Eva Solmaz‘ zweites Buch „Sitz. Platz. Aus? Mein Kind ist doch kein Hund“ ist eine lockere Sammlung von zwei- bis fünfseitigen Texten. Die Autorin von „Besucherritze“ (Werbelink) scheint beim Schreiben an die Mütter von Vierjährigen gedacht zu haben, als sie die Kapitel in so kleine Portionen einteilte. So passen sie ganz gut zwischen „Mammaaaaaaa, wieso bewegt sich die Ameise nicht mehr?“ und „Mama, Mama, Maaaaaama, Maaaaaaaaaama, warum blinkt ein Leuchtturm nur wenn es finster ist?“ rein und mit etwas Glück und Übung schafft man sogar ein paar Schlucke Kaffee dazu.
Dabei könnten Eltern viel lernen: Über Hundeerziehung, das Verhalten von Ratten, und was die gängigen Erziehungsmethoden damit zu tun habe. Und während man noch über den flotten Schreibstil und die witzigen Ausdrücke lacht, nickt man schon nachdenklich und fängt an, die selber erhaltenen „Wahrheiten“ zu hinterfragen und neu durch zu denken.
Trotzdem hatte ich Mühe, diese Besprechung zu schreiben. Normalerweise macht man ja in so einer Rezension eine Zusammenfassung, schreibt um was es geht, und ob das auch vollständig und faktisch korrekt dargestellt wird. Aber hier habe ich schon Mühe zu sagen, worum es überhaupt geht. Erziehung, klar, im weiteren Sinne. Aber auch familienpolitische Themen werden angeschnitten, Erziehungsratgeber, Hundedressur und Rockerbanden. Der Berufswunsch des Tyrannen wird eben so besprochen, wie die elterliche Bewunderung der mit Edding auf die Schrankwand gemalten Kopffüssler.
„Sitz. Platz. Aus? Mein Kind ist doch kein Hund“ ist kein Fachbuch und wäre ich bösen Willens, würde ich es als „konzeptlos“ beschreiben. Aber das macht es nicht etwa schlechter, sondern es liest sich halt so, als ob es einfach frei von der Leber weg geschrieben wäre. Die Texte lesen sich schnell