Die Jugendzeit wird im Nachhinein gerne verklärt, dabei ist sie, wenn man mitten drin steckt, alles andere als einfach. Ich selbst habe damals mehrere Jahre damit verbracht, sehr unglücklich zu sein.
Das Buch «Nachtwanderung» von Cornelia Achenbach erzählt die Geschichte von zwei vierzehnjährigen Mädchen und ihrer Freundschaft, kurz vor und während diese für immer zerbricht. Erst zwanzig Jahre später sehen sie sich an einer Klassenzusammenkunft in ihrer alten Schule wieder.
Die Geschichte
Ines ist mit Martin verheiratet und Mutter der vierjährigen Marie. Sie hat ihren Herkunftsort vor langer Zeit verlassen und fährt seit dem Abitur nur noch selten hin, um ihre Eltern zu besuchen. Sie hat eine Einladung für eine Klassenzusammenkunft und durch diese kommen Erinnerungen an ihre Schulzeit hoch, an ihre Freundschaft mit Kirsten, die nach einer Klassenfete den Ort Knall auf Fall verlassen hatte und ins Internat nach England ging und nie mehr ein Wort mit ihr sprach. Nach und nach erfahren wir aus Ines‘ Perspektive, was damals auf der Fete geschah und wie es für sie war, als ihre beste Freundin einfach verschwand.
Im zweiten Teil geht es dann um Kirsten, wie sie heute lebt und wie sie ihre Freundschaft mit Ines und die Ereignisse rings um das Schulfest damals erlebt hatte. Im dritten Teil treffen Kirsten und Ines schliesslich aufeinander und haben einige Missverständnisse zu klären.
Mein Fazit
Geradlinig, ohne grossartige Twists oder Überraschungen im Plot erzählt Cornelia Achenbach die gemeinsame Geschichte der beiden Freundinnen Ines und Kirsten. Obwohl die Geschichte an sich etwas vorhersehbar ist, hat mich das grossartige Talent von Cornelia Achenbach, mit ihren Beschreibungen Stimmungen hervorzurufen, total in den Bann gezogen. Ich konnte das alte Gymnasium und den Fahrradkeller mit den versifften Sofas nicht nur vor meinem inneren Auge sehen, sondern auch riechen und die Schritte in den menschenleeren Gängen hallen hören.
Auch was die Gefühle der jungen Mädchen – und der erwachsenen Frauen, zu denen sie geworden sind – betrifft, kann man sich gut mit ihnen identifizieren und einiges von dem, was sie erleb(t)en, ihre Wünschen, Sehnsüchte und Enttäuschungen, emotional gut nachvollziehen.
«Nachtwanderung» ist keine leichte, spritzige Lektüre. Die Autorin nähert sich mit viel Einfühlungsvermögen der komplizierten Gefühlswelt von Mädchen mitten in der Pubertät, und wie prägend diese wichtige Zeit für das spätere Erwachsenenleben sein kann. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und empfehle es gerne weiter.
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Klappentext
„Ines war vierzehn, als sie Kirsten das letzte Mal sah. Damals verschwand ihre beste Freundin unter rätselhaften Umständen aus ihrem Leben. Zwanzig Jahre später steht ihr Kisten auf einem Klassentreffen plötzlich gegenüber – und stellt alles in Frage, was Ines über sie zu wissen glaubte. Wie gut kannte sie Kirsten wirklich?
Und hätte sie ihr helfen können in jener verhängnisvollen Nacht?
Eine intensive erzählerische Suche nach einer verlorenen Freundin und nach einer inneren Heimat“
„Nachtwanderung“
von Cornelia Achenbach
Wunderraum Verlag, München, 2022
ISBN 978-3-442-31606-9
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Bezugsquellen
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