Ich fand Das Nufs Artikel vom 25. August zum Thema Aufgabenteilung sehr hilfreich, aber ich hatte da schon das Gefühl, dass etwas Wesentliches fehlt. Der Artikel von Jessica Valenti „Kids don’t damage women’s careers – me do“ vom 13. September bei Medium.com hat dieses Gefühl für mich in (leider nur englische) Worte gefasst:

„It’s easy to split, for example, who packs a school lunch or dresses a child in the morning. But someone also needs to keep track of those days when lunch needs to be bagged for a field trip, or when it’s time to buy new underwear or sneakers. […]
This kind of invisible work almost always falls on women, and we rarely talk about the impact it has on our professional lives. Imagine if instead of our mind being filled with to-do lists about grocery shopping and dentist appointments, we had available head space for creative thinking around our work and passions. For mothers, the freedom to just think is a privilege.“

Es ist einfach, beispielsweise das Packen der Schulsachen oder das morgendliche Anziehen des Kindes aufzuteilen. Aber jemand muss auch nachvollziehen, an welchen Tagen das Kind ein Picknick für die Exkursion mitnehmen muss oder wann neue Unterwäsche oder Turnschuhe gekauft werden müssen. […]
Diese Art der unsichtbaren Arbeit fällt fast immer auf die Frauen und wir sprechen nur selten über die Auswirkungen, die diese Tatsache auf unser Berufsleben hat. Stell dir mal vor, dein Gehirn sei nichit mit To-Do-Listen über Wocheneinkauf und Zahnarzttermine gefüllt, sondern es gäbe da Raum für kreatives Denken rund um Arbeit und Leidenschaft. Die Freiheit, nachzudenken, ist für Mütter ein Privileg!

Nun könnte man natürlich anmerken, dass Männer auch solche Aufgaben liebend gerne ausführen und Verantwortung übernehmen würden, wenn die Frauen nur nicht immer alles an sich reissen würden!

Das ist sicher so.

Da ich meine Schlussfolgerungen gerne auf empirische Daten stütze, habe ich dieses Szenario mal für euch durchgespielt. Natürlich nur im Kopf. Die in folgendem Szenario auftauchenden Personen sind selbstverständlich frei erfunden und haben keinerlei Āžhnlichkeit mit lebenden oder toten Personen. Also nur zum Teil. Der Rest ist tatsächlich erfunden. Hätte sich aber so abspielen können.

Man stelle sich also vor, da wäre dieser Zettel mit der Einladung zum Elternabend gekommen.
To do:

  1. Zettel lesen und nötige Handlungsschritte im Kopf auflisten
  2. Coupon ausfüllen und ins Aufgabenmäppli legen
  3. Termin in Kalender eintragen
  4. Zettel an Kühlschrank hängen
  5. Mann daran erinnern, dass am Mittwoch, dem Soundsovielten dieser Elternabend stattfindet
  6. Punkt 5 so lange freundlich und geduldig wiederholen, bis die Botschaft hängen bleibt
  7. an Elternabend gehen
  8. Zettel vom Kühlschrank entfernen und dem Recycling zuführen

Ich gebe es zu: Bereits bei Punkt 1, aber spätestens Punkt 2 reisse ich diese 8 Arbeitsschritte normalerweise mit Begeisterung an mich. Weil.

Mein Test hat ergeben, dass wenn ich es nicht tue, sondern besagten Zettel gut sichtbar, aber ohne Kommentar oder Handlungsaufforderung, auf dem Posteingang des Mannes platziere, für mich die folgende To-Do-Liste daraus resultieren würde:

  1. Zettel lesen und dem Mann hinlegen
  2. mehrere Tage in der Folge nachschauen, ob der Termin im Kalender eingetragen ist
  3. Eine Stunde lang The Work nach Byron Katie machen um das Thema loslassen und die volle Verwantwortung dem Mann überlassen zu können
  4. mehrere Tage in Folge das Gefühl haben, mir sei etwas vom Radarschirm gefallen und daran herumstudieren, was das schon wieder gewesen sein könnte
  5. mich daran erinnern, dass doch irgendwann dieser Scheisselternabend stattfindet aber wann war das schon wieder
  6. den Scheisszettel suchen
  7. den Mann anrufen, wo er den vermaledeiten Zettel wegen dem Elternabend hingelegt hat
  8. des Mannes Gegenfragen („welcher Zettel?“, „welcher Elternabend?“) veratmen
  9. das zertrümmerte Möbelstück reparieren
  10. Zettel suchen
  11. Zettel im Altpapier finden
  12. (optional: Nachfragen, weshalb der Zettel im Altpapier gelandet ist wenn der Termin noch nicht im Kalender steht und die Antwort „woher soll ich wissen dass du den noch brauchst wenn du ihn herumliegen lässt?“ veratmen)
  13. Coupon ausfüllen und ins Aufgabenmäppli legen
  14. Termin in Kalender eintragen
  15. Zettel an Kühlschrank hängen
  16. Mann daran erinnern, dass am Mittwoch, dem Soundsovielten dieser Elternabend stattfindet
  17. Punkt 16 so lange freundlich und geduldig wiederholen, bis die Botschaft hängen bleibt
  18. an Elternabend gehen
  19. Zettel vom Kühlschrank entfernen und dem Recycling zuführen

Nun, ihr seht, durch das Loslassen und Abgeben von Verantwortung hat sich weder die konkrete Arbeitsbelastung noch die mentale Belastung merklich verbessert.

Da ich meine Pappenheimer nach all den Jahren auch schon ein Bisschen kenne, geht das Tänzchen IRL nur jeweils bis zu Punkt 6. Aber trotzdem: Ich bleibe dabei und reisse auch in Zukunft solcherlei Aufgaben hemmungslos an mich und beklage mich dann im Internet und in den Sozialen Medien, darüber, dass alles an den Frauen hängen bleibt. Selber schuld!