Kurzer ist 9 3/4 Jahre alt und seine Wünsche werden immer grösser. Meistens ist jedoch der Spatz in der Hand dringender, als die Taube auf der Dach, so dass er immer etwas knapp bei Kasse ist. Eigentlich möchte er sich die Switch / den Laptop / … kaufen – Aber uneigetlich ist er immer noch in der Phase, wo wenn er 10 Franken bekommt, sich unbedingt etwas für diese 10 Franken kaufen möchte.

Als Eltern wissen wir aber, dass er auch imstande ist, auf ein grösseres Ziel hin zu sparen. Vor zwei Jahren wollte er unbedingt einen Lego Mindstroms haben, obwohl wir Eltern das zu früh und für den Moment zu teuer fanden. Da er über sein eigenes Geld jedoch selbst bestimmen darf, hat er weit mehr als ein Jahr lang minutiös jeden Franken zur Seite gelegt und sich zu zwei Geburstagen und zwei Weihnachten Geld statt Sachen gewünscht – und am Ende hat er sich (mit unserer Hilfe) seinen Lego Mindstorms (Werbelink) kaufen zu können.

Wozu Geld verdienen und sparen gut ist

Eines ist klar: Kinder in dem Altern haben (noch) überhaupt keine Beziehung zu Geld. Sie wissen vielleicht, dass man es zum Leben benötigt und sicher haben sie schon einiges an Geld-Mindset von ihren Eltern mitbekommen. Aber so richtig erfassen können sie das Konzept vermutlich noch nicht.

Ich selbst finde es in der heutigen Zeit schon für mich sehr herausfordernd, mit Geld umzugehen. An jeder Ecke lautert ein „kaufe heute, bezahle morgen“ – Kreditkarte hier, Abzahlungsvertrag dort. Einer der Werte, die ich meinem Sohn deshalb mitgeben möchte ist: Kauf dir nur Dinge, die du dir auch leisten kannst und zwar erst dann, wenn du das Geld dafür beisammen hast. Ihm einfach alles sofort zu kaufen, was er sich wünscht, halte ich für genau so ungesund, wie ständig darüber zu reden, dass wir uns das und das und das nicht leisten können. Vielmehr möchte ich ihm beibringen, dass er einen Wunsch, ein finanzielles Ziel aus eigener Kraft erreichen kann.

So lehrt er gleich mehrere Dinge:

  • Ich bin fähig, mir ein Ziel zu setzen, und dieses zu erreichen
  • Ich kann dies aus eigener Kraft und bin dafür nicht vom guten Willen von Eltern, Grosseltern, Patentanten usw. abhängig
  • Ich habe alle Ressourcen, die ich benötige, um Probleme zu lösen und mein Ziel zu erreichen

Aber wie erkläre ich das einem impulsiven Viertel-vor-Zehn-jährigen, der einfach nur einen Wunsch erfüllt haben will und zwar jetztgleichsofort?

Kurfristige, mittelfristige und langfristige Sparziele definieren

Nach dem gemeinsamen (Vor-)Lesen von „Ein Hund namens Money“ von Bodo Schäfer habe ich mit dem Kurzen darüber gesprochen, was er denn alles haben will, und wie er das selbst realisieren könnte. Darüber, dass es für ihn sicher einfacher sein würde, weil er ja ein Kind ist und mit seinem Geld nicht noch die Miete und Essen usw. bezahlen muss. Schliesslich gehört alles Geld, das er verdient, ihm, und er kann damit machen, was er will!

Nicht nur kleinere Sachen wie Nerfpfeile und Pokémon, sondern auch Grössere, wie zum Beispiel einen Computer kaufen!

Und manche Wünsche und Ziele sind so gross, dass sie Tausend Franken oder mehr kosten, aber wenn man früh genug anfängt zu sparen und das Geld dafür gescheit auf die Seite legt, sind trotzdem erreichbar.

