„Arthur und die Farben des Lebens“ ist eines der wenigen Bücher, die ich nur wegen ihres Covers gekauft habe. Es lag in der Wühlkiste eines Second-Hand-Shops (ich weiss, ich habe eigentlich genug Bücher, aber Ihr wisst ja selber wie es ist…). Den Klappentext las ich erst im Bus: Ein Roman über das Verschwinden der Farben? Echt jetzt?
Inhaltsverzeichnis
Um was es in „Arthur und die Farben des Lebens“ geht
Die Welt wird grau
„Arthur und die Farben des Lebens“ beginnt in einer Welt, die wir kennen: voller Farben, die wir unbewusst als selbstverständlich wahrnehmen. Arthur, der Protagonist, führt in dieser bunten Welt ein unspektakuläres Leben. Er arbeitet in einer Farbstiftfabrik – eine sympathische, anachronistische Tätigkeit in der heutigen Welt. Doch als die Fabrik pleitegeht, verschwindet von einem Tag auf den anderen das Farbige. Was bleibt, ist eine trostlose, eintönige Realität.
Jean-Gabriel Causse beschreibt dieses Ereignis mit beklemmender Klarheit. Man fühlt die Farblosigkeit in jedem Satz, und mit ihr die Hoffnungslosigkeit in jeder Umgebung, die der Autor beschreibt. Mit jedem Umblättern der Seiten taucht man tiefer in die Graustufen eines alten Films ein und ein Gefühl des Mangels zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Fühlt es sich so an, in einer Welt ohne Farben zu leben?
Ein eigenwilliges Trio auf der Suche nach Farbe
Inmitten dieser grauen Szenerie treffen wir auf drei ganz unterschiedliche Charaktere.
Da ist Arthur, der recht farblos wirkt (pun intended) und sich erst im Laufe der Geschichte zu einem echten Helden entwickelt. Ein wenig schusselig, unmotiviert und geneigt, das eine oder andere Glas über den Durst zu trinken, wächst er im Laufe der Geschichte über sich hinaus.
Charlotte, Arthurs blinde Nachbarin ist Wissenschaftlerin, die ausgerechnet zum Thema Farben forscht. Da sie jede Theorie über Farben kennt (physikalisch, psychologisch,…) ist sie zentral für die Geschichte. Im Gegensatz zu den anderen sind Farben für sie nicht selbstverständlich, sondern sie versucht sie auf intellektuellem Weg zu „verstehen“.
Louise, Charlottes Tochter, ist ein rätselhaftes Kind. Sie hat eine besondere Gabe, was sie nicht nur zur letzten Hoffnung für die graue Welt macht, sondern auch wertvoll für allerlei Gestalten. Ihre Sicht auf die Dinge und ihre geheimnisvolle Verbindung zu den Farben geben dem Roman etwas Surreales.
Ein Abenteuer in Grautönen
Arthur, Charlotte und Louise machen sich auf, um die Farben zurückzuholen, und begegnen dabei skurrilen Figuren und absurden Situationen. Die chinesische Mafia ist hinter Louise her ist, und die Bewohner des Altersheims machen die graue Welt mit ihrer Lebensfreude ein wenig heller und prickelnder – auch ohne Farben würde es in dieser Welt noch so viel geben, was strahlt und glitzert!
Die Kontraste zwischen dem Grauen und den lebendigen, menschlichen Begegnungen erwecken die Geschichte zum Leben. Besonders die bunte Mischung an Nebenfiguren macht den Roman dichter und sorgt immer wieder für Überraschungen. Da ist zum Beispiel der Taxifahrer in New York, dessen Begegnung mit Arthur und Co. zuerst verwirrend scheint, dann aber im Verlauf des Romans eine ganz eigene Bedeutung bekommt.
Die Bedeutung der Farben
Einer der faszinierendsten Aspekte des Buches ist für mich die Art und Weise, wie Causse die Farben einsetzt, um psychologische und emotionale Effekte zu erzeugen. Farben sind wirklich tief sie in unserer Psyche verwurzelt und beeinflussen unsere Stimmungen, unsere Wahrnehmungen, und auch unseren Antrieb. Ohne Farben, Grau in Grau zu leben – das wird schnell klar – heisst, ohne echte Emotionen, ohne Freude und ohne Leben zu existieren.
