Der erste Schnee liegt schon hinter uns, der November auch. Es Anfang Dezember, die Dunkelheit kommt jetzt früher, die Tage sind kurz und ein Nebelschleier scheint über allem zu liegen. Für viele Menschen – mich eingeschlossen – bringt die dunkelste Zeit des Jahres eine klebrige Schwere mit sich, die sich in den Alltag schleicht: die Depression.

Ich mag die Jahreszeit trotzdem. Sie zwingt mich, innezuhalten, mir selbst etwas Gutes zu tun und gut zu mir zu schauen wenn die Tage dunkler werden.

Dunkle Tage, helle Gedanken

Es gibt Momente, da fühle ich es am ganzen Körper: das Grau am Himmel drückt auf meine Schultern, der kalte Wind kriecht unter meinen Mantel, und selbst die wärmste Decke vermag die Kälte nicht aus meinen Gedanken zu vertreiben. Ich habe gelernt, nicht dagegen anzukämpfen. Stattdessen begrüsse ich solche Tage wie alte Bekannte, die sich jedes Jahr zur gleichen Zeit ankündigen.

Wenn die Melancholie an meine Tür klopft, hole ich meine kleine „Überlebensstrategie“ für den Spätherbst und Winteranfang hervor. Sie besteht aus winzigen Ritualen, die mich daran erinnern, dass ich selbst für das Licht sorgen muss, wenn draussen die Dunkelheit überwiegt.

Weihnachtslichter in der Novembernacht

Die ersten Weihnachtsbeleuchtungen tauchten schon Ende November in den Strassen und Fenstern auf. Sie lösen in mir eine Mischung aus Wehmut und Vorfreude aus. Einerseits erinnern sie mich an die kindliche Begeisterung, die ich früher während der Adventszeit hatte. Wie wir „Bäumli“ zählten, wenn wir am Sonntag Abend von den Grosseltern nachhause fuhren. Die funkelnden Lichter waren etwas Besonderes und kündigten Familienfeste, Kekse und Geschenke an.

Heute freue ich mich über das Licht, egal wo es auftaucht. In einem Feuer, einer Kerze, einer LED-Kette in einem Schaufenster – Hauptsache Licht. Ich mag dunkle Tage nicht, und bin auch eine von denen, die schon im November die ersten Kerzen anzündet, und fast den ganzen Tag neben dem Schreibtisch brennen lässt. Nicht, weil ich Weihnachten nicht abwarten kann, sondern weil mir das warme Licht gut tut, das gegen die Dunkelheit antrotzt. Auch meine treue Tageslichtlampe (Werbelink zu Amazon), die ich mir vor fast 10 Jahren gekauft habe, brennt den ganzen Tag.

Dunkle Tage und Zimttee

Was mir auch durch die dunkle Zeit hilft ist Tee in all seinen Formen. In diesem Jahr hat es mir Rooibos angetan, mit etwas Zimt. Oder Honeybush, ebenfalls mit Zimt. Zimt soll gegen Bakterien, Schimmel- und Hefepilze helfen, sowie entzündungshemmend sein. Wobei ich es nicht deswegen so gerne mag, sondern weil es mich von Innen wärmt.

Es hat etwas Tröstliches, mir eine Tasse heissen Zimttee zu machen und mich damit auf das Sofa zu kuscheln, dazu ein paar Kerzen und klassische Musik. Der Duft von Zimt erinnert mich an Weihnachtsgüezi, an gemütliche Stunden mit einem Buch und daran, dass die dunklen Tage nicht ewig dauern, sondern bald schon der Januar kommt mit gleissendem Sonnenlicht auf weissem Schnee unter blauem Himmel.

Eine Schale Tee zwischen den Händen, riechen, kosten… das hilft mir, im Moment zu bleiben. Ich spüre die Wärme der Tasse in meinen Händen und geniesse die Stille des Augenblicks.

Kleine Lichtblicke und die Kunst des Loslassens

In der dunklen Jahreszeit versuche ich täglich kleine Lichtblicke einzubauen. Einen Spaziergang am Nachmittag, ein Kaffee und Gespräch mit einer Freundin, eine CD, die gute Erinnerungen weckt, oder ein Abend mit dem Mann auf dem Sofa, lustige Youtube-Video über den Beamer schauend und Tränen lachen. Auch wenn es kitschig tönt: Solche Momente lassen einem die Dunkelheit überstehen, bis die Tage wieder heller werden.

Die Jahreszeit nach Samhain bis zur Wintersonnenwende ist ja auch ein Abschied: Die Natur lässt los, was sie nicht mehr braucht, und macht Platz für den Neuanfang im Frühjahr. Ich finde diesen Gedanken tröstlich – und auch herausfordernd, wenn ich versuche, dasselbe zu tun. Manches möchte man an sein Herz drücken und festhalten, obwohl es schon lange „abgestorben“ ist.

Weihnachtsstimmung oder Winterblues?

Ich weiss, dass viele Menschen die Weihnachtszeit heiss lieben und sie für sie ein Höhepunkt des Jahres ist. Für mich sind der Advent und die Feiertage schwierig. Die festliche Stimmung, die überall erwartet wird, drückt mir manchmal fast die Luft ab. Deshalb habe ich gelernt, mir meine eigene Weihnachtsstimmung zu erschaffen – eine, die zu mir passt. Für dunkle Tage habe ich keine Zeit!

In meiner kleinen Familie gibt es kein Bäumchen, keine makellos verpackten Geschenke, und keine Verpflichtung, Traditionen anderer Leute einzuhalten. Wir haben unsere eigenen Traditionen begonnen: Ein Feuer am Abend der Sonnenwende, wenn es sehr kalt ist, ein Spaziergang in den Wald mit Vogel- und Tierfutter. An Heilig Abend und Weihnachten tun wir, was uns gut tut und Freude bereitet: Meistens etwas Feines essen, einander beschenken, Kerzen anzünden, Musik hören und zusammen sein.

Das Geschenk der Stille

Auch dunkle Tage gehen irgendwann vorbei. Bis dahin denke ich auch daran, wie wichtig die Stille ist – nicht nur äusserlich, sondern auch innerlich. In der Hektik der Vorweihnachtszeit geht das gerne vergessen.

Gerade in der dunklen Jahreszeit wäre es aber dringend notwendig, innezuhalten und auf seine innere Stimme zu hören. Besinnlichkeit im Sinne von Besinnung. Be-sinnung. Seinen Sinnen lauschen. Das mag ich an den langen Nächten, wenn ich manchmal wache und meinen Gedanken nachhänge, während die Familie schon schläft.

Ein letzter Gedanke

Wer die Dunkelheit nicht kennt, kann das Licht nicht sehen“ ist einer der Kalendersprüche, der einem an dunklen Tagen öfter begegnet und den man manchmal nicht mehr hören möchte.

Wahr ist er halt trotzdem.

Gedanken über dunkle Tage und Zimttee
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