In diesem heissen Sommer waren die Tage lang und die Wochen kurz. Ich habe zwar fleissig Links gesammelt, die meisten davon sind aber schon nicht mehr aktuell. Der Kurze ist jetzt schon in der Oberstufe, die Umstellung hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Dementsprechend selten war ich während dieser Zeit hier im Blog anzutreffen – es reichte höchstens grad noch für ein paar Unterhaltsarbeiten an der Software. Die folgenden Links und Artikel wollte ich Euch trotzdem nicht vorenthalten.
Der Sommer bei Mama hat jetzt keine Zeit
Das schöne Wetter und die Nähe zum See haben dazu geführt, dass ich mehr am Strand herumlag als im Büro zu sitzen. Dafür habe ich viel gelesen. Ein paar der Bücher habe ich schon verbloggt, weitere werden noch folgen:
- Im April habe ich mein lesefutter noch zusammengefasst, danach hat mich die Twittergemeinde überzeugt, wieder pro Buch einen Artikel zu schreiben (was natürlich SEO-mässig auch sinnvoll ist): Lesefutter 1/2022: Das Schwärmen von tausend Bienen (Outlander 9), Arthur und die Farben des Lebens, Baba Dunjas letzte Liebe
- Ein Buch, das ich mit sehr vie Freude gelesen habe, war „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus. Aus den Diskussionen auf Twitter, Facebook und Instagram entnehme ich, dass es Euch eben so gut gefallen hat wir mir.
- „Nachtwanderung“ von Cornelia Achenbach weckt Erinnerungen an die eigene Gymnasiumszeit, die „beste Zeit des Lebens“ und wenn man genauer hinschaut, taucht plötzlich auch noch die eine oder andere traumatische Erinnerung auf, die man verdrängt hatte. Achenbach bringt diese Ambiguität meisterlich aufs Papier.
- Wiederum ganz anders gelagert ist „Tiefes, dunkles Blau“ von Seraina Kobler, ein Lokalkrimi aus Zürich. Nicht nur für Schweizerinnen und Schweizer unterhaltsam und spannend zu lesen!
- Historische Romane mit echten Personen, mutigen Frauen, die sich in einem Männerbusiness durchsetzen – solche Geschichten haben für mich das Zeug zu Lieblingsbüchern. „Die Champagnerfürstin“ erzählt das Leben der Veuve Clicquot und von Madame Pommery, der beiden Grandes Dames des edlen Schaumweins, deren Weine sogar heute noch zu den bekanntesten Marken der Welt gehören.
Und was gab’s sonst noch auf dem Blog? Die erste Jahreshälfte empfand ich als extrem mühsam: Eine Krise jagt die nächste, ein Krieg, eine Epidemie, wohin man schaut läuft etwas schief und wenn man denkt, jetzt gehe es dann wieder nach oben, setzt das Leben noch einen drauf. Deswegen schwrieb ich im April Über die Müdigkeit, die sich einstellt, wenn man ständig gegen etwas statt für etwas kämpft.
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, jede eidgenössische Abstimmung zu kommentieren, aber ich hab’s nur im Mai geschafft: Abstimmungen vom 15.5.2022: Meine Gedanken zu den Vorlagen. Für die September-Abstimmungen über die Erhöhung des Rentenalters für Frauen in der Schweiz, stand ich dann lieber auf der Strasse und half bei der Nein-Kampagne mit. Die startete bereits im Juni mit dem Frauenstreik: Immer noch hässig! Ein paar Gedanken zum Frauenstreik vom 14. Juni 2022 #DiniMueterIschHässig.
Dass ich im Herbst nostalgisch und nachdenklich werde, seid Ihr Euch ja schon fast gewöhnt. In diesem Jahr überfiel es mich etwas früher als sonst: Das Rad dreht sich weiter – Gedankenschnipsel im Herbst.
