Ich lese und lese aber das Leben düst so schnell vorbei, dass ich gar nicht dazu komme, all die Bücher für Euch zu besprechen. Ein paar der Bücher habe ich von den jeweiligen Verlagen geschenkt bekommen, deswegen muss ich wohl hinschreiben, dass das hier Werbung ist. Andere habe ich selbst gekauft. Ich bespreche aber nur diejenigen, die mir gefallen haben, die anderen habe ich sowieso nicht fertig gelesen. Frei nach dem Motto: Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher!

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„Ein Tropfen vom Glück“ von Antoine Laurain

Ein Haus in Paris, mit Menschen, die dort wohnen und arbeiten. Magalie ist Restauratorin und wird vom ganzen Haus „Abby“ genannt. Julien ist Barmann und in sie verliebt. Huberts Familie lebt seit Generationen in diesem Haus und er ist der Letzte, der noch die Stellung hält. Und Bob kommt aus Amerika und ist alleine nach Paris gereist, weil seine im Koma liegende Frau ihn nicht begleiten konnte.
Menschen mitten im Leben. Dann geschieht ein Einbruch, und auf den Schreck trinken die vier gemeinsam eine Flasche Wein aus dem Jahr 1954. Rein zufällig ist es das Jahr, in dem Juliens Onkel eine fliegende Untertasse gesehen hatte. Am nächsten Tag wachen die vier Nachbarn im Jahr 1954 auf.
Wie immer geht es bei Antoine Laurain nicht in erster Linie um die abstruse Geschichte, die dient eigentlich nur als Aufhänger. Deshalb seien ihm ein paar logische Inkonsistenzen verziehen. Hauptsächlich geht es um die Menschen, ihre Entwicklung, Einsichten und ein paar Famliengeheimnisse, die im Vorbeigang aufgedeckt werden. Und einen Schatz im Keller.
Mein Fazit? Genau wie der Wein, der in diesem Roman die Hauptrolle spielt, wird Antoine Laurain mit jedem Buch besser! Dringende Kaufempfehlung!

“Ein Tropfen vom Glück ist als Hardcover, E-Book und Hörbuch im Atlantik Verlag erschienen.

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„Unterleuten“ von Juli Zeh

Diese hochgelobte, hochdekorierte Buch konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Dann lag es sage und schreibe fast zwei Jahre auf meinem Nachttisch und ich auch mit mehreren Anläufen ums Erwürgen nicht über Seite 107 hinaus.
Woran das lag? Vielleicht daran, dass man sich mit keinem der Protagonisten identifizieren mochte. Nur Unsympathen, echt! Lauter rechthaberische Arschlöcher. Und ich gebs ehrlich zu – vielleicht macht mich das zur Literaturbanause – ich mag meine spärliche Freizeit nicht mit Menschen verbringen die mir nicht wenigstens ein kleines Bisschen sympathisch sind.
Unterleuten ist ein grossartiges, was sage ich: brillantes Buch der (fiktiven und gerade deshalb sehr realen) Gegenwartsgeschichte, hervorragend geplottet und meisterlich erzählt!
Aber es eignet sich definitiv nicht zur Unterhaltung, bzw. Berieselung. Seite für Seite, Kapitel für Kapitel ärgert man sich je länger je mehr über den jeweiligen Ich-Erzähler. Durch „Unterleuten“ muss man sich hindurchkämpfen. Man muss bereit sein – und Zeit haben! – um sich darauf einzulassen und sich mit den Protagonistinnen und Protagonisten und ihrer gemeinsamen Geschichte auseinanderzusetzen.
Zur reinen Unterhaltung ist „Unterleuten“ meiner Meinung nach zu sperrig, aber wer tolle, deutsche Gegenwartsliteratur kennenlernen möchte, ist mit dem Buch gut bedient!

“Unterleuten“ ist als Hardcover, Taschenbuch, eBook und Hörbuch im Atlantik Verlag erschienen.

Bezugsquellen (der Link führt zum Taschenbuch)

„Die Geschichte des Wassers“ von Maja Lunde

Die Geschichte des Wassers ist nach Die Geschichte der Bienen das zweite Buch, das ich von Maja Lunde gelesen habe und es ist nicht weniger mitreissend. Trotzdem musste ich bei diesem hier mehrmals ansetzen, habe es wieder weggelegt, um es später wieder zur Hand zu nehmen. Vielleicht lag es am Erscheinungsdatum während des heissesten und trockendsten Sommer aller Zeiten. Wassermangel und grosse Hitze ist das Thema des Buchs. Ich fand es deprimierend, beängstigend, und sehr beklemmend. Damit kritisierere ich aber keineswegs die Autorin, die auch diesmal ein brillantes Buch geschrieben hat!
Lunde verknüpft hier zwei Erzählstränge. Signe, eine alte, desillusionierte Aktivistin für die Umwelt, segelt in unserer Zeit auf ihrem Boot nach Frankreich, um ihren Ex-Geliebten Magnus zu suchen und ihm Stücke eines Gletschers zu bringen, für dessen Zerstörung er verantwortlich ist. Und in naher Zukunft, im Jahr 2041, begeben sich David und seine kleine Tochter Lou in dem verdörrten Europa auf die Suche nach Wasser und Lous vermisster Mutter. Die Klima-Flüchtlinge leben in Camps, Nahrungsmittel und Trinkwasser sind rationiert und David weiss gar nicht, wie er seine kleine, durstige Tochter trösten soll. Sie lernen Marguerite kennen und erforschen gemeinsam die Umgebung des Camps, in dem sie leben. Dabei stossen sie auf ein Geheimnis, das ihnen das Leben rettet.
Auch wenn „Die Geschichte des Wassers“ es keine leichte Kost ist, freue ich mich schon jetzt auf den dritten Teil der Tetralogie, „Die letzten ihrer Art“, das im Herbst 2019 herauskommen wird.

