Liebe Rita, dein heutiges Adventskalenderblog war eine so steile Vorlage, dass ich sie beim besten Willen nicht unkommentiert lassen kann. Es ging dabei um Kinderwagen im Bus und im Restaurant. Denn wieso spricht eigentlich alle Welt von einer neuen Mütterfeindlichkeit, wenn die Kommentare und feindlichen Blicke doch weder Mutter noch Säugling, sondern aber dem windelbepackten Schützenpanzer gelten, den heutige Mütter vor sich herzuschieben pflegen? Packt die Kurzen auf den Rücken und erntet zahlreiche „jööööhs“ dafür, statt schiefe Blicke und ablehnendes Verhalten. Aber man soll ja nicht missionieren…
In den guten, alten Zeiten, als Müttern noch geholfen wurde, wenn sie ins Tram rein oder aus dem Tram raus steigen wollten, gab es noch keine Hartans. Das muss jetzt einfach auch mal klar gesagt werden: Gegen so einen Hartan sieht mein Range Rover wie ein Waisenknabe aus! Und niemand, wirklich niemand käme auf die Idee, für seinen Range Rover auch noch ein „jöööö, wie alt isches de?“ einzheimsen, nachdem man dem Andern über den Fuss gefahren oder ihn hinterrücks in die Kniekehlen gerammt hat.
Nur Mütter haben so abstruse Ideen, was vielleicht an den Oxiplastindämpfen liegen mag, die sie tagein, tagaus einatmen.
Wie viel weiter kommt man doch mit einem Lächeln, einem freundlichen „Bitte“ und einem anschliessenden „Danke“, bevor man den Vortritt erzwingt. Wie in Palermo: Permesso, permesso, permesso, grazie, grazie, über die Stopstrasse hinausschleichen, die blonde Mähne schütteln, in die Runde lächeln und winken – Und schon geht jede Frechheit durch 🙂
Ich habe es neulich im alten Tramdepot beim Bärengraben getestet: 4 Mütter, ihre Kinder auf den Rücken geschnallt, statt Kinderwagen nur Langzeitstillbrüste als Wellenbrecher vor sich herschiebend, dafür ein kultiges Swiss Mountain Händ Bäg Einkaufswägeli hinter sich herziehend, mit einem freundlichen Lächeln zwei knapp den Pupertätspickeln entronnene Frühzwanzigerinnen mit einem äusserst höflichen „würden sie uns bitte den Tisch überlassen, wir haben Kinder dabei“ (nein, die Logik muss man nicht suchen, es gibt keine) über die Aare hinweggefegt. Frechheit siegt! Die Cappuchinos und Brezeln waren herrlich und irgendwo schimpfen zwei junge Frauen über unhöfliche Mütter, die panzergleich den gesamten öffentlichen Raum für sich uns ihre Rotzgören beanspruchen.
Und in dem Sinne: Bauch rein, Brust raus und Lächeln!
also dein Beitrag gefällt mir bedeutend besser als der „ich will als Mutter noch alles so machen wie mit 16“-Beitrag.
Was bringt denn das Jammern, ausser ein paar der eh schon verhassten Falten mehr?
Ein Kind und das Muttersein beschert einem so viel mehr Schönes, als dass ich mich da über ein fehlendes Kinderwagen-freundlich-Symbol ärgern könnte… (man denke nur mal weiter: ich will auch ein Einkaufswägeli-freundlich-Symbol, und ein Rollerblades-freundlich-Symbol, und ein heikle-Frisur-freundlich-Symbol an Warenhauseingängen damit die penibel gelegten Löckchen nicht von der Klima-Heissluft-Wand weggeblasen wird, etc.)
Sehr witziger und wahrer Beitrag, danke!
🙂
Hallo Katharina 🙂
Musste schmunzeln ab Deinem Text, wirklich sehr witzig geschrieben – steckt viel Wahres darin!
Ich selber bin Mutter zweier Kleinkinder (3,5 und 2) und in Bern zuhause. Ich erlebe und erlebte Bern und „seine“ Menschen als sehr kinderfreundlich und hilfsbereit, gerade auch im öffentlichen Leben, egal ob im vollgepferchten Stossverkehr-Bus oder dem trendigeren Szenelokal (auch als ich noch stillte notabene!) Ob Bern nun kinderfreundlicher als andere Städte wie zum Beispiel Zürich oder Basel ist, kann ich nicht beurteilen, habe keine Vergleichsmöglichkeit. Vielleicht liegts auch einfach an meiner meist ebenfalls netten und höflichen Art, dass mir gerne geholfen wird. Ein freundliches (ab und zu mal resolutes ;-)) Entschuldigung, eine nette Frage – und mir wird geholfen bzw. Platz gemacht im bereits überfüllten Abendverkehr-Bus!
Zum Glück schiebe ich nicht einen dieser Schützenpanzer vor mir her, sondern wenn schon einen der schmalsten Kinderwagen bzw. klappbaren Reisebuggies. Füher bevorzugte ich, wen wunderts, das Tragetuch oder den Ergo. Leider fühlt sich unser zweijähriges Zicklein darin nicht mehr allzuwohl, so dass nun vor allem der Buggy zum Einsatz kommt.
Mühsam wird es vor allem dann, wenn es Geschäfte, in der Innenstadt! nachwievor nicht für nötig halten, einen (geräumigen) Lift bzw. Rollstuhllifte oder Rampen einzubauen. Lästig sind in meinen Augen auch die vielen jungen, quietschfidelen, aber leider bewegungsfaulen Menschen, welche ständig die wenigen Lifte blockieren statt die Rolltreppe zu benutzen (ich spreche hier von ROLL-treppen… :-()! Aber das wiederum ist ein anderes Thema und gehört ja nicht zwingend da rein 😉
Ich wünsche Dir wie allen anderen LeserInnen alles Gute mit Euren Kindern und gerade in dieser zeitweilen hektischen „heiligen Zeit“ gute und starke Nerven, Durchaltewillen, Geduld und Mut – es passt schon :-)!
Alles Gute, frohe und besinnliche Advents- und (Vor)-Weihnachtstage
Andrea Mordasini, Bern
Das copyright für den Begriff „Radschützen-Kampfbuggy“ hat max.