Der September anderswo
Es gab in diesem Sommer so ein paar Säue, die durch’s Schweizer Mediendorf getrieben wurden. Eines davon war das Thema „kulturelle Aneigung“. Weil ich das Thema für wichtig und relevant halte, werde ich dazu noch eine eigene Linksammlung zu den Basics machen, damit Ihr Euch objektiv eine Meinung bilden könnt, die auf Tatsachen basieren.
Was ich in diesem Sommer besonders faszinierend fand war, wie verantwortlich bzw. unverantwortlich die Medien mit dem Thema umgegangen sind. Statt ihre Leserschaft aufzuklären, haben sie sich emsig an dem erfundenen Shitstorm beteiligt, um mehr Klicks und Kommentare zu generieren. Hier zeigte sich die Bewirtschaftung der Klick-Ökonomie von ihrer schlechtesten Seite: Frei erfundene Aussagen („Winnetou soll verboten werden“) werden als Tatsachenbehauptungen so oft wiederholt und von voneinander abschreibenden Medien weitergetragen, bis das Publikum anfängt, sie zu glauben. Im sehr lesenswerten Artikel „Der erfundene Shitstorm“ hat Mirko Lange für Scompler zusammengefasst, was bei der „Winnetou“-Geschichte alles falsch gelaufen ist und hält insbesondere mit Kritik an die Medien nicht zurück, die hier völlig versagt haben.
In der Schweiz fand die Diskussion natürlich auch statt, nur in etwas kleinerem Rahmen. Zuerst sorgte ein Konzertabbruch in Bern einer unbekannten Band vor zwei Dutzend Zuschauerinnen und Zuschauern für einen Sturm im Wasserglas, weil er von den Medien völlig unangemessen verstärkt und multipliziert wurde. Die „Republik“ hat das, was im Berner Sommerloch passiert ist, in einen grösseren Kontext gesetzt und vernüftig eingeordnet: Was Sie wissen sollten, bevor Sie sich über kulturelle Aneignung aufregen. Und hier beschreibt Fairmedia anhand des Vorwurfs der kulturellen Aneignung gegen Ursus und Nadeschkin, was an der Empörungsbewirtschaftung der Medien dieses Themas problematisch ist und wie dabei die journalistische Sorgfalt und Wahrheitspflicht auf der Strecke bleibt: Viel Aufregung um eine Frisur.
Die lange anhaltende Trockenheit war natürlich auch ein Thema in diesem Sommer, und mit ihr die Klimaerwärmung und ihren Einfluss auf das Leben in Mitteleuropa. Sicher nicht zum letzten Mal bekamen wir einen Eindruck von der Ein-Grad-Zukunft (und so wie es aussieht, wird es nicht bei einem Grad Erwärmung bleiben). Stellvertretend für ganz viele Artikel, die über die Dürre in Italien geschrieben wurde, hier ein interessanter Long-Read von Heiner Hug: Als auf dem Po noch Vergnügungsschiffe fuhren.
Ein Thema, das mich während den Sommermonaten ebenfalls stark beschäftigt hat, sind die vielen Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit bzw. auf Forscherinnen und Forscher, die ihre Forschungsergebnisse öffentlich teilen. Es gab viel davon, in den verschiedensten Bereichen: Medizin, Psychologie, Sozialpsychologie, Genderforschung, Immunologie, Virologie, Geschichte, und sogar Biologie. Hier stellvertretend ein Long-Read aus dem „Spektrum der Wissenschaft“ über die Problematik und auch über die unrühmliche Rolle, die die so genannt „sozialen“, aber auch die herkömmlichen Medien bei der Verbreitung von Hass im Netz spielen: Forscher am Pranger.
Ich lasse es mal bei diesen paar bewenden. Welche Artikel und Themen haben Euch denn in den letzten Monaten so beschäftigt? Vielleicht mögt Ihr sie in den Kommentaren mit den anderen Leserinnen und Lesern teilen?