Und zwar schaute ich aufs vergangene Wochenende zurück und fragte mich, ob es nicht besser wäre, einfach gar nichts besonderes mehr mit den Kindern zu machen, da das Besondere nur grad ein paar Augenblicke lang besonders ist und dann, dann finden sie ja schon wieder: Und was kommt als nächstes?
seufzte gestern eine leicht frustrierte Rita Angelone, deren Blog „Die Angelones“ zu meinem täglichen Znünikafiritual gehört.
„Muss es denn immer etwas Besonderes sein?„, habe ich mich beim Lesen gefragt und meine Antwort lautet ganz klar „Nein„. Ein Bisschen Langeweile ergibt manchmal ganz spezielle, wundersam besondere Momente der Kreativität oder der Versunkenheit, ein kleiner Trip aus dem Hamsterrad hinaus – und plötzlich wird der Alltag selbst wieder ganz besonders.
Eine ganze spezielle kleine Flucht aus dem alltäglichen „boulot-dodo“-Gefühl heraus finde ich jeweils, wenn ich für eine halbe oder eine ganze Stunde die Führung meinem Sohn überlasse und versuche, die Welt mit seinen Augen zu sehen. Und dabei wird sie plötzlich wieder frisch und neu, wie nach einem Frühlingsregen, wie frisch gestrichen. Ein Zweijähriger hört Dinge und sieht Sachen, an denen wir Erwachsenen unaufmerksam vorbei gehen würden und wenn man sich ausnahmsweise vom Kind leiten lässt, darf man sie wieder entdecken. Dadurch wirkt die Welt sofort reicher und etwas Besonderes.
Ein von einem Zweijährigen geleiteter Nachmittagsspaziergang gehört heute für mich zu den besten Ultrakurzferien, die es überhaupt gibt. Man kann sich richtig auf sein Kind und dessen Interessen einlassen, lernt es besser kennen und wird selber ein kleines Momentchen lang wieder zu einem kleinen Kind.
Was gibt es Erholsameres?
Schön geschrieben! 🙂 Nur waren für mich solche Spaziergänge alles andere als erholsam weil ich dauerbeschäftigt damit war, mein Kind davon abzuhalten, Schnecken oder Steine zu essen oder die Böschung runterzufallen etc. 😉
Kein Kontinuum-Baby?
https://www.continuum-concept.net/
😉
woher soll das Kind dann lernen wie Schnecken schmecken und wie sich Steine anfühlen? Einmal die Böschung runter gefallen, wird er das nächste Mal besser aufpassen… Man kann Kinder nicht davor bewahren, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Eingreifen muss man nur, wenn sie WC-Putzmittel trinken wollen oder auf der Schnellstrasse spazieren gehen möchten…
Also Schnecken (beliebt sind auch Asseln und Käfer) müssen wirklich nicht sein und Steine hat mein Sohn fast täglich im Mund. Auch Zigarettenstummel und was sonst noch auf der Strasse liegt. Glaub mir, Froschente, ich bin da wahrscheinlich von allen Müttern, die ich kenne, die unkomplizierteste. Mein Sohn hat wohl in seinem Leben mehr Sand gegessen als andere Gleichaltrige zusammen. Da sehe ich die Mütter immer gleich springen. Seltsamerweise ist er aber auch der Einzige, der das Bedürfnis hat, ALLES in den Mund zu nehmen. Und was die Böschung betrifft, ist die nicht ungefährlicher als die Schnellstrasse: Steil, steinig und unten fliesst Wasser. Auch hier kann ich nur bestätigen, dass ich dem Kleinen mehr Freiheiten lasse als andere Mütter. Meiner darf fast überall allein raufklettern während andere panisch dahinter stehen. Also no worries… 😉
Du hast soo Recht! Ich staune immer wieder, wie mein Sohn jedes Schnäggli sieht… ich hab schon seit Jahren nicht mehr soooo viele Schnecken gesehen 🙂 Und ein ultraspannendes Senkloch findet man auf unserem Weg ins Dorf übrigens auch: da fliesst immer Wasser unten durch! Sollte mal eine Umfrage machen, wie vielen Spaziergängern ohne Kindern das schon aufgefallen ist.
