Ich lese gerade mehrere Bücher aus der Zeit zwischen den Weltkriegen bzw. des Zweiten Weltkriegs parallel. Hier meine Eindrücke des ersten Bandes der „Mütter-Trilogie“ von Felicitas Fuch, der in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts beginnt und die Lebensgeschichte der Schneiderin Minna vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland erzählt.

Die Geschichte

Minna ist in einer herrlichen Zeit jung ist. Die «Goldenen Zwanziger», die Zeit zwischen den Weltkriegen, mit ihren Tanzveranstaltungen und der optimistischen Aufbruchstimmung. Die junge Minna kommt aus bescheidenem Elternhaus aber mit ihrem fröhlichen Gemüt möchte sie aus dem Leben herausholen was immer möglich ist. Sie lernt den um einige Jahre älteren, wohlhabenden Fred kennen und lieben und heiratet ihn gegen den Willen seiner Eltern. Die Ehe zwischen Fred und Minna bleibt kinderlos, und bald näht die gelernte Schneiderin nicht mehr nur für sich, sondern für zahlreiche wohlhabende Damen der Düsseldorfer Gesellschaft, modische Abendgarderobe.

Minna interessiert sich nicht für Politik, aber natürlich bleibt weder ihr Geschäft noch ihre Ehe von der Weltwirtschaftskrise und dem Aufstieg der Nazis in Deutschland unbehelligt. Schliesslich zerbricht ihre Ehe mit Fred, Minna zieht zurück zu ihrer Mutter, und lässt sich scheiden. Wie so viele hat sie durch die Inflation und die Weltwirtschaftskrise ihr ganzes Vermögen verloren. Doch Minna ist ein «Steh-auf-Weiblein» und schon bald eröffnet sie eine Āžnderungsschneiderei. Sie lernt Fritz kennen und verliebt sich in den rassigen Mann. Die beiden lieben sich von ganzem Herzen, Fritz jedoch kann mit Minnas Erfolg und Beliebtheit nur schlecht umgehen. Schliesslich bekommt Minna das lang ersehnte Baby – ihre Tochter Hanna, und bald folgt Luise. Der zweite Weltkrieg bricht aus, Fritz wird eingezogen, viele von Minnas Freundinnen und Kundinnen müssen fliehen, oder werden in der Nacht abgeholt. Minna tut alles, was nötig ist, um ihre eigene Familie zu schützen, aber hilft ihren Freunden heimlich, wenn sie kann.

Die Ehe von Minna und Fritz kann die schweren Kriegsjahre und zahlreiche Schicksalsschläge nicht überdauern. Wie der muss Minna von Grund auf neu anfangen und wieder schafft sie dies mithilfe ihrer Familie und dank ihres sturen Optimismus.

Mein Fazit

Ich muss zugeben, zu Beginn des Buches konnte ich mit Minna, die sich nur für Mode interessierte, und fand, Politik würde sie nicht betreffen, nicht viel anfangen. Mehr als einmal war ich drauf und dran, das Buch wegzulegen.

Mit fortschreitender Geschichte, mit jedem Schicksalsschlag, den sie wegsteckte, rang mir die Protagonistin jedoch mehr Bewunderung ab und schliesslich war ich gespannt, was die arme Minna eigentlich noch alles erleiden musste. Mehr und mehr schälte sich dann auch heraus, dass die vermeintliche Oberflächlichkeit und der aufgesetzte Optimismus Minnas ihre Überlebensstrategie war, um nicht an ihrer Umgebung und ihrem Schicksal zu zerbrechen.

Etwas störend fand ich die ständigen Andeutungen auf ein Familiengeheimnis, das jedoch nicht aufgelöst wird. Dadurch hängt man nach dem Fertiglesen völlig in der Luft und mir wurde erst im Nachhinein klar, dass es sich bei „Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“ um den ersten Band einer Trilogie handelt. Die Nachfolgebände werden im Laufe des Winters bzw. im Frühling nächsten Jahres erscheinen.

Felicitas Fuchs: „Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“
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„Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“ von Felicitas Fuchs

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Steckbrief

„Düsseldorf 1924. Die junge Schneiderin Minna stammt aus einfachen Verhältnissen und kommt mit grossen Hoffnungen in die mondäne Stadt. Sie will glücklich werden, sich aus der Armut befreien und eine Familie gründen. Als sie sich in den wohlhabenden Fred verliebt, scheinen sich alle Wünsche zu erfüllen. Doch ihr starker Wille und ihr Erfolg als Schneiderin stellen die Ehe immer wieder auf die Probe. In der Zeit, in der sie lebt, gibt es kein Verständnis für eine Frau, die eigene Entscheidungen trifft. Schon bald muss Minna zwischen den Konventionen und ihren Wünschen wählen, und ihre Träume scheinen in weite Ferne zu rücken. Doch Minna kämpft gegen alle Widerstände um ihr Glück.“

„Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“
von Felicitas Fuchs
Heyne Verlag, 2022
ISBN 978-3-453-42643-6

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Bezugsquellen

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