Der Kurze war ja schon immer ein guter Esser und daran mag es liegen, dass er mit seinen neun Jahren bereits über anderthalb Meter misst. Aber das ist hier jetzt nicht das Thema.

Wenn er nachmittags um halb vier aus der Schule kommt, hat der kleine Kerl unendlich Hunger. Der Zvieri (dt. Vesper) war schon als Baby seine Lieblings- und Hauptmahlzeit und das hat sich seither nicht geändert. So wundert es mich auch nicht, dass er jeweils vier oder fünf Butterklappstullen(*) verdrückt.

Auch vorhin fragte er mich, ob er sich bitte eine Stulle machen könne. „Klar“, sagte ich, „kein Problem, räum danach einfach die Butter wieder in den Kühlschrank“.

Damit war das Thema für mich erledigt. So lange, bis ich Feuerzeuggeräusche aus der Küche hörte. „Was machst du?“ rief ich herüber. „Nur die Adventskerzen anzünden“, rief er zurück.

Aber da roch ich diesen verdächtigen Geruch und ging nachschauen. Ganz unschuldig stand da mein grosser Kurzer und hielt andächtig eine Scheibe Käse über die Kerzenflamme, um sie noch heiss auf ein Stück Brot zu kleben und genüsslich zu verspeisen.

„Was. Genau. Machst. Du. Da?“ fragte ich ihn und erhielt einen verständnislosen Blick zur Antwort.

„Raclette denk, was meinst denn du?“ antwortete er.

(*)  Seit ich ihm Kästners „Emil und die Detektive“ (Werbelink) vorgelesen habe, nennt er seine Sandwiches nur noch Klappstullen.