Auf dem Höhepunkt der Kolonialzeit, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gehörte es für wohlhabende Engländer und Amerikaner zum guten Ton, einmal an einer Jagdsafari in Afrika teilgenommen und zahlreiche exotische Tiere geschossen zu haben. Deswegen war die Grosswildjagd für dort lebende Abenteurer und Jäger ein florierendes Geschäftsmodell, so auch für den Mann der Heldin von „Ein kleines Stück von Afrika“.
Die Geschichte
Ivory, die abenteuerlustige Protagonistin, ist mit der Schule fertig und begleitet ihren Vater auf eine Grosswild-Safari nach Kenia. Obwohl sie Tiere lieber beobachtet als erschiesst, verliebt sie sich in den Führer und Jäger Adrian Edgecumbe.
Gemeinsam eröffnen sie ein Jagdressort im Kedong Valley, wo reiche englische und amerikanische Touristen gegen Geld Tiere erschiessen können. Während Adrian Jagdgruppen auf Safari führt, kümmert sich Ivory um den Hotelbetrieb und die gelangweilten Ehefrauen der Jäger, päppelt verletzte oder verwaiste Jungtiere auf und kümmert sich um die Menschen in den umliegenden Dörfern. Im Gegensatz zu den meisten anderen weissen Einwohnern hat Ivory nicht die geringsten Berührungsängste mit der afrikanischen Bevölkerung und ihren kenianischen Angestellten.
Als der erste Weltkrieg ausbricht, meldet sich Adrian freiwillig. Bald wir er als vermisst gemeldet und Ivory übernimmt gegen den Widerstand des Vorarbeiters die Leitung der Farm und des Ressorts. Da das Safarigeschäft während des Kriegs schlecht läuft, bietet sie geführte Tierbeobachtung und Fotoaufnahmen an. Ihre unkonventionelle Art, das Ressort zu leiten und mit ihren schwarzen Mitmenschen umzugehen stösst nicht bei allen auf Begeisterung…
Mein Fazit
«Ein kleines Stück von Afrika – Der Aufbruch» ist ein solider Unterhaltungsroman mit einer frechen, abenteuerlustigen Protagonistin, einem klassischen Plot und einer netten Liebesgeschichte.
Die Sache mit der ungebührlichen Liebesbeziehung scheint gerade in Mode zu sein – siehe «Die Champagnerfürstin» und „Die Forscherin„. Zur Geschichte von „Ein kleines Stück von Afrika“ passt die Liebesgeschichte hervorragend, obwohl die Story auch ohne diese vollständig gewesen wäre. Das Ende ist ehrlich gesagt ziemlich vorhersehbar, aber bei dieser Art Roman wären wohl die Leserinnen enttäuscht, wenn es anders wäre.
Die Vergleiche mit den Romanen von Tania/Karen Blixen, die man bei manchen Rezensentinnen findet, sind meiner Meinung nach weit übertrieben. Ausser der Tatsache, dass «Out of Africa» in derselben Zeitperiode in Kenia spielt, haben die Romane nichts gemeinsam. Christina Reys Roman ist unterhaltsam und liest sich schnell runter, während Blixen ihre Erzählungen mit atmosphärischer Dichte wie einen bunten Teppich langsam vor der Leserschaft ausbreitet. Der Unterschied ist wie der zwischen Sekt und altem Rotwein.
Wenn Ihr leichte Liebesromane in exotischem Dekor und mit einer starken Protagonistin mögt, wird Euch dieses Buch begeistern!
Übrigens: Der zweite Band der Reihe „Das endlose Land“ von Christina Rey erscheint Ende Juni 2023: „Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung“.
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Informationen zum Buch
„1910. Auf einer Safari in Kenia verliebt sich die junge Ivory in dieses Land und seine Tier- und Pflanzenwelt – und in den Grosswildjäger Adrian Edgecumbe. Sie hofft, dass er sein blutiges Geschäft für sie aufgeben wird, doch Adrian ist Abenteurer durch und durch. Ivy ahnt bald nach der Hochzeit, dass sie nur eine Trophäe für ihn ist. Als Adrian im Krieg als vermisst gemeldet wird, nimmt Ivy die Geschicke der Farm in ihre eigene Hand. Statt der Grosswildsafaris bietet sie Fotoaufnahmen und Beobachtungen von Tieren an. Bei der Verwaltung des Landes geht sie mutige Wege, die vielfach auf Ablehnung stossen. Entschlossen kämpft sie für ihre Ziele und verliert dabei auch ihr Herz. Aber kann und darf sie aus einer engen Verbundenheit Liebe werden lassen?“
«Ein kleines Stück von Afrika – Der Aufbruch»
Bastei Lübbe, 2022
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7857-2820-8
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