«Was ist nur mit der Welt los?», fragen sich erwachsene Männer und Frauen, während sich Tausende von ihnen über eine Teenagerin lustig machen, die in einem deutschen Supermarkt nichts findet, was sie gerne essen mag.
«Was ist nur mit der Welt los?» frage ich mich, wenn ich so etwas auf Twitter mitbekomme. Was ist das für eine Welt, wo sich Erwachsene in der Öffentlichkeit über ein Kind lustig machen?
Was ist aus dem Wissen geworden, dass Kinder und Teenager noch lernen müssen? Dass Fehler machen zum Lernprozess dazu gehört? Dass Teenager sehr oft in Extremen denken und dass das ok ist? Für mich es moralisch völlig inakzeptabel, wenn Erwachsene sich auf diese Weise in den sozialen Medien über ein Kind lustig machen. Es ist nicht nur moralisch falsch, sondern kann für den betroffenen Teenager auch schwerwiegende Konsequenzen haben.
Wie soll eine Dreizehn- oder Vierzehnjährige emotional damit umgehen, dass Tausende von Erwachsenen auf bösartige Weise über sie ablästern? Durch Cybermobbing kann das Kind so traumatisiert werden, dass es Depressionen und Angstzustände bekommt. Es kann das Vertrauen in andere Menschen verlieren und sich verschliessen, um zu vermeiden, in Zukunft wieder so exponiert und in seiner Würde verletzt zu werden.
Bei der Geschichte macht mir aber nicht nur die Teenagerin Sorgen, sondern ich frage mich halt auch, was es mit einer Gesellschaft und ihren Werten macht, wenn Erwachsene ohne Scham solche Verhaltensweisen an den Tag legen, ohne dafür soziale Sanktionen befürchten zu müssen. Im Gegenteil: wer den coolsten Spruch über das Mädchen verbreitet, erhält von gleichgesinnten Claqueuren noch Applaus.
Hier entsteht unwidersprochen eine Kultur von Intoleranz, Missachtung und Abwertung. Insbesondere wenn es um Kinder und Jugendliche geht, brauchen wir als Gesellschaft aber dringend einen respektvolleren und rücksichtsvolleren Umgang miteinander!
Entscheidend sind nicht Flaggen, Gedenktage und Ansprachen von Regierungsbeauftragten. Entscheidend ist, wie wir im Alltag miteinander umgehen!
Als Mütter und Väter, aber auch als Gesellschaft, müssen wir hier Verantwortung übernehmen und uns gegen solches Verhalten stellen. Wir müssen uns auch im Internet und in den sozialen Medien aktiv für den Schutz von Kindern einsetzen, und zwar auch dann, wenn diese einen Fehler gemacht haben oder in unseren Augen völlig übertrieben handeln!
Nur wir selbst können dafür sorgen, dass jeder Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft, mit Respekt und Würde behandelt wird.
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Spricht mir aus der Seele.
Entscheidend sind nicht Flaggen, Gedenktage und Ansprachen von Regierungsbeauftragten. Entscheidend ist, wie wir im Alltag miteinander umgehen!
Absolut. Gedenk- und Andständigkeitsfolklore ist witzlos, wenn sie nur Folklore ist, ohne dass die Leute im Alltag wenigstens versuchen, danach zu leben. Oder nicht nur witzlos, sondern eher noch schädlich, weil dann Leute, die Anstand und Wertschätzung oder wenigstens ein Grundniveau an gutem Benehmen in der Ãffentlichkeit vermissen, automatisch als unersättlich gelten – „Wir machen doch schon so viel für [relevante Gruppe von Leuten hier einfügen], s. [beliebige Veranstaltungen oder publikumswirksame Aktionen hier einfügen], was wollen die denn NOCH!?“ In der Folge nimmt das von der Gesellschaft allgemein erwartbare Verständnis für Opfer von Diskriminierung und Mobbing eher ab als zu, und man ist im Zweifel allein mit den resultierenden Problemen.