Ui, was ist denn das? Klingt nach Sekte, noch nie gehört 😉 Aber werde mich mal einlesen bei Gelegenheit 😉
Liebe Katharina, du hast mir auf eine ganz besondere Art einen Spiegel vorgehalten…danke. Ich werde versuchen, einen Teil meiner Erwartungen so zu anzupassen, dass sie vielmehr zu den Erwartungen / Wünsche der Kinder werden. Dein Dich-leiten-lassen durch den Kurzen hat mir die Augen geöffnet. Nicht ICH sollte den Buben sagen, hey, toll, lass uns z.B. jetzt, wo ICH Lust danach habe, nach Deko suchen, sondern ich sollte mal zuhören, wonach die beiden grad Lust haben. Vielleicht wollen sie in diesem Moment lieber Schneckenstampfen oder so was. Ich werds auf jeden Fall versuchen. Vielleicht morgen schon.
Schneckenstampfen? Ist das Spiel so brutal, wie es tönt?
Oh Schneckenstampfen….das hat Tim mit seinen Kollegen kürzlich gemacht 🙁 War auch nicht unbedingt die Erfahrung die ich machen wollte.
Ja, wenn die Kinder leiten dürfen sind oft ganz ander Sachen wichtig! So hatte ich doch diese Woche Würmer, Tausenfüssler und andere undefinierbare Gestalten ein paar Zentimeter vor meinen Augen weil Sohnemann sie mir unbedingt zeigen wollte (beim Baumnüsse auflesen konnte er mir aber nicht helfen, weil die zum Teil eine glitschige Schale haben 😉
. Und in unserem Garten hat es ein riesiges Loch weil ja da irgendwo ein Schatz versteckt sein muss!
Liebe Katharina :)!
Einmal mehr ein sehr eindücklicher Bericht, danke! Er spricht mir sehr aus dem Herzen. Es braucht manchmal so wenig, um ein Kind glücklich zu machen und um es strahlen zu sehen. Was gibt es da Schöneres ;). Meine Kinder und ich sind sehr gerne draussen, grundsätzlich bei jede Wetter – auch bei Regen, ausser es hagelt gerade Katzen. Was gibt es Tolleres als die Nachmittage draussen zu verbringen in der Natur, bei einem Spaziergang, auf einem Spielplatz. Bei den Spielplätzen empfehle ich die alternativen Aktiv- und Abenteuerspielplätze „Robinson“. Wir haben das grosse Glück, dass wir in Bern gerade zwei davon haben, einer sogar in unserem Quartier ;). Ich will und kann meine beiden Wildfänge nicht 24/24 Stunden 7/7 Tage rundum bespassen und bespielen. Sie sollen und dürfen sich auch mal langweilen. Denn gerade Langeweile fördert die kindliche Fantasie und regt zu Ideen an. Sie müssen lernen sich mit sich und, falls vorhanden, mit ihren Geschwistern zu beschäftigen. Sie lieben es herumzutollen, Sachen zu probieren und Neues zu entdecken. Sie sind mit 4,5 und 3 eben auch in diesem typischen Entdecker- und Ausprobieralter ;). Ich lasse sie meistens auch machen und gewähren, auch gefährlichere Dinge. Ich bin der Meinung, dass sie Gefahren erfahren müssen (nicht gerade gefährliche Stürze und Stromschläge natürlich!). Sie müssen erkennen und wissen, warum und dass einige Dinge gefährlich sein können. Deshalb lasse ich sie, begleitet, an sie heran: Messer, Scheren, Wasser,… Nur so lernen sie sie kennen und Respekt davor zu haben. Das einzige, wo ich an mir arbeiten muss, ist dass ich nicht immer so eilen will. Ich bin von Natur aus „zackig“ und mag es nicht, wenn getrödelt wird… Doch was tun gerade Kinder in diesem Alter? Eben, sie trödeln, vergessen die Zeit und träumen ;). Da bin ich dran, dies gelassener zu nehmen, den Kindern genügend Zeit einzuräumen für dieses und jenes, auch wenn es mir noch manchmal ehrlich gesagt etwas schwer fällt. Denn Hand aufs Herz: was sind schon ein paar verlorene Minuten gegenüber strahlenden Kinderaugen und ausgeglichenen, glücklichen und am Abend hundemüden Kinder ;)?
Oh ja! Hundemüde Kinder sind guuuuuuuuuuuuuuuuuute Kinder 🙂