
Eine klare Leseempfehlung für mich an alle, die sich für Kroatien und das ehemalige Jugoslawien interessieren, aber auch für alle, die etwas über einen nicht ganz so bekannten Abschnitt der europäischen Geschichte lernen möchten.

Alida Bremer
„Olivas Garten“
Eichborn Verlag, Köln, 2013
Hardcover, 320 Seiten
ISBN: 978-3-8479-0536-3
Erhältlich als gebundene Ausgabe (antiquarisch), als Taschenbuch oder als E-Book.

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