„Hanne. Die Leute gucken schon“ von Felicitas Fuchs (Roman) 15ad098037084a3cbc165a71a671c720„Hanne. Die Leute gucken schon“ von Felicitas Fuchs (Roman) plzm

Felicitas Fuchs (Pseudonym der deutschen Autorin Carla Berling) hat mit „Hanne. Die Leute gucken schon“ den zweiten Band ihrer Trilogie über drei Generationen von Frauen geschaffen. Bereits kurz nach Erscheinen im Januar 2023 erreichte der Roman Platz zehn der Spiegel-Bestsellerliste – ein beeindruckender Beweis dafür, wie sehr diese Geschichte die Leserinnen und Leser berührt.

Die Trilogie ist autobiografisch geprägt und zeichnet das Leben der Grossmutter (Minna) und Mutter (Hanne) der Autorin nach. Im dritten Band „Romy. Mädchen, die pfeifen“ schliesslich geht es um das eigene turbulente Leben von Carla Berling.

Die Handlung von „Hanne. Die Leute gucken schon“

Hanne, die Tochter von Minna (aus dem ersten Band Minna. Kopf hoch – Schultern zurück), wächst in den Jahren während und nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Sie ist ein stilles und angepasstes Kind und versucht, niemandem zur Last zu fallen. Ihre Mutter Minna kämpft derweil mit den Herausforderungen des Lebens als geschiedene Frau. Minna hält die Familie mit Unterhaltszahlungen und ihrer Arbeit als Änderungsschneiderin über Wasser – bis sie an Tuberkulose erkrankt.

Während Minna im Sanatorium ist, wächst Hanne unter schwierigen Bedingungen auf, oft bei fremden Menschen. Eine Konstante in ihrem Leben ist Fannie, eine Freundin von Minna und Überlebende des Konzentrationslagers, die mit ihrem Mann als Schaustellerin arbeitet. Auch Hanne wird von Tuberkulose getroffen und verbringt ihre Jugend zwischen Kuren und dem Wunsch, einfach ein normales Leben zu führen.

Mit 19 Jahren verliebt sie sich in den viel älteren Paul Wagner, ohne zu wissen, dass er verheiratet ist. Die aus dieser Beziehung resultierende ungewollte Schwangerschaft stellt ihr Leben auf den Kopf. Als junge, ledige Mutter bleibt ihr nur, bei Minna zu leben, die sie nach Kräften unterstützt. Später heiratet Hanne Otto, einen Mann aus der Nachbarstadt, doch diese Ehe bringt kein Glück: Otto ist Alkoholiker, und Hanne muss mit einem Minimum an Geld ihre drei Kinder grossziehen, während sie nach aussen die Fassade einer funktionierenden Familie wahrt.

Die Beziehung zwischen Hanne und ihrer Tochter Romy steht unter grosser Belastung. Von Anfang an geraten die beiden immer wieder aneinander. Romy, ein aufgewecktes und neugieriges Mädchen, verkörpert alles, was Hanne selbst nie sein konnte. Die Spannungen zwischen Mutter und Tochter sind manchmal schmerzhaft zu lesen, aber gerade das macht die Geschichte so authentisch.

Kriegstraumata und die Nachkriegszeit

Felicitas Fuchs gelingt es, die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs und die Weitergabe von Traumata über Generationen hinweg bildlich darzustellen. Die Haupt- und Nebenfiguren tragen alle ihre eigenen Wunden: Fannie verdrängt die Erinnerungen an das KZ, Minna und Otto flüchten in den Alkohol, und Hanne schliesst sich emotional ein, um nicht verletzt zu werden.

Einen besonderen Fokus legt die Autorin auf das Schweigen. Über den Krieg und die erlittene Schuld wird nicht gesprochen, weder in den Familien noch in der Gesellschaft. Dieses Schweigen hinterlässt Spuren, nicht nur bei Hanne, die im Schutt der Nachkriegszeit aufwächst, sondern auch bei Romy, die die Traurigkeit der Erwachsenen spürt, aber keine Antworten auf ihre Fragen bekommt.

Mein Fazit

„Hanne. Die Leute gucken schon“ ist mehr als nur ein Familienroman. Felicitas Fuchs schafft es, historische Ereignisse mit individuellen Schicksalen zu verweben und dabei komplexe Charaktere zu erschaffen, die man trotz – oder gerade wegen – ihrer Fehler respektieren muss.

Das Buch regt nicht nur dazu an, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken, sondern auch über die unausgesprochenen Geschichten, die oft in den Beziehungen zwischen den Generationen verborgen liegen.

Ich hätte mir gewünscht, Hannes Leben zwischen ihrer Jugend und der Zeit mit Otto noch genauer kennenzulernen. Doch das tut der emotionalen Intensität des restlichen Romans keinen Abbruch.

Mit der Mütter-Trilogie legt Felicitas Fuchs ein Werk vor, das sich nicht nur für Fans generationenübergreifender Familiengeschichten lohnt, sondern auch für alle, die sich für die Auswirkungen der deutschen Geschichte auf das individuelle Leben interessieren.

Der Abschluss der Trilogie, „Romy. Mädchen, die pfeifen“, erschien im Juli 2023 und stieg direkt auf Platz 12 der Bestsellerliste ein. Damit verspricht die Serie ein rundes und bewegendes Leseerlebnis.

„Hanne. Die Leute gucken schon“ von Felicitas Fuchs
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„Hanne. Die Leute gucken schon“ von Felicitas Fuchs

Informationen über das Buch

„Minden 1951: Hanne wächst in bescheidenen Verhältnissen heran. Ihre Mutter Minna sorgt dafür, dass alles in geregelten Bahnen verläuft, sogar ein bisschen Glück scheint endlich wieder möglich. Als Hanne dem smarten, viel älteren Paul Wagner begegnet und sich zum ersten Mal verliebt, nimmt ihr Leben eine Wendung, die für immer alles verändert.“

„Hanne. Die Leute gucken schon.“
von Felicitas Fuchs
Heyne Verlag, Januar 2023
ISBN 978-3-453-42620-7
Als Taschenbuch, E-Book und Hörbuch erhältlich.

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