„Die Geschichte des Wassers“ (im Original: „Blau“)
Maja Lunde, aus dem Norwegischen übersetzt von Ursel Allenstein
btb Verlag, München, 2018
Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-442-75774-9
auch als eBuch und Hörbuch erhältlich

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„Die Analphabetin, die rechnen konnte“ von Jonas Jonasson

In gewohnter Jonasson-Manier geht es in dieser Geschichte hoch zu und her. Die intelligente, aber arm geborene Nombeko lebt in Soweto und kümmert sich um das Leeren der Latrinen. Auf dem Weg zur Nationalbibliothek in Johannesburg wird sie angefahren und in der Folge dafür verurteilt. Danach geht es Schlag auf Schlag: Atombomben, gefälschte Kunst, Chinesen, Ingenieure, Mossad-Agenten, Zwillinge, von denen der eine gar nicht existiert, eine wütende junge Frau, ein König und ein Premierminister spielen bei diesem Feuerwerk an Ideen und immer verrückteren Wendungen eine Rolle. Am Ende interessiert einem der Plot gar nicht mehr, sondern man wartet nur gespannt, was als nächstes schief gehen wird.
„Die Analphabetin“ liest sich gut und flüssig weg und folgt demselben Erfolgsrezept wie „Der Hundertjährige“. Eine Story mit normalen Leuten, die über mehrere Jahrzehnte in die absurdesten Situationen geraten und am Ende die Weltpolitik beeinflussen – ein typischer Jonas Jonasson halt. Die „Analphebetin“ ist ein nettes, unterhaltsames Buch, ohne Längen und ohne Langeweile, aber auch ohne grosse Überraschungen. Ich habe es trotzdem gerne gelesen und empfehle es allen, die Jonasson mögen. Sie werden nicht enttäuscht sein!

„Die Analphabetin, die Rechnen konnte“ (im Original: „Analfabeten som kunde räkna“)
Maja Lunde, aus dem Schwedischen übersetzt von Wibke Kuhn
carl’s books, München, 2013
Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-442-75774-9
auch als Taschenbuch, eBuch und Hörbuch erhältlich

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„Tütensuppenglück“ von Christen Bailey

Juliet, genannt Jools hatte vor langer Zeit mal Psychologie studiert und grosse Träume. Die hatte auch ihr Betthupferl Matt, seines Zeichens Philosophie- und Soziologiestuden. Dann riss ein Kontom. Heute arbeitet er als Buchhalter, und Jools ist Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Jools Leben besteht aus schmutzigen Windeln, Reklamationen des Schuldirektors, und öden TV-Shows und sie hat seit Jahren nicht mehr allein gepinkelt. Sie ist eine gestresste, überarbeitete und streckenweise überforderte, ganz normale Mutter, die täglich scheitert, aber irgendwie geht es dann trotzdem weiter. Als sie eines Morgens nach dem Schulrun schnell im Supermarkt Milch und ein paar Fischstäbchen für die Familie holt, begegnet ihr der berühmte Fernsehkoch Tommy McCoy und zieht vor der Kamera über den ungesunden Inhalt ihres Einkaufswagens her. Im Stress und eh schon genervt, vergisst sie schüchtern zu sein und geigt Jools ihm vor laufender Kamera die Meinung, so von wegen was sich normale britische Familien leisten können und wo er sich sein Quinoa und gesundes Gemüse hinstecken soll. Das Video geht viral und findet bei den kleinen Leuten grosse Bestätigung. So gross, dass McCoy schliesslich Jools zum Kochduell fordert und diese nicht weiss, wie sie jetzt wieder aus der Nummer herausfinden soll. Als Unterstützung hat sie ihre chaotischen Kinder, ihren Mann Matt, ihre Brüder Ben und Adam und ihren Vater, sowie ihre beste Freundin Annie und Lunella, ein Mediencoach, die ihr zwar kompetent hilft, aber auch noch eigene Pläne verfolgt.
Medienrummel, Social Media, Familienleben und ein arroganter Fernsehstar und dessen Frau, die versuchen, Jools und ihre Familie durch den Schmutz zu ziehen ergeben eine amüsante, nie langweilige Geschichte mit Happy End. Unterhaltsame Ferienlektüre für Mütter und andere Familienmenschen!

