Der erste Teil meiner Miniserie über die bedürfnisorientierte Erziehung nach Persönlichkeitstyp beschreibt die Vorteile, die es hat, wenn man in der Erziehung bzw. im Familienleben Rücksicht auf den jeweiligen Persönlichkeitstyp der Kinder und der Eltern nimmt. Im zweiten und dritten Teil geht es dann im Detail darum, wie man introvertierte bzw. extrovertierte Kinder dabei unterstützen kann, ihr ganzes Potenzial zu entfalten.
(Dieser Artikel entstand 2014 in Zusammenarbeit mit der Kasseler Internetplattform lokalo24.de).
Inhaltsverzeichnis
Bedürfnisorientierte Erziehung nach Persönlichkeitstyp
von Katharina Bleuer
Jeder Mensch ist entweder introvertiert oder extrovertiert. Diese Eigenschaft ist bei den einen mehr, den anderen weniger ausgeprägt aber immer vorhanden und nicht veränderbar.
Den Persönlichkeitstypen ihres Kindes im Alltag zu berücksichtigen, hilft Eltern, Energien optimal zu nutzen, Konflikte abzumildern und mit weniger Aufwand bessere Leistungen zu erreichen. Nicht nur in der Schule, sondern bei allen Lebensprojekten.
Die Theorie der Persönlichkeitstypen
Die Theorie der Persönlichkeitstypen wurde erstmals von dem Schweizer Psychiater C. G. Jung formuliert (Psychologische Typen nach C. G. Jung). Er wies dem Unterschied zwischen Introvertiert (nach Innen gerichtet) und Extrovertiert (nach Aussen gerichtet) eine zentrale Rolle zu. Andere Wissenschaftler haben Jungs Thesen aufgenommen, verfeinert und teilweise korrigiert (siehe z.B. Myers-Briggs Typenindikator von Katharine Myers und Isabelle Briggs).
In der Psychologie gilt heute das Gegensatzpaar Introversion/Extraversion als eine von fünf Hauptdimensionen (so genannte „Big Five“) der Persönlichkeit. Ihre Ausprägung kann sich im Laufe des Lebens ändern, ob jemand aber grundsätzlich introvertiert oder extrovertiert ist, ist vorgegeben und unveränderlich.
Was bedeutet introvertiert/extrovertiert im Zusammenleben mit Kindern?
Umgangssprachlich denkt man bei „extrovertiert“ an eine Person, die viel und gerne mit anderen Menschen zusammen ist und ihr Herz auf der Zunge trägt und bei „introvertiert“ an einen schüchternen, verschlossenen, „unsozialen“ Menschen. Der Persönlichkeitstyp hat aber nichts mit der Sozialkompetenz einer Person zu tun. Auch Introvertierte können gut mit anderen umgehen, und dass jemand extrovertiert ist, macht noch lange keinen mitfühlenden Menschen, der gut auf andere eingehen kann, aus ihm.
In der Psychologie beziehen sich die beiden Begriffe hauptsächlich auf den „Energiehaushalt“ einer Person: Extrovertierte Menschen erholen sich, während sie sich mit anderen austauschen. Allein sein hingegen raubt ihnen Kraft. Bei Introvertierten ist es genau umgekehrt: Sie brauchen das Alleinsein, um sich zu erholen.
Erschöpfte Mütter und Väter
Konflikte in der Familie entstehen sehr oft, wenn Familienmitglieder überlastet oder übermüdet sind und es nicht mehr schaffen, sich effizient zu erholen. Das kann, neben anderen Gründen, daran liegen, dass eine extrovertierte Person sich über längere Zeit zu wenig mit anderen austauschen kann, oder eine introvertierte Person zu wenig Zeit für sich allein bekommt.
Gerade Mütter, die sich zuhause um kleine Kinder kümmern, sind ja oft allein mit ihnen, treffen kaum andere Erwachsene und haben selten die Möglichkeit, sich nur um sich selber zu kümmern. Es ist zwar möglich, für eine gewisse Zeit gegen seinen Persönlichkeitstyp zu handeln, aber es ist wie gegen den Wind Radfahren: Man muss sich mehr anstrengen und benötigt anschliessend mehr Erholung. Um Ihre Batterien möglichst effizient und schnell zu laden, achten Sie darauf, die Erholungszeiten ihrem Persönlichkeitstypen entsprechend zu gestalten.
Nimmt man darauf Rücksicht – sowohl bei den Kindern als auch bei sich selber – wirkt sich das positiv auf das Familienleben aus. Viele Situationen, die allein aus Übermüdung oder Überforderung heraus entstehen, können so bereits im Vorfeld entschärft werden. Je ausgeruhter Vater und Mutter sind, desto ausgeglichener sind sie auch und desto besser sind ihre Nerven.
Egal, ob ein Kind extrovertiert oder introvertiert ist: Es kann besser Folgen, Lernen, sportliche Leistungen erbringen, Zuhören, sich in die Gruppe einfügen usw., wenn seine mentalen Batterien aufgefüllt sind und auf seine fundamentalen psychologischen Bedürfnisse Rücksicht genommen wird.
Das finde ich sehr spannend und freue mich auf Deine Serie. Vorallem die Kombination extrovertierte Mutter und introvertiertes Kind wird mich besonders interessieren… 🙂
Schwierig, schwierig, dazu habe ich rein gar nichts gefunden, immer nur anders rum.
Ich glaube da muss die Mutter wohl ihre Bedürfnisse „extern“ befriedigen, um das Kind nicht zu überfahren.