Es ist Ewigkeiten her, dass ich zuletzt Fantasy gelesen habe, aber in meinen Zwanzigern und Dreissigern verschlag ich alles, was mir über Sagengestalten und fremde Welten in die Hände geriet. Nun war ich natürlich gespannt auf den neuesten Wurf der Gebrüder Tom und Stephan Orgel – die mit den Orks – insbesondere, weil die Hauptperson weiblich ist.

Die Geschichte

Millicent Wohl, Millie genannt, lebt in Frankfurt und arbeitet im Museum des Senckenberg-Instituts. Während einer Feier bekommt sie zufällig mit, wie der Präparator Joseph Buchner niedergeschlagen wird und eine furchterregende Gestalt mit einem Totenschädel davonrennt. Millie verfolgt den Dieb bis in eine Gasse, wo dieser wie vom Erdboden verschwindet, und muss unverrichteter Dinge ins Museum zurückkehren.

Verdächtige Polizeibeamte verhören ungewöhnliche Gestalten aus einem reisenden Zirkus, und dann mischen sich auch noch Johann Wolfgang von Goethe und sein geheimnisvoller Adlatus Abaris in das Geschehen ein und es stellt sich heraus, dass der gesuchte Totenschädel niemand geringerem als dem verstorbenen Friedrich Schiller gehörte und dem Museum von Goethe zur Verfügung gestellt wurde.

Gemeinsam mit Goethe, Abaris und dem Kutscher Heinrich macht sich Milli auf die Suche nach dem Totenschädel und dem geheimnisvollen Dieb. Dabei steckt sie ihre neugierige Nase in Angelegenheiten von weitaus mächtigeren Leuten, als sie sich jemals hätte vorstellen können.

Mein Fazit

Mit 20 hätte ich dieses Buch geliebt! Eine junge, freche, mutige Protagonistin, die sich gegen die Konventionen ihrer Zeit stellt, eine Prise urbane Fantasy und das alles in einem historischen Umfeld, das war genau die Art Bücher, wie ich sie zu Dutzenden verschlungen habe.

Unterdessen haben sich meine Ansprüche verändert und ich hatte etwas Mühe, in die Geschichte einzutauchen, weil gewisse Dinge den Lesefluss gestört haben. Allen voran die Erzählstimme Millicents, die einfach nicht in ihre Zeit passt. Dann das ewige verbale Geplänkel der verschiedenen Hauptfiguren, das ich als sehr künstlich und bemüht wahrnahm.

Nachdem ich aber mal in der Geschichte „drin“ war, las ich das Buch in zwei Abenden fort. Sprachlich ist es flüssig, der Plot ist spannend aufgebaut und es fehlt auch nicht an überraschenden Wendungen. Mein 16-jähriges „Ich“ hätte sowohl Millicents Art als auch die Geschichte selbst geliebt. Leseempfehlung für alle, die historische Fantasy in einem realen Setting mögen!

T.S. Orgel: „Die Schattensammlerin – Dichter und Dämonen“
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T.S. Orgel: „Die Schattensammlerin – Dichter und Dämonen“

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Klappentext

„Frankfurt am Main, im Jahr 1830. Während eines rauschenden Fastnachtsballs wird Millicent Wohl, eine junge und wissbegierige Frau, plötzlich Zeugin eines brutalen Raubüberfalls in einem Museum. Eine schwarze Gestalt eilt an ihr vorüber – und verschwindet im Nichts. Milli versucht den Diebstahl aufzuklären, doch niemand glaubt ihren Hinweisen. Da erhält sie Hilfe von unerwarteter Seite: der alte Goethe ist inkognito in Frankfurt, und der Dichterfürst hat ein grosses Interesse an der Wiederbeschaffung des Diebesguts. Eine atemlose Jagd auf finstere Mächte und Sagengestalten beginnt…“

„Die Schattensammlerin – Dichter und Dämonen“
Heyne Verlag, 2022
ISBN 978-3-453-32179-3

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Bezugsquellen

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