Ich könnte jetzt natürlich sagen, ich sei gerade sehr eingespannt und hätte deswegen keine Zeit, um zu bloggen. Aber die Wahrheit ist: Ich habe momentan gar keine Lust dazu.

Selbstverständlich liegt Ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, mir durchaus am Herzen – und das, obwohl ich davon ausgehen muss, dass Ihr mich wohl schon fast vergessen habt.

Es ist einfach so, dass ich Tag für Tag sehr viel am Computer arbeite.

Oder studiere. Oder mich weiterbilde. Sogar geliebte Freizeitaktivitäten wie Netzwerkevents, Vereinssitzungen, Vorträge und Konzerte finden wegen der Pandemie grösstenteils am Computer statt.

Da mag ich einfach nicht noch mehr Zeit am Computer verbringen. Obwohl… mir fliegen natürich ständig Gedanken zu, die ich gerne mit Euch teilen würde. Dann spreche ich sie auf mein Telefon, um sie das nächste Mal, wenn ich am Computer sitze, in die Tasten zu hauen. Aber kaum sitze ich dann am Computer, möchte ich so schnell wie möglich wieder davon weg!


Was mir im Moment wirklich gut tut…

…sind die kleinen Gesten des Alltags. In dieser verkopften Zeit, wo ich manchmal das Gefühl bekomme, völlig abgehoben zu sein, helfen sie mir, mich wieder in der materiellen Welt, im Hier und Jetzt zu verankern. „Lebe den Augenblick“ nicht als esoterisches Klischee, sondern als bewusste Geste im aufgeheizten Alltag, wo alle meine Aufmerksamkeit wollen.

Wenn ich dem Rosmarinstrauch am Wohnzimmerfenster die vertrockneten Nadeln entferne und nur das. Wenn ich mich hinsetze mit einer heissen Schokolade und jeden Schluck dankbar rieche und schmecke und nur das. Wenn ich Musik höre und nur das.

Ich brauchte lange, um aus der Idee herauszufinden, immer etwas produzieren zu müssen, und sei es eine Erinnerung. Dabei frage ich mich, wann ich das verlernt habe: Durch den Wald strolchen und einfach wahrnehmen, was da ist, statt bereits im Kopf Sätze zu formulieren, um nach dem Spaziergang darüber zu schreiben, wie ich durch den Wald gestrolcht sein werde und einfach den Wald um mich herum wahrgenommen hatte.

Einfach Sein. Einfach Tun.

Einfach ein Buch lesen. Ohne die Verpflichtung, es zu rezensieren. Einfach etwas Erleben. Ohne es zu teilen. Fotos für das Album aufnehmen und um sie mit der Familie zu teilen, nicht mit Euch. Güezi backen, ohne das Resultat auf Instagram zu teilen.

Die Handlung ist zwar dieselbe, aber die Einstellung dazu ändert sich. Eine bewusst, mit Absicht ausgeführte Geste erhält eine Realität, die sie nie haben kann, solange man mit dem Kopf nicht bei der Sache ist.

Früher half mir das Internet, Auszeiten aus der stressigen Realität zu nehmen. Heute ist es umgekehrt.

Meine neueste (Wieder-)Entdeckung: Briefe schreiben

Neuerdings geht mir nicht nur das Internet, sondern auch Social Media und Messenger-Dienste auf den Senkel. Statt zu Whatsappen habe ich wieder damit angefangen, richtige Briefe zu schreiben. Von Hand auf Papier, mit einem Umschlag und einer Briefmarke. Krass, ich weiss.

Der Unterschied zum E-Mail, und erst recht zur Kurznachrichtig, ist absolut unglaublich! Man nimmt sich Zeit, man liest den erhaltenen Brief noch einmal durch. Man wählt ein Papier, das dem/der Empfänger/in gefallen könnte. Man wählt einen Stift, der gut in der Hand liegt (dabei kommt mir in den Sinn: ich muss schauen, ob man irgendwo noch Tintenpatronen kaufen kann, denn ich möchte meinen Füller gerne wieder in Betrieb nehmen). Dann setzt man sich hin und überlegt, was man der Person schreiben möchte.

Es ist eine bewusste, langsame Handlung. Man verbringt Zeit mit der anderen Person, auch wenn sie nicht im Raum ist, denn man ist beim Briefschreiben voll auf sie konzentriert. Im Gegensatz zum Computer sind auch die Ablenkungen auf ein Minimum reduziert, denn mehr als Hintergrundmusik liegt kaum drin.

Das hat mich die Pandemie mit ihrer sozialen Distanz gelehrt: Wenn man schon nicht bei der Person sein und mit ihr Zeit verbringen kann, dann ist ein Brief die zweitbeste Weise, um mit ihr zusammenzusein!