„Über Geld spricht man nicht“ ist etwas, was wir Schweizerinnen und Schweizer schon mit der Muttermilch beigebracht bekommen. Trotzdem ist es natürlich so, dass das Thema allgegenwärtig ist. Gerade im reichsten Land, in dem jedoch 15% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, allen voran Kinder und Erwachsene aus Einelternfamilien. Dem reichsten Land der Welt, mit einer mieserablen Einkommenselastizität und hoher Verschuldung.

Mit Covid-19 kamen zahlreiche Menschen in finanzielle Nöte, auch um uns herum. Wegen Kurzarbeit in der Metallverarbeitenden Branche und Einbruch meiner Aufträge im Bereich Tourismus und Gastronomie müssen auch wir den Gürtel wieder enger schnallen.

Auch wenn „man“ nicht darüber spricht: Geld ist ein Thema! Es betrifft fast alle. Über Geld NICHT zu sprechen kann sich nur leisten, wer mehr als genug davon hat. In den meisten Familien ist es jedoch ein fast tägliches Thema und das bekommen Kinder natürlich mit. Gerade dann, wenn es fehlt, und wenn sie anfangen, sich zu vergleichen.

So hat auch Kurzer diesen Sommer wieder gefragt: Wieso reisen immer alle in die Ferien nur wir nicht?

„Weil wir nur kaufen, was wir uns auch leisten können“, wäre wohl die ehrlichste Antwort auf seine Frage. Eines der Dilemmata, wenn man mit seinem Kind über Geld spricht, ist dieses ewige Mangeldenken: Geld wächst nicht auf Bäumen, Geld liegt nicht auf der Strasse, Geld muss verdient werden, wir haben nicht genug Geld für alle Rechnungen UND dann noch weit weg fahren….

Nie geht es bei solchen Gesprächen um VIEL Geld, oder GENUG Geld, sondern immer um ZU WENIG.

Dass sich andere Familien verschulden, nur um sich und ihren Kindern „etwas bieten zu können“, so weit sieht ein Elfjähriger nicht. Das ist auch nicht seine Aufgabe! Trotzdem muss er in den nächsten Jahren haushalten lernen – mit 16 wird er vermutlich seinen ersten Lehrlingslohn erhalten. Deswegen ist der richtige Umgang mit Geld – und dazu gehört nun mal, dass man nur so viel ausgibt, wie man zur Verfügung hat – ein wichtiger Teil der Erziehung und der Allgemeinbildung, die man seinem Kind mitgeben sollte.

Ich selbst habe eine eher „klassische“ Geldbildung erhalten: Wie verwaltet man den Mangel, das „nicht genug für alles, das man haben möchte“. Den Mangel verwalten – darin bin ich wirklich gut und das hat uns wohl vor der Verschuldung gerettet, als ich nach Kurzens Geburt wegen seinen Gesundheitsproblemen meine Stelle kündigen und mich (mit extrem reduziertem Pensum) wieder selbständig machen musste.

Aber als mich mein Kind fragte „sag Mama, sind wir arm, weil wir nicht genug Geld für ein neues Velo/Trotti/Skateboard/Playstation/… haben?“ bin ich erschrocken. Natürlich müssen wir schauen, wie wohl die meisten, aber als arm würde ich uns nicht gerade bezeichnen. Wie kommt er nur auf die Idee? Ist es die Art und Weise, wie wir Erwachsenen über Geld reden? Über die manchmal peniblen Monatsenden, darüber, ob es für teure Hobbys reicht oder nicht?

Wie können wir vor unserem Kinde über Geld reden, so dass es ein positives Verhältnis dazu bekommt?

Wie bringen wir ihm bei, dass es eigentlich genug Geld für alle gibt?

Wie helfen wir ihm, statt eines Mangelbewusstseins ein Grundgefühl der Fülle und die dazu gehörende Dankbarkeit zu entwickeln?

Denn auch wenn unsere Familie für Schweizer Verhältnisse sehr bescheiden lebt: Als Mitteleuropäer geht es uns wirtschaftlich besser, als über den Daumen gepeilten 95% der Menschheit.

Aber es geht nicht nur um die Einstellung dem Geld gegenüber. Sondern auch um praktische Aspekte: Wie spart man richtig? Wie teilt man sein Geld ein? Wie kontrolliert man seine Finanzen? Wie macht man ein Budget? Wie kann man Geld verdienen und vermehren?

Unser Vater hatte uns eine Zeit lang jeden Sonntag Abend beim Erhalt des Taschengeldes gezeigt, wie man ein Ausgabenheft führt. Etwas mit Buchhaltung, mit „Soll“, „Haben“ und „Saldo“ – aber er hat es damals nicht geschafft, meine Schwester und mich vom Sinn eines solchen Heftes zu überzeugen. Und Freude, tja, das war etwas, das bei diesem Thema keinesfalls aufkam. Eher Kritik und Rechtfertigungszwang wegen „unsinniger“ kurzfristiger Ausgaben statt Hilfe und Ermutigung, wie man kurzfristige „Gänggel“ mit langfristigen Sparwünschen unter einen Hut bringen könnte.

Da mir dieses Wissen bisher fehlt, ich das Thema meinem Sohn jedoch gerne nahe bringen würde, habe ich mich auf die Suche nach Büchern speziell für Kinder gemacht, die zeigen, wie man am Taschengeld und später auch an seinem ersten selbst verdienten Geld seine Freude haben kann! Eines davon ist „Ein Hund namens Money„, das ich euch vor einiger Zeit schon vorgestellt habe und das ich sehr altersgerecht und informativ fand.

Habt Ihr weitere Vorschläge oder Anregungen?

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Kinderbücher über Geld

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