Stella Gurney und Mark Chambers: „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ (Bilderbuch ab 4) plzmStella Gurney und Mark Chambers: „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ (Bilderbuch ab 4) 610ae8e34e22486890ee8dc218406f2f

Ein Bilderbuch über Eifersucht, materielle Wünsche und Freundschaft (empfohlen ab 4 Jahren).

„Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ von Stella Gurney und Mark Chambers ist ein herziges Bilderbuch, das im Herbst 2014 bei Orell Füssli Kinderbücher erschienen ist. Es behandelt Themen, die alle Altersgruppen betreffen: den Wunsch, etwas zu besitzen, die Auswirkungen von Neid und die Bedeutung echter Freundschaft. Gleichzeitig bringt es diese Themen auf eine spielerische und leicht verständliche Ebene, die auch die jüngeren Leserinnen und Leser abholt.

Worum geht es?

Zu Beginn der Geschichte ist das Kaninchen ganz zufrieden. Sein Leben ist unkompliziert, es vergnügt sich mit seinen Freunden und düst auf seinem blauen Dreirad durch die Gegend. Alles scheint in Ordnung – bis es eines Tages den Hasen entdeckt. Der Hase hat einen grünen Roller, der offensichtlich schneller und schicker ist als das Dreirad des Kaninchens.

Und so beginnt der Neid, an dem kleinen Kaninchen zu nagen. Warum hat der Hase so einen tollen Roller? Warum nicht ich? Diese Gedanken lassen das Kaninchen nicht mehr los, und als es im Geschäft einen leuchtend roten Roller sieht, kann es nicht widerstehen und erfüllt sich diesen Traum.

Doch die Freude über den roten Roller währt nicht lange. Schnell wird klar, dass der neue Besitz nicht alle Probleme löst. Der Hase auf seinem grünen Roller ist immer noch schneller, und bald merkt das Kaninchen, dass ihm die Zeit für seine Freunde fehlt.

„aber vor allem hatte das Kaninchen keine Zeit mehr, mit seinen Freunden zu plaudern, wenn es so schnell in der Gegend herumbrauste.“

Am Ende lernt das Kaninchen eine wichtige Lektion: Der rote Roller ist nicht der Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit. Es verkauft ihn wieder, repariert und bemalt sein altes, blaues Dreirad neu und kehrt zu seinem ursprünglichen Leben und seinen Freunden zurück. Damit

„nahm alles wieder seinen gewohnten Gang“.

Mein Fazit: Eine vertraute Botschaft, kindgerecht erzählt

Das Thema von „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ ist nicht neu. Geschichten über Eifersucht, Materialismus und den Wert von Freundschaft gibt es viele, und oft folgen sie ähnlichen Handlungssträngen. Als erwachsene Leserin stört mich diese Vorhersehbarkeit, auch wenn ich weiss, dass das nicht der Massstab sein sollte. Schliesslich ist die Zielgruppe dieses Buches erst etwa vier Jahre alt.

Für Kinder in diesem Alter ist die Geschichte ideal. Sie vermittelt eine Lektion, die viele erst viel später im Leben verinnerlichen: Besitz macht nicht automatisch glücklich, und Freundschaften sind wertvoller als materielle Dinge.

Dass es keine glänzende Lampe oder einen schicken Roller braucht, um Spass zu haben, ist eine Erkenntnis, die kleinen Leserinnen und Lesern in dieser Erzählung nähergebracht wird.

Die Illustrationen: Witzig und charmant umgesetzt

Einen grossen Teil des Charmes dieses Buches machen die Illustrationen von Mark Chambers aus. Seine Tierfiguren sind sympathisch und humorvoll gezeichnet, so dass sie die Kinder sofort erreichen. Das Kaninchen strahlt auf seinem blauen Dreirad Zufriedenheit aus, während der grüne Roller des Hasen fast ein wenig „fies“ wirkt – so unterstreicht der Illustrator die Dynamik zwischen den Figuren auch visuell.

Chambers setzt ausserdem auf klare, lebendige Farben und einfache Formen, die auch jüngeren Kindern zugänglich sind. Die Illustrationen sind detailreich, ohne überladen zu wirken, und bieten viele kleine Überraschungen, die beim wiederholten Anschauen entdeckt werden können.

Ein besonderer Clou ist die Einbindung der Dialoge ins grafische Layout. Sie sind teilweise comicartig dargestellt und farblich vom übrigen Text abgehoben. Das lockert nicht nur die Seiten optisch auf, sondern lädt auch jüngere Kinder dazu ein, aktiv mitzulesen.

