Liebe Eltern,
Die Schule hat vor einer, für manche vor zwei Wochen angefangen, die langen Ferien sind vorbei und die Kinder müssen sich an einen neuen, härteren Rhythmus gewöhnen.
Sie sind überreizt, aggressiv, überdreht und finden Abends kaum zur Ruhe. Also greifen viele von Euch direkt zur Homöopathie.
In den Internetforen gehen die Fragen nach „alternativen Mitteln“ („alternative Medizin“, so wie „alternative Fakten“, weisch) in die Tausende.
Etwas schlucken und hopp-zack-zack, weiter geht’s!
„Aber deshalb frage ich ja nach alternativen Mitteln und nicht nach Chemie“, magst du einwerfen, „die sind im Gegensatz zur Chemie ja harmlos“.
Harmlos. Und gerade deswegen so schädlich! Denn sie können den Stress, die krankmachenden Umstände, den schädlichen Lebensstil nicht aufheben, dem unsere Kinder Tag für Tag ausgesetzt sind.
In solchen Situationen ein alternatives Mittel anzuwenden ist sehr wohl schädlich. Denn es führt dazu, dass wir immer weiter machen, so lange, bis unsere Kinder dann tatsächlich richtig ernsthaft krank werden. Immer etwas einwerfen, statt Stress rausnehmen oder den Lebensstil artgerecht, kindgerecht gestalten.
Gebt Euren frisch eingeschulten Kindern keine ätherischen Spagyrik-Blüten-Salz-Globuli sondern die Zeit, sich an die neuen Umstände anzupassen!
Erlaubt ihnen die Ruhe, um sich zurecht zu finden und die neuen Eindrücke setzen zu lassen.
Statt sie nach der Schule in die osteokinesioaurabimbamologische Therapie zu schleppen, lasst sie einfach einen Nachmittag lang frei spielen.
Gönnt ihnen die gute, alte Langweile, denn sie ist in den meisten solchen Fällen die allerbeste Therapie überhaupt!
Statt alternative Medizin zu geben, erlaubt dem Kind, wieder in seine alternative Welt abzutauchen, in den Flow zu kommen, sich rauszubeamen aus den ganzen An- und Überforderungen.
Dann braucht es auch keine ätherischen Spagyrik-Blüten-Salz-Globuli!
Schöner Artikel!
Kann es sein, dass viele Kinder schon im Grundschulalter zu wenig schlafen? Ich habe keine Kinder, bekomme aber mit, dass einige Erwachsene meinen, dass sechs Stunden für sie selbst während der Woche reichen müssen. Womöglich nehmen die an, dass acht Stunden für Schulkinder ausreichen?
… mein Sohn und ich erleben Schule schon seit Jahren als einen sehr un-artgerechten Ort, so dass es für ihn viel mehr braucht als Langweile, um das ausgleichen zu können…
Vielleicht sollten alle, die nach Möglichkeiten und Mitteln des Ausgleichs suchen, nach artgerechten Lernorten suchen?
Lernen ist toll und führt von sich aus nicht zu Ãberreizung und Aggression.
Super! Auch wenn ich keine Kinder und damit keine Erfahrung mit solchen Situationen habe, ist es genau das, was Kinder brauchen, Zeit zum Spielen, Zeit für Langeweile und Zeit, um sich wieder auf die neue Lebenssituation einzustellen. Im übrigen betrifft das nicht nur Kinder, auch wir Erwachsenen reagieren in aller Regel gereizt (bis aggressiv) auf Veränderungen. Kinder haben noch einen ganz anderen Zeitbegriff, was bedeutet, dass sowohl der Ferienbeginn, als auch das Ferienende immer Abschluss, bzw. Beginn einer neuen Situation sind, auf die sich das Kind erst wieder einstellen muss. Das ist keine Krankheit, die mit irgendwelchen Mitteln bekämpft werden muss, sondern, wie oben beschrieben, Zeit braucht. Bekommt das Kind diese Zeit (und auch den notwendigen Raum dazu), dann sind dies gleichzeitig auch Lernfelder. Es lernt, mit Ãbergängen und Veränderungen umzugehen und mit jedem neuen Ferienbeginn, bzw. -abschluss kann es sich dann auf diese Erfahrungen zuück besinnen, also besser damit umgehen. Es wäre schön, wenn wir den Kindern solche Erfahrungen ermöglichen würden und nicht mit Hilfsmitteln zudecken, nur weil wir Erwachsenen das in diesem Moment „anstrengende“ Kind nicht aushalten.