Neu entdeckt habe ich im Januar den Blog von Fräulein Rabatzki aus Berlin, die erfrischend und tiefgründig über ihr Leben, ihre Familie und ihren Senf berichtet. Reinlesenswert. Ich habe übrigens über einen Artikel zum Thema Verwöhnen dorthin gefunden, der paar interessante Gedanken aufwirft: „Zum Thema ‚Verwöhnen'“

Eine zeitraubende Entdeckung für mich als grosser Fan von „hardboiled“ Kriminalromanen ist das Blog von Sara Paretzky. Fortan werde ich definitiv zu nichts mehr kommen. Die Frau schreibt spannend und intelligent, sozialkritisch und trashig, alles in allem. Wer zufällig nicht weiss, was lesen oder noch Zeit übrig hat, möge sich einen ihrer V.I. Warshawski-Romane zu Gemüte führen.

Furchbar entsetzt habe ich mich über die Geschichte dieses Mädchens im brasilianischen Reciefe: Ein neunjähriges Kind wurde jahrelang von seinem Stiefvater vergewaltigt und erwartet Zwillinge. Die Āžrzte stellen fest, dass das Mädchen die Schwangerschaft nicht überleben würde und brechen sie in der 15. Woche ab. In der Folge werden Āžrzte, das Kind und seine Mutter von der Kirche exkommuniziert und der Trost, der die Religion in so einer schwierigen Situation bieten könnte, wird ihnen verweigert. Ganz im Gegensatz zum Vergewaltiger: Der wird nur vom Staat, nicht aber von der katholischen Kirche verurteilt.

Dann war da noch die „Neger“-Debatte, die nach der Ankündigung des Thienemann-Verlags, in der Kleinen Hexe neben 29 anderen Begriffen auch das Wort „Negerlein“ in modernes Deutsch zu bringen, d.h. es ersatzlos zu streichen und den kleinen Buben sich als etwas anderes verkleiden zu lassen. Wenige hatten eine Ahnung, aber viele haben trotzdem ihre Meinung dazu öffentlich geäussert. Wie immer prägnant und lesenswert, Antje Schrupp: Kontext. Wie Wörter zu ihrer Bedeutung kommen.

Die letzte Januarwoche wurde vom #aufschrei in Beschlag genommen. Mich hat das Thema streckenweise recht getriggert. Und zwar nicht, weil sich so viel Schlimmes erlebt hätte – viel ja, wirklich Schlimmes nicht (im Vergleich zu anderen), aber halt doch irgendwie nachhaltig. Es ist einfach so, dass wenn man die Verdrängungsbarrieren mal runterlässt, der ganze Schlick hochgeschwemmt wird und zwar alles auf einmal und das frisst doch schon einiges an Prozessorleistung. Eine grosse Bitte um Entschuldigung an meine Umgebung, dass ich teilweise nur noch 10-20% im Real Life anwesend war.
Es wurde so viel zu dem Thema geschrieben – auch von mir selbst – dass es unmöglich ist, hier alles zu verlinken. Kleinerdrei haben eine Übersicht gemacht und Antje Schrupp hat wie immer die Problematik messerscharf zusammenfassen können: Wie Lappalien relevant werden.

Mit Antjes Schlusswort entlasse ich Euch. Hoffentlich bis bald!