Aus dem Familienbett ausziehen: Den kriegst Du nie wieder aus dem Bett fb3646d1c39c465d9a086e3dc23ffc66Aus dem Familienbett ausziehen: Den kriegst Du nie wieder aus dem Bett plzm

Unter dem Stichwort „Kann er schon alleine einschlafen?“ beschrieb ich im August 2010 weshalb wir unser Baby beim Einschlafen begleiteten. Der Kurze war da gerade mal 10 Monate alt.

Wie oft bekamen wir während seiner Babyzeit und später zu hören, dass wir ihn nie, NIE, NIEMALS mehr aus unserem Bett hinaus bekommen würden, wenn wir ihm nicht endlich das alleine Einschlafen beibringen würden. „Da muss man auch mal hart bleiben“ oder „lasst euch doch nicht so ins Bockshorn jagen“ waren so Sätze, die immer mal wieder vorkamen.

Nun, wir blieben dann auch tatsächlich hart – auf unserer Linie!

Er schlief noch lange im eigenen Bettchen neben unserem grossen Bett, meistens jedoch schlief er mit Papa oder mir im grossen Bett ein und wir legten ihn dann in seines, sobald wir ins Bett gingen. So ungefähr ab 14 oder 15 Monaten merkten wir dann ab und zu, dass unsere Anwesenheit ihn von Einschlafen abhielt. An solchen Abenden schlich man sich dann mit einer Entschuldigung aus dem Zimmer („ich muss schnell pinkeln gehen“), wartete ein paar Minuten und die reichten dann zum Einschlafen.

Manchmal schlichen wir uns auch einfach so raus, weil wir keine Lust hatten, daneben zu liegen. Gerade mir, die in der Zeit abends um sieben bereits eine Überdosis Kurzen hatte, fiel es nicht immer leicht, ruhig und gelassen daneben zu liegen, ich brauchte ein paar Momente für mich selber. Das merkte der Kurze natürlich und klammerte umso mehr.

Ich kann mich erinnern dass ich in der Zeit öfter mal einen Abendspaziergang machte, im Wissen dass Kurzer wegen meiner Abwesenheit traurig sein würde – aber sein Papa ganz nah bei ihm wäre. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, merkte aber ganz stark, dass ich auch für mich selber schauen musste. Sonst hätte ich am nächsten Tag keine aufmerksame, zugewandte Mutter sein können, sondern wäre gereizt gewesen und hätte mich weit weg gewünscht.

Etwa mit zwei Jahren schraubten wir die Füsse wieder an unser Bett ran, während die Matratze des Kurzen am Boden blieb. So lernte er sanft, während der Nacht zwar nicht allein zu sein, aber doch ohne ständigen Körperkontakt.

Etwa ab dem dritten Geburtstag sprachen wir mit ihm darüber, dass grössere Kinder eigene Betten im eigenen Zimmer hätten. Zuerst dachte er, das ginge ihn nichts an. Im Frühjahr, als er 3.5 war, fuhren wir dann ins Bauhaus, Material zu kaufen um sein Zimmer einzurichten. Er durfte mithelfen das Secondhand-Hochbett zu dekorieren, die Zimmertür zu ersetzen, ein Gestell zu konstruieren für sein „Funkgerät“ (Babyphone).

Dann zog er aus.

Mann, war das ein komisches Gefühl. Ich erwachte zig Mal während der Nacht und lief rüber um zu schauen, ob es ihm gut ging. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Das Babyphone blieb jedoch immer angeschaltet, auch heute noch. In der verwinkelten Mittelalter-Wohnung höre ich ihn sonst weder rufen noch weinen.

Er ist jetzt fünf Jahre alt. Wir haben ihm sein Einschlafen immer selber überlassen und hatten nie, so weit ich mich erinnern kann wirklich noch kein einziges Mal Streit oder Konflikte was das Zubettgehen betrifft. Er sagt selber, wo er einschlafen will und ob er noch kuscheln will oder nicht. Meistens fragt er für eine Gutenacht-Geschichte im grossen Bett und danach schläft er entweder dort ein (und wird später in sein eigenes Bett rüber getragen) oder er watschelt direkt nach der Geschichte selber rüber.

Ganz selten mal sagt er, er könne nicht einschlafen, dann darf er noch Musik hören oder noch ein wenig im Sitzsack im Wohnzimmer sitzen und Büchlein lesen. Von uns erhält er jedoch nach acht Uhr kein Unterhaltungsprogramm mehr. Nach acht ist Mamazeit und Papazeit. Das weiss und akzeptiert er und meistens geht es nicht lange, bis er wieder in seinem Zimmer verschwindet.

Wenn er krank ist, ihn etwas beschäftigt oder es ihm nicht gut geht, fragt er manchmal, ob er bei uns im grossen Bett schlafen darf. Wie neulich, als er von der Leiter gefallen war und schlimme Rückenschmerzen hatte. Da war dann Papa so lieb und schlief auf dem Gästesofa, und Kurzer ausnahmsweise bei mir. Oder es kam auch schon vor, dass ich mit Kurzem auf dem Gästesofa schlief, weil er so sehr hustete, dass wir alle davon aufgewacht waren. Aber das sind Ausnahmen. Sehr oft jedoch erwachen wir morgens zu dritt im Bett und keine/r hat was gehört oder gesehen. Vielleicht kann er ja beamen?

Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen bin ich heute klar davon überzeugt, dass Gelassenheit bei der Schlaffrage die besten Resultate bringt: Nichts erzwingen wollen und dem Kind Eigenkompetenz zugestehen ist der Weg zu harmonischen Feierabenden und entspanntem Einschlafen.

Andere Leute, andere Sitten:

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