Während der Lektüre ging mir ab und zu durch den Kopf, wie farblos die Welt auch während einer Depression wird, und dass man das durchaus vergleichen kann. Causse schafft es mit seiner Geschichte zu zeigen, wie deprimierend eine Welt ohne Farben wäre, und wie diese unseren Alltag bereichern.
Ein Roman als Farblehre
Am Rande der Geschichte lernt die Leserin, der Leser fast nebenbei noch einiges über die Welt der Farben. Durch Charlottes Forschung und die Gespräche, die zwischen den Figuren stattfinden, erfahren wir eine Menge über die Psychologie und Symbolik von Farben. Was bedeutet Blau, wie wirkt Rot auf unsere Stimmung? All diese Details sind so fein dosiert und in die Handlung eingewoben, dass sie niemals schulmeisterlich oder belehrend daherkommen.
Causses poetische Erzählweise
Jean-Gabriel Causse schreibt flüssig und poetisch, leicht und trotzdem mit Tiefgang. Besonders beeindruckt hat mich, wie er es fertigbringt, die Geschichte trotz der fantastischen Elemente und surrealen Momenten, irgendwie glaubwürdig zu halten. Wenn die Farben tatsächlich verschwinden würden, könnten die drei Helden tatsächlich so handeln. Causse lässt seine Figuren fest in einer Realität verwurzelt bleiben, die sich zwar märchenhaft anfühlt, aber nicht kitschig wirkt.
Fazit: Dieses Buch macht die Welt farbiger
„Arthur und die Farben des Lebens“ ist viel mehr als ein Roman über das Verschwinden der Farben. Es ist eine Hommage an das Leben, an das, was wirklich wichtig ist, und eine liebevolle Erinnerung daran, die Welt mit offenen Augen zu betrachten und nichts für selbstverständlich zu nehmen. Jean-Gabriel Causse lädt uns dazu ein, die kleinen Wunder der Farben in unserem Alltag bewusster wahrzunehmen.
Für mich ist dieser Roman auch eine Art Liebeserklärung an das Leben in all seinen Facetten und eine Geschichte über die Schönheit, die in den kleinen Dingen steckt.
„Arthur und die Farben des Lebens“ klingt lange nach und entlässt einem am Ende mit einem Lächeln auf den Lippen in Welt zurück. Wer nach einer Geschichte sucht, die berührt, verzaubert und das Herz ein wenig leichter macht, sollte sich diesen Roman unbedingt zu Gemüte führen.
Informationen über das Buch
„Arthur und die Farben des Lebens“
Jean-Gabriel Causse, aus dem Französischen übersetzt von Nathalie Lemmens
C. Bertelsmann, 2018
ISBN: 978-3-570-10346-3
Erhältlich als Hardcover, Taschenbuch und E-Book
Klappentext
„Von einem Tag auf den anderen verschwinden die Farben von der Erde. In dieser neuen Welt in Schwarz-Weiss setzt sich ein kurioses Duo in den Kopf, die Menschheit aus der Depression zu retten – eine abenteuerliche Suche nach den Farben beginnt. Arthur ist eine gestrandete Existenz mit unwiderstehlichem Charme, der in einer Buntstiftfabrik arbeitet, bis diese Konkurs anmelden muss. Charlotte ist seine Nachbarin. Sie ist von Geburt an blind und hat sich als Wissenschaftlerin auf ein Gebiet spezialisiert, das sie niemals sehen konnte: Farben. Sie werden unterstützt von einem kleinen Mädchen mit einer geheimnisvollen Gabe, einem New Yorker Taxifahrer und den Bewohnern eines Altenheims, das an eine Ferienkolonie erinnert. Auf ihren Fersen ist eine Horde von Nichtsnutzen im Auftrag der chinesischen Mafia…“
Bezugsquellen
Deutschland
- amazon.de
- buch24.de
- buecher.de (gebraucht)
- genialokal.de
- medimops.de (gebraucht)
- osiander.de
- thalia.de
Schweiz
- buchhaus.ch
Ein interessantes Buch hast du da gefunden oder es dich: der Grundschüler führte im letzten Schuljahr ein Stück auf, in dem die grauen Männer die Farben entführten, um alles eintömig zu machen. Ich fühlte mich daran etwas erinnert …. die Farbzwerge haben dann alle Farben zurückgeholt ….