Kurzer hat dann auch gleich Kiras „Traumdosen“ aus „Ein Hund namens Money“ für sich angepasst und umgesetzt: Eine mit Geld zum Ausgeben (für Spontankäufe oder kleine Ausgaben im Alltag, Nerfpfeile und was man sonst so zum Überleben benötigt), eine für den heiss gewünschten „Leptop“ und eine für einen Riesenwunsch, den er sich gleich mit 18 Jahren erfüllen möchte: Die Autoprüfung!

Also hat er jetzt drei Spardosen. Damit es einfacher zur echnen ist, haben wir Eltern sein Taschengeld ab sofort statt auf zwei auf drei Franken pro Woche erhöht. So kann er in jedes der drei Kässeli je einen Franken stecken.

(Übrigens haben wir herausgefunden, dass es grössere Freude macht zu sparen, wenn die Kässeli / Spardosen zum Sparziel passen. Hinter diesem Werbelink findest du mehrere Zehntausend Spardosen zu allen möglichen Themen)

Wenn man nun aber bedenkt, dass die Fahrprüfung wohl mindestens 1500-2000 Franken kosten wird, würde es knapp 30 Jahre dauern, bis er sich diese allein mit seinem Taschengeld zusammengespart hätte. Das ist natürlich nicht sehr motivierend.

Deswegen suchte er nun nach Möglichkeiten, sein eigenes Geld zu verdienen. Er hat sogar schon 3 „Ferienjobs“ geangelt: Einer Nachbarin die Katze füttern, während sie in den Ferien ist, einer anderen die Blumen giessen und bei einer Dritten die Kaninchen füttern. Solche Aufgaben sind vorerst natürlich nur mit der Unterstützung von uns Eltern möglich, aber er kann dabei viel lernen: Einerseits, dass Geld nicht auf Bäumen wächst aber andererseits auch, dass sogar er schon mit etwas Ideenreichtum und Einsatz genug Geld verdienen kann, um seinem Ziel einen grossen Schritt näher zu kommen.

Kleine Aufgaben, um sein Taschengeld aufzubessern

Kleine Aufgaben, die ein Zehnjähriger (mit erwachsener Hilfe) ausführen kann:
(Achtung: richtiges, regelmässiges Arbeiten – auch stundenweise – in der Schweiz erst ab 13 Jahren erlaubt!)

  • Blumen giessen
  • Beeren / Erbsen / Bohnen / … ablesen
  • Garten wässern
  • Rasen mähen (mit Handmäher)
  • Tiere füttern
  • Tiere beschäftigen
  • Nur unter erwachsener Aufsicht: Mit Babys oder Kleinkindern spielen
  • Auto staubsaugen
  • Auto waschen
  • Autoscheiben putzen
  • Glas / Papier / Alu / Dosen zur Sammelstelle bringen und dort in die passenden Tonnen werfen
  • kleine Besorgungen im Dorf als „Fahrradkurier“ oder „Trottikurier“
  • Treppenhaus wischen
  • viele, viele, viele mehr, die einem in den Sinn kommen, wenn man seine grauen Zellen in Bewegung setzt

Der Fantasie sind nur wenige Grenzen gesetzt. Ganz wichtig: Dass das Kind sich den Job auch zutraut und dass es etwas ist, woran es Freude hat!

Natürlich benötigt ein Zehnjähriger noch etwas erwachsene Hilfe beim Ausführen der Aufträge. Aber die Initiative und die Ideen sollten von ihm aus kommen.

Wie weiter?

Unterdessen hat die Schule wieder angefangen, und die hat natürlich Priorität und „Jobs“ wird es erst in den Herbstferien wieder geben. Kleine Āžmtli im Haushalt gehören in unserer Familie dazu, wir helfen einander, und dafür gibt’s auch kein Geld.

Als nächsten Schritt werden wir mit dem Kurzen zusammen ein Konto einrichten gehen, auf das er selbst sein Erspartes für die Fahrprüfung (langfristiges Sparziel) einzahlen kann und das gleichzeitig als Depot für einen Fondssparplan fungieren wird.

So können auch wir Eltern ab und zu etwas für die Fahrprüfung beitragen, damit die Summe auf dem Konto etwas schneller ansteigt.

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