Ich gehöre zu den Menschen, die ihren hormonellen Zyklus extrem stark spüren. Deshalb war ich auch in den zwei Jahren, während denen ich mit Pille verhütete, auch so neben den Schuhen. Ich spürte mich nicht mehr, war nicht mehr ich selbst.

Seither lebe ich meine Launen mehr oder weniger bewusst aus und weiss auch sehr genau, wann meine Menstruation ansteht usw. Seit meiner Schwangerschaft und der Geburt des Kurzen befinde ich mich körperlich in dem Zustand, den man Prämenopause nennt: Alles wird ein Bisschen anders, fühlt sich ein wenig anders an, verändert sich, Ebbe und Flut kommen in anderen Abständen und ich musste mich irgendwie neu kennenlernen. Aber es ist wie es ist.

Erst im Laufe des letzten Jahres habe ich mich überhaupt eingehender mit dieser Seite meiner Persönlichkeit und meines Körpers befasst. Und zwar, weil ich letzten August aus reiner Neugierde am Onlinekurs „Mein Zyklus – Mein Kompass“ von Josianne von Quittenduft teilgenommen hatte. Was ich dort lernte, erfahren junge Mädchen und Frauen nicht im Aufklärungsunterricht und auch nicht von ihrem Müttern, obwohl man es streng genommen in den Lehrplan aufnehmen müsste!

Nein, von der Gesellschaft tradiert erhalten wir immer noch die Botschaft, dass unser Zyklus etwas ist, das man von Aussen nicht merken darf. Weder an unserem Verhalten noch an unserer Stimmung und erst recht darf man ihn nicht riechen oder sehen oder – iiiih bewahre! – darüber sprechen. Und natürlich müssen wir immer und jederzeit genau gleich leistungsfähig sein.

Nach dem Kurs „Mein Zyklus – Mein Kompass“ (der übrigens von einer Naturheilärztin begleitet wird) habe ich angefangenm ,vermehrt auf meine „Tage“ zu achten. Also nicht nur „DIE Tage“, sondern alle Tage und ich habe seither täglich schriftlich festgehalten, welche Stimmungen mit welchem Zyklusstand zusammenhängen und ob da überhaupt ein Zusammenhang besteht.

Die Sache liess mich nicht mehr los – „es hett nämlech öppis“ wie wir auf Berndeutsch sagen würden – und im Frühling doppelte ich dann noch mit dem Onlinekurs „Nos cycles de femme“ von Bettina von Yggdrasil Coaching nach, die dasselbe Thema teilweise aus denselben, teilweise aus anderen Blickwinkeln betrachtet.

So viel lernte ich in den 47 Jahren meines Lebens selten in so kurzer Zeit über mich selbst!

Und konkret? Wenn man’s streng nimmt sind es lauter Selbstverständlichkeiten, aber halt gerade deshalb trotzdem wichtig:

  • Meine persönlichen Bedürfnisse ändern sich im Laufe des Zyklusmonats. Manchmal brauche ich Ruhe, manchmal viel Betrieb. Manchmal bin ich müde, manchmal sportlich. Manchmal gelüstet mich nach Salat und manchmal nach heissem Kakao mit Schlagrahm oben drauf. Je besser ich auf mich und meine Bedürfnisse höre, desto weniger Energie muss ich im Alltag aufwenden.
  • Go with the flow: Die besten Ergebnisse entstehen im Fluss. Es hilft, wenn man den Flusslauf kennt und sich darauf einlässt.
  • Als beruflich Selbständige kann ich meine Aufgaben und Aktivitäten oft so planen, dass sie mir am Ringsten von der Hand gehen: Ideen sammeln, Projekte visionieren, Entwürfe notieren, sichten, testen, planen, ernsthaft durchdenken und Roadmaps entwerfen, wachsen lassen, Überflüssiges entfernen, Unterstützung holen, Früchte ernten, fertigstellen, abschliessen, umsetzen, veröffentlichen, korrigieren, aufräumen, abheften… Alles hat seine Zeit! Für alles gibt es Tage, wo es wie von selber flutscht und andere, wo es nur harzig läuft und ein regelrechtes Gemurkse ist. Und an manchen Tagen muss man einfach nur ruhen, weil sowieso nichts Gescheites rausschaut.
  • Seine Energie und Kraft sinnvoll einteilen und achtsam mit sich selbst umgehen: Best Burnout-Prävention ever!

Ihr seht: Ich bin begeisterte Anhängerin des zyklusorientierten Lebens geworden. So weit es halt im hektischen Unternehmerinnenalltag möglich ist. Wenn ihr selber mal reinschauen wollt, möchte ich euch den Kurs von Josianne ans Herz legen, der nächste Durchlauf startet Ende Januar: „Mondzeit: Mein Zyklus, mein Kompass