„Tütensuppenglück“ (im Original: „Souper Mum“)
Kristen Bailey, aus dem Englischen übersetzt von Christiane Steen
rororo, Rowohlt Taschenbuch, 2018
ISBN: 978-3-499-27395-7
Erhältlich als E-Book (das Taschenbuch ist überall vergriffen ausser bei Thalia Österreich)

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„Château Mort“ von Alexander Oetker

Der Marathon du Médoc ist ein Rennen, bei dem die Läufer verkleidet sind und an jedem Weingut des Médoc anhalten und Wein degustieren können. Ausgerechnet nach dem Besuch von Luc Verlains Freund Richard, der in grossen finanziellen Nöten steckt, bricht einer der Läufer tot zusammen und ein Politiker kommt nur knapp mit dem Leben davon. Der Wein war vergiftet! Luc und seine Partnerin fangen an zu ermitteln, aber immer mehr Spuren führen zu Lucs Freund Richard…
Château Mort ist flüssiger zu lesen, als Alexander Oetkers Erstling „Retour“ und der Protagonist Luc Verlain hat in der Zwischenzeit ebenfalls an Profil und Charakter gewonnen. Ich mag den Commissaire sehr, weil er er er nicht immer so einfach einzuschätzen ist, sondern ein vielschichtiger Charakter mit zahlreichen Zweifeln und Widersprüchen, mit dem man sich gut identifizieren kann. Für Lieberhaber von Regionalkrimis ist „Château Mort“ auf jeden Fall eine schöne Ferienlektüre, besonders als Einstimmung auf einen eventuellen Frankreichurlaub.

„Château Mort“
Alexander Oetker
Hoffmann und Campe, 2018
ISBN: 978-3-550- 0076-4
broschiert, als eBuch oder als Hörbuch erhältlich

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„Fifty Shades of Grey“ von E.L. James

Mir war nach etwas Knistern und deshalb hab ich nach 2012 einen neuen Versuch gestartet, die Fifty Shades-Reihe zulesen. Offenbar hat unterdessen tatsächlich noch ein/e Lektor/in sich den Text angesehen, was ihm sehr zugute gekommen ist.
Im ersten Band, „Geheimes Verlangen“ lernt die unbedarfte Ana Steele den geheimnisumwitterten Christian Grey kennen und ist von ihm fasziniert. Die Sexszenen sind ganz nett. Die Folgebände habe ich dann eher aus Höflichkeit gelesen, sie sind langweilig und vorhersehbar und der Sex der Protagonisten wird auch immer langweiliger. Ein verkorkster Mann, der seine Probleme so lange mit Geld löst, bis eine junge Frau daherkommt und ihn von seiner Verkorkstheit erlöst. Und die Liebe zu BDSM kann natürlich nur in einer traumatischen Kindheit und sexuellem Missbrauch begründet sein und verschwindet dann ganz automatisch, wenn jemand die wahre Liebe gefunden hat.

„Fifty Shades of Grey“
E.L. James, aus dem Englischen übersetzt von Andrea Brandl und Sonja Hauser
Goldmann, 2012

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„Ungebremst Leben“ von Heidi Hetzer

Heidi Hetzer, Automechanikerin, Unternehmerin und Rallyefahrerin, hat zeitlebens gearbeitet. Mit 75 ging sie schliesslich in Rente, langweilte sich aber alsbald. Als Bewunderin von Clärenore Stinnes, die 1927-29 als erste Frau mit dem Auto um die Welt fuhr, wollte sie deren historische Fahrt nacherleben. Mit einem Auto der Marke Hudson aus dem Jahr 1930 fährt die alte Dame 2014 los. In zweieinhalb Jahren fährt sie durch sechsundvierzig Länder, und lässt sich auch durch Pannen, fehlende Ersatzteile und Bürokraten nicht aufhalten.
In diesem Buch erzählt die unterdessen leider verstorbene „Rallye-Legende“ Heidi Hetzer von ihrer unglaublichen Reise, aber auch aus ihrem bewegten Leben als Frau und Mutter im Rennsport und im Autogeschäft. Von Berlin aus fährt sie entlang der Seidenstrasse durch China und Thailand nach Indonesien, Australien, Neuseeland, USA und Kanada, Südamerika, den Süden Afrikas und wieder zurück nach Berlin. Reiseberichte gehen in dieser Autobiografie Hand in Hand mit Heidi Hetzers Erinnerungen an ihre Zeit als Rennfahrerin und als sie als junge Frau und Mutter das Autogeschäft ihres Vaters in Berlin übernommen hatte.
Wer Reisen, Autos und starke Frauen mag, die sich durch nichts bremsen lassen, dem sei dieses Buch ganz herzlich empfohlen! (aber als Buch, wegen den schönen Fotos!)

„Ungebremst leben – Wie ich mit 77 Jahren die Freiheit suchte und einfach losfuhr“
von Heidi Hetzer und Marc Bielefeld
Ludwig Verlag, 2018

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