Resilienz ist eines dieser Wörter, die bis vor Kurzem kaum einer kannte und seit einigen Monaten ist es plötzlich in aller Munde. Als ich deshalb zufällig über den Titel „Resilienz. Die Strategie der Stehauf-Menschen“ gestossen bin, war ich neugierig.
Wo man auch hinschaut in Zeitschriftenartikeln und Ratgebern, scheint Resilienz DIE Eigenschaft zu sein, über die ein modernes Individuum verfügen sollte und eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir unseren Kindern beibringen sollen.
Was ist Resilienz?
Resilienz, ursprünglich ein Begriff auf der Werkstoffkunde, bedeutet gleichzeitig Anpassungsfähigkeit, als auch Widerstandskraft. Resilienz ist die Eigenschaft eines Materials, sich unter Belastung zu verformen und danach, wenn die Belastung nachlässt, in seine Ausgangsform zurückzukehren. Resilienz ist die Fähigkeit eines Grashalmes, sich bei Wind fast bis zum Boden neigen und bei Nachlassen des Windes wieder aufrichten zu können.
In der Psychologie ist Resilienz aber mehr als die Fähigkeit, eine Krise zu überwinden. Sie ist der „qualitative Entwicklungsprozess von Individuen,der nicht nur die ursprüngliche Lage wieder herstellt, sondern sie überwindet“ (S. 16)
Resilienz erklärt, weshalb einige Menschen an einer traumatischen Kindheit fast zerbrechen und andere aber gestärkt und als gesunde Menschen daraus hervorgehen.
In ihrem Buch „Resilienz“ erklärt Monika Gruhl Resilienz zu einer zentralen Kraft im Leben. In einem ersten Teil geht sie auf deren Bedeutung für die Menschen ein. Im zweiten Teil erklärt sie drei Grundhaltungen – Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung – die zu Resilienz führen.
Ein resilientes Individuum verfügt über vier Fähigkeiten: Selbstregulation, Eigenverantwortung, die Fähigkeit, Beziehungen aktiv zu gestalten sowie die Fähigkeit, seine Zukunft in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Was darunter zu verstehen ist, erklärt die Autorin im dritten Kapitel.
Im vierten Kapitel geht es dann um die Resilienz als Prozess, wie die verschiedenen Merkmale zusammenspielen und um die Wichtigkeit, dass die vier im vorderen Kapitel beschriebenen Faktoren ausgeglichen sind.
Resilienz alleine reicht jedoch nicht. Zwar ist sie eine „Schlüsselkompetenz in Belastungssituationen“, ein Mensch benötigt jedoch auch „Selbstwahrnehmung, Selbstrespekt und Selbstsorge“, um aus der „Überforderungsfalle“ zu entkommen. Sieben verschiedene Strategien und die nötigen Ressourcen beschreibt Gruhl im fünften Kapitel.
Im sechsten Teil schlägt die Autorin dann praktische Übungen und „Trainings“ vor, mit deren Hilfe man an den nötigen Grundhaltungen und Fähigkeiten arbeiten und diese verbessern kann.
Mein Fazit
Die Autorin bietet in ihrem Buch einen guten Überblick über das Thema. Sie spricht die Leserinnen und Leser direkt an und ermutigt sie, ihre Resilienz zu trainieren.
Für jemanden, der sich in einer akuten Lebenskrise befindet oder der am Ausbrennen ist und nach einer Möglichkeit sucht, mit Stress und Überforderung besser umgehen zu lernen, ist es meines Erachtens das falsche Buch zum falschen Zeitpunkt.
Ich war Ende letzten Jahres in so einer Situation (nahe einer Erschöpfungsdepression) und für mich las sich das Buch von vorne bis hinten (mit Ausnahme des sechsten Kapitels) wie ein riesiger Vorwurf. Selbstmotivation, Selbstregulation, Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle, Selbst… Selbst… Selbst…! Es gibt Situationen, da benötigt man Unterstützung von anderen Menschen und keine Tipps und Tricks, wie man sich noch mehr Verantwortung aufhalst und sich noch länger alleine durchwurstelt. Und wer in einer solchen Situation steckt, für den ist das Buch einfach nicht das Richtige in dem Moment!
Ich habe es dann mit etwas zeitlichem und mentalem Abstand erneut durchgeblättert und da fand ich im sechsten Kapitel doch ein paar hilfreiche Hinweise und Übungsmöglichkeiten, wie man sich gewisse destruktive Verhaltensweisen bewusst machen und sich vielleicht sogar in etwas Konstruktives wandeln kann. Ich denke, am meisten kann „Resilienz“ einem weiterhelfen, wenn man sich gerade in einer entspannten Phase befindet und nach Möglichkeiten sucht, sich für die nächste Stressphase zu rüsten und zu stärken.
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Steckbrief
„Die emotionale Stärke, die durch Krisen trägt, heisst Resilienz. Die Resilienztrainerin Monika Gruhl zeigt, wie jeder Mensch ein Stehauf-Mensch sein kann. Sie erläutert die 7 Kräfte der Resilienz und gibt konkrete Hinweise, wie Menschen sich diese aneignen können. Mit Sonderkapitel zur Überforderungsfalle und umfassenden Trainingseinheiten: Damit die Resilienz zur inneren Haltung wird.“
„Resilienz. Die Strategie der Stehauf-Menschen. Krisen meistern mit innerer Widerstandskraft.“
Monika Gruhl
Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau, 2014
ISBN 978-3-451-61298-5
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