Mein allererster Vorgesetzter nach der Uni war ein Amerikaner. Frisch von der Uni und von Marketing keine Ahnung habend (ich habe Soziologie studiert, nicht BWL), lernte ich bei ihm das Marketinghandwerk by doing. Er fand im Vorstellungsgespräch, dass ich es drauf habe, und zeigte mir, wie es ging.

Von einem Tag auf den anderen betreute ich also ein Budget von über einer Million Franken. Wenn man, wie ich damals als Studentin, von 10’000 Franken im jahr gelebt hat und plötzlich mit solchen Summen umgehen musste, erstarrt man vor Ehrfurcht, kriegte Schweisshände und gewaltiges Muffensausen. Also mir ging es jedenfalls so!

Deshalb war etwas ganz anderes, als das Marketinggedöhns, was ich von meinem Boss für’s Leben gelernt habe. Bis heute höre ich ihn mit seinem englischen Akzent, wie er zu mir sagt:

Fehler wirst du sowieso machen. Keine Entscheidung zu treffen ist die schlimmste Entscheidung, die du treffen kannst. Also entscheide und korrigiere danach, wenn nötig.

Erstaunlicherweise haben schnelle Entscheidungen sehr oft die Eigenschaft, dass sie gar nicht mehr grossartig korrigiert werden müssen. Im Feintuning natürlich schon, aber nicht im Grundsatz. Offenbar weiss unsere Intuition oft besser, was zu tun ist, als wenn der Kopf, die Erziehung und alle möglichen irrationalen Āžngste anfangen, reinzufunken.

Die aktuellen Wochen, mit der Vorbereitung der Swiss Blog Family, dem Abschliessen alter und dem Aufgleisen neuer Projekte verlangen fast stündlich Entscheidungen mit kurz- und langfristigen Konsequenzen nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie und Geschäftspartner/innen. Deshalb denke ich momentan auch fast täglich an meinen Boss und das, was er mich über das Treffen von Entscheidungen gelehrt hat:

First decide, then revise.