Vor einigen Wochen gab es beim Skifahren mit der Schule fast einen Unfall: Kurzer rutschte auf dem gefrorenen Untergrund davon und vor lauter Schreck vergass er zu bremsen. Er raste pfeilgerade (und pfeilschnell) den Hang herunter, bis ihm schlussendlich der Ski aufging und er sich mehrmals überschlug, bevor er liegen blieb.

Mein Mann war als Begleitperson dabei und als er den Kurzen vor Schreck und Schmerz heulend am Boden liegen sah, raste er zu ihm hin, untersuchte ihn auf Verletzungen und nahm ihn dann in den Arm. Er hielt ihn fest, summte ihm „Heile, heile Segen“ ins Ohr und wiegte ihn leise. Die Lehrerin kam hinzu, wühlte in ihrer Tasche nach Arnika-Kügelchen und streckte sie ihm hin.

„Wozu?“ fragte mein Mann.

Ungläubig sah die Lehrerin ihn an.

„Er weint“

Mein Mann zog die Augenbrauen hoch.

„Nein. Danke.“

Mitleid für unseren Sohn lag in ihrem Blick, als sie das Röhrchen mit den Globuli wieder wegpackte.

Seit wann dürfen Kinder eigentlich nicht mehr lernen, dass ein Schmerz nach kurzer Zeit von selbst vergeht? Seit wann steckt man ihnen bei jedem Wehwehchen gleich magische Zuckerkügelchen in den Mund und wozu um Himmels willen soll das gut sein? Damit sie lernen, sich mit Zucker zu trösten? Oder mit Essen? Oder dass immer gleich „Medizin“ nötig ist und der Körper nicht imstande, sich selbst zu reparieren? Muss man sich jedes Mal, wenn’s irgendwo zwickt oder zwackt, etwas in den Mund stopfen?!

Es gibt viele gute Heilmagien: Den Schmerz wegpusten, ein buntes Pflästerchen, ein Lied, das Heilung bringt und Mamas oder Papas starke Arme. Aber Zuckerkügelchen? Ernsthaft?!

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