Die perfekte Mutter nach den Vorstellungen einiger
Die perfekte Mutter nach den Vorstellungen einiger

Ich bin keine perfekte Mutter. Zum Glück.“ titelte Susanne Mierau in ihrem gleichnamigen Beitrag auf „Geborgen Wachsen“, dem Blog für bindungsorientierte Elternschaft.

Aber ja doch, liebe Susanne, natürlich bist Du eine perfekte Mutter! Was Du nicht bist, ist eine Mutter nach den Standards, die irgendwelche Fremde vor langer Zeit gesetzt haben und die nichts, aber auch gar nichts mit der heutigen Lebensrealität gemein haben (auch nicht mit der damaligen, um genau zu sein).

Was ist denn eine perfekte Mutter? Etwa eine, die sich ungefragt für ihre Kinder aufopfert (und ihnen das Jahre später bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase reibt)? Sicher nicht!

Eine perfekte Mutter erfüllt die Bedürfnisse ihrer Kinder, solange diese es nicht selbst tun können. Der Rest ist Supplément: Solange es Spass und Freude macht, umso besser – und wenn’s keine Freude mehr macht, dann lässt es die perfekte Mutter sein und schaut, wie sie sich organisieren kann, damit es für das Kind und für sie selber stimmt.

Eine perfekte Mutter tut mitnichten alles für ihr Kind. Im Gegenteil: Sie überlässt ihm so viel Eigenverantwortung, wie dieses selber übernehmen kann. Jeden Tag ein kleines Bisschen mehr. Und sie lässt es üben, selber ausprobieren, eigene Fehler machen, trainieren, immer wieder, bis es eine Aufgabe meistern kann. Das ist nur möglich, wenn man dem Kind auch erlaubt, wiederholt zu versagen. Denn anders kann es sich die geistigen oder körperlichen Muskeln nicht antrainieren, die es für den Erfolg benötigt. Das Versagen des Kindes und die damit einhergehenden Frustrationen, die muss die perfekte Mutter aushalten können!

Eine perfekte Mutter liest ihrem Kind auch nicht jeden Wunsch von den Augen ab, geschweige denn erfüllt sie ihm diesen. Denn wie soll das Kind auf diese Weise lernen können, für etwas zu kämpfen, wichtige und unwichtige Wünsche zu unterscheiden oder die wunderbare Befriedigung zu erleben, die man verspürt, wenn man sich für etwas hat anstrengen müssen und es schlussendlich erreicht hat? Die Glacé, die man sich durch Jäten hat verdienen müssen, der schmeckte so viel besser als die, die man einfach so bekam. Die perfekte Mutter gönnt ihrem Kind dieses Gefühl! Das heisst nicht, dass sie ihr Kind nicht auch verwöhnen darf, wie sie auch andere geliebte Menschen von Zeit zu Zeit verwöhnt und ihnen einen Gefallen tut. Eine perfekte Mutter sorgt jedoch dafür, dass das Kind lernt, die Ausnahme als Solche zu erkennen und nicht als Normalität.

Eine perfekte Mutter ist kein Roboter, jeden Tag ausgeglichen und freundlich gelaunt. Eine perfekte Mutter ist ein echter Mensch, mit Launen, mit Spleens, mit guten und mit schlechten Angewohnheiten. Eine perfekte Mutter ist an manchen Tagen erzgeduldig und an anderen brüllt sie ihr trotzendes Kind an – und wenn es deswegen weinen muss, setzt sie sich zu ihm und erklärt ihm weshalb sie so gereizt ist.

Das ist das Wichtigste, was eine perfekte Mutter tun kann: Mit ihrem Kind sprechen. Es war die wichtigste Lektion, die ich schon am ersten Lebenstag meines Sohnes erhalten habe: „Sprechen sie mit ihm, sagen sie ihm, wie es Ihnen geht und wie Sie fühlen. Die [Kinder] verstehen mehr, als man meint“. Daran habe ich mich seither gehalten und mir scheint, es funktioniert nicht schlecht.

Eine perfekte Mutter gibt ihr Bestes!

Mehr geht nicht und mehr ist auch nicht gut.

Und irgendwie geben wir doch alle unser Bestes, nicht?

(und ob wir wirklich gute Mütter waren, werden uns unsere Kinder in zehn, zwanzig oder dreissig Jahren sagen – sie sind die Einzigen, die das überhaupt beurteilen können)

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