Mein Sohn ist – wie vermutlich jeder gesunde Zweijährige – ein Vandale. Er liebt seine Bücher, am allerliebsten mag er die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch und jene von Rotraut Susanne Berner.
Nur leider hat er, wie bereits angetönt, keinen Hauch von Schimmer davon, wie man ein Buch anständig behandelt. Der Wahrheit zuliebe muss ich anmerken: Hatte ich auch nicht. Weder mit Zwei noch mit Drei, auch nicht mit Fünf oder Sechs. Noch heute habe ich manchmal meine liebe Mühe damit, weshalb ich meine eigenen Fach- und Sachbücher auf dieselbe Weise schütze, wie die Bilderbücher des Kurzen.
So habe ich mich denn bei der Firma mit dem orangefarbenen „M“ mit transparenter Klebefolie ausgerüstet. Achtung, es gibt zwei Sorten, die eine hat blaue Karos auf der Rückseite, die andere Rote. Ich nehme immer die mit den Roten, weil man sie wieder ablösen kann, wenn man sich vertan haben sollte (grad heute habe ich zwei Seiten des einen Wimmelbuches in den Umschlag geklebt und musste die Folie wieder ablösen, das passiert also auch geübten Bucheinfassern).
Dazu braucht man ein Lineal oder ein Geometriedreieck, um die Folie anzupressen und eine scharfe Schere, um sie zu schneiden.
Zum Zuschneiden das Buch auf die Folie legen und diese so abmessen/schneiden, dass ringsum ein paar Zentimeter überstehen:
(niemand hat den Buchwechsel bemerkt… Mit dem Mitgutsch wurde es recht kompliziert, weil ich nicht nur den Umschlag, sondern auch die einzelnen Seiten mit Klebefolie überzogen habe, so dass sie in Zukunft reissfest und abwaschbar sind. Das war aber so ein unsägliches Geknibbel – und ich konnte mich plötzlich an jedes Figürchen darin erinnern und schwelgte eine gute Stunde lang in einem Kindheitserinnerungsfilm, als ich den Leutchen auf dem Dorf nachfühlte-, dass ich das Fotografieren dabei ganz vergessen habe.)
Nach dem Zuschnitt wird das Buch in der Mitte geöffnet flach auf die Folie gelegt (diese mit dem Schutzpapier/Klebeseite nach Oben). Danach werden die Ecken so eingeschnitten:
Ist das erledigt, wird das Schutzpapier auf dem Streifen der Stirnseite und ein paar Zentimeter weiter abgezogen und umgelitzt. Nun wird der Stirnseitige Streifen auf der Innenseite des Deckblattes angeklebt, danach das Buch gedreht und die Folie langsam mit dem Lineal oder Dreieck angedrückt und nach vorne geschoben, dabei das Schutzpapier nach und nach abgezogen. Eventuelle Lufteinschlüsse sofort ausstreichen, am besten so, dass keine hässlichen Falten im Plastik entstehen.
Beim Buchrücken wird es erneut ein Bisschen tricky: Die Folie muss wiederum schräg eingeschnitten werden, danach wird sie erst mal auf der Vorderseite des Buches um die unteren und oberen Kanten gelegt und auf der Innenseite angepresst.
Ist das geschafft, fährt man weiter wie bisher, nur in umgekehrter Reihenfolge. Keine Angst, wenn man richtig angefangen hat, folgt der Rest automatisch, man kann gar nicht mehr falsch gehen. Am Ende noch die überstehenden Reste am Buchrücken ganz sorgfältig und möglichst nahe am Buch abschneiden und voilà haben wir ein geschütztes Buch und unsere kurzen Vandalen können ihr Töpfchentraining mit würdiger Lektüre absolvieren…
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Wow – Katharina! Danke für die Idee und für die Anweisung! Ich denke, spätestens in der Schule fängt das Thema wieder von neuem an, oder?
Da wird man unweigerlich an die eigene Schulzeit erinnert, wo die wertvollen Uebungshefte und Bücher mit Packpapier oder plastifizierter Folie überzogen wurden.
oh du sprichst mir grad aus dem Herzen… aber auf die simple Idee, die kaputten Bücher einzufassen, kam ich schlicht nicht! Danke sagt Frau Rauf und Runter, denn ich kann mittlerweile sagen, dass z.B. die Rotraut Susanne Berger Wimmelbücher alle, ja alle futschi sind und ich mich weigerte neue zu kaufen 😳 aber mit dieser Idee im Hinterkopf könnte ich mich fast dazu bewegen lassen nochmals einen Anlauf zu nehmen