Als Kurzer am 24. Dezember 2009 nach seiner Kehlkopf-Operation vom CHUV (*) nach Neuchâtel zurück verlegt wurde, war das für uns ein freudiges und trauriges Ereignis gleichzeitig. Froh, nach dem Ameisenhaufen eines Universitätskrankenhauses für die Genesung wieder ins vertraute Kantonsspital zurück zu kehren, froh, dass die endgültige Genesung unseres Babys nur noch eine Frage der Zeit war und traurig, weil wir sein erstes Weihnachten im Krankenhaus feiern mussten.àFür die beiden Sanitäter und die Kinderkrankenschwester hingegen war es ein Arbeitstag, wie jeder andere.
Kurzer wurde aus Sicherheitsgründen in einem Krankenwagen transportiert, ich durfte vorne mitfahren. Im Heck der Kleine, seine Autobabyschale war auf der Bahre festgeschnallt. Bei ihm sassen eine Krankenschwester und ein Sanitäter, mit kohlrabenschwarzen Augen, keine zwanzig Jahre alt.
Ob er dem Baby ein Bärchen schenken dürfe, fragte er mich beim Einsteigen. Ich war überrascht. „Aber er hat doch gar nichts davon„, wollte ich abwinken. Kurzer war ja nicht mal drei Monate alt und vom Morphium, das er gegen die postoperativen Schmerzen bekam, noch völlig high. „Ich liebe Babys über alles, heute ist Heilig Abend und es wäre mir wirklich eine Freude„, antwortete der Sanitäter. Mir stieg das Wasser in die Augen.
Die Verlegung dauerte eine Stunde, der Fahrer sprach mit mir über das Wetter, die Strassenverhältnisse und die Neuorganisation des Rettungswesens in unserem Kanton. Im Heck des Fahrzeuges summte der junge Sanitäter, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, Kinderliedchen und wackelte mit dem Bärchen vor Kurzens Nase herum, jedes Mal wenn dieser im Halbschlaf zu jammern anfing.
Bis heute denke ich mit Dankbarkeit an diesen warmherzigen, jungen Kerl zurück, der so lieb mit meinem Baby umgegangen ist!
Man kann nicht erwarten, dass Angestellte aus dem medizinischen und paramedizinischen Bereich Plüschtierchen und andere Trösterli aus der eigenen Tasche bezahlen, die sie den kranken Kindern verschenken. Deshalb hat Jenny Weingart das «Projekt Troschtbärli» ins Leben gerufen. Sie sucht immer wieder nach Strick-, Näh- oder Häkelwilligen Helferinnen und Helfern, die ihre Aktion unterstützen möchten.
P.S. Wie schon so oft, bin ich durch Rita Angelone von Die Angelones auf diese Aktion aufmerksam worden: Januar-Loch: Wolle sinnvoll verwerten – Troschtbärli stricken
P.P.S. Ich wurde nach der Ente gefragt: Die Ente bekam Kurzer vom Chariot Magique / s’Zauberwägeli, ebenfalls während seiner Zeit im Krankenhaus
(*) CHUV = Centre hôpitalier universitaire vaudois, Universitätskrankenhaus des Kantons Waadt in Lausanne
Mein Sohn musste wegen einer Platzwunde am Kinn im Krankenhaus genäht werden und bekam vor dem Eingriff einen Teddybär geschenkt, den er auch heute – zwei Jahre später – über alles liebt und ohne den er nicht schlafen kann. Der Bär heiÃt „Tapferes Schneiderlein Sonntag“, weil er so tapfer war und an einem Sonntag zu meinem Sohn kam (wie Freitag zu Robinson Crusoe an einem Freitag). Diese Geste der Krankenschwester hat mir damals auch viel bedeutet.