Eine kleine Kritik: Die Altersangabe könnte niedriger sein

Der Orell Füssli Verlag empfiehlt „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ ab vier Jahren. Ich persönlich halte das für etwas zu hoch gegriffen. Die einfache Sprache, die klaren Illustrationen und die Handlung machen das Buch meiner Meinung nach auch schon für Dreijährige zugänglich. Natürlich hängt das immer von den individuellen Interessen und dem Entwicklungsstand des Kindes ab, aber ich bin sicher, dass auch jüngere Kinder bereits Freude an der Geschichte haben.

Warum sind Bilderbücher so wertvoll?

Bilderbücher wie „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ sind mehr als nur Unterhaltung. Sie bieten Kindern eine Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren, und eröffnen Gespräche über wichtige Themen wie Neid, Eifersucht und die Bedeutung von Freundschaft.

Kinder sind heutzutage schon früh mit dem Konsumwahn konfrontiert und ich finde es besonders wichtig, ihnen zuerst einmal andere Werte beizubringen. Freundschaften, gemeinsame eine gute Zeit erleben, und ein gutes Herz sind schlussendlich wichtiger als jedes Spielzeug – und bringt „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ auf eine Weise rüber, die weder belehrend noch zu trocken wirkt.

Wie kann man das Buch in den Alltag einbinden?

„Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ eignet sich nicht nur für das Vorlesen zu Hause, sondern auch für den Einsatz in Kitas und Kindergärten, weil die Geschichte zahlreiche Ansatzpunkte für Gespräche anbietet:

  • Was macht dich glücklich?
  • Was bedeutet Freundschaft? Wer sind deine Freundinnen und Freunde? Was kann man tun, um die Freundschaft zu pflegen?
  • Wie fühlt sich Neid an?

Mit etwas Kreativität kann man die Themen des Buches in zahlreiche Aktivitäten einbinden: Von Rollenspiel über Zeichnen und Basteln bis hin zu Lego spielen.

Vergleich mit anderen Bilderbüchern

Wenn man „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ mit anderen Kinderbüchern vergleicht, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen, fällt auf, dass Stella Gurney und Mark Chambers einen Ansatz wählen, der sehr nah am Alltagsleben von Kindern anlehnt. Die Geschichte ist einfach, klar und ohne überflüssige Schnörkel erzählt. Das macht sie gerade für jüngere Kinder zugänglich.

Bilderbuch-Klassiker, die denselben Themenbereich behandeln, wie zum Beispiel „Frederick“ oder „Tico und die goldenen Flügel“ von Leo Lionni oder „Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ von Werner Holzwarth, arbeiten oft mit symbolischeren oder absurderen Elementen, um Kinder zu unterhalten. Das Kaninchen hingegen ist ein Charakter, mit dem sich viele Kinder direkt identifizieren können. Es ist weder besonders mutig noch hat es aussergewöhnliche Kräfte, sondern es ist einfach ein normales Kaninchen. Und genau das macht es so glaubwürdig.

Abschliessendes Fazit: Herz und Humor

„Das Kaninchen und der grosse rote Roller“ ist ein Bilderbuch, das Kinder und Eltern gleichermassen anspricht. Es bietet eine wichtige Botschaft über die Bedeutung von Freundschaft und Zufriedenheit, ohne dabei belehrend zu wirken.

Die einfachen Illustrationen und die klar strukturierte Geschichte machen es zu einem idealen Vorlesebuch, das immer wieder hervorgeholt werden kann. Auch wenn die Handlung für ältere Kinder und Erwachsene vorhersehbar ist, entfaltet sie für jüngere Kinder eine starke Wirkung und regt zum Nachdenken an.

Stella Gurney und Mark Chambers: „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“
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Informationen über das Buch

Stella Gurney und Mark Chambers: „Das Kaninchen und der grosse rote Roller“
Stella Gurney und Mark Chambers:
„Das Kaninchen und der grosse rote Roller“

„Eines Tages stach dem Kaninchen im Schaufenster seines Lieblingsgeschäfts etwas ins Auge. Es war gross. Es war rot. Und es glänzte!“

„Das Kaninchen und der grosse rote Roller“
Stella Gurney (Text) und Mark Chambers (Bilder), übersetzt von Seraina Maria Sievi
Orell Füssli Verlag, Zürich
ISBN 978-3-280-03480-4
Alteresempfehlung des Verlags: ab 4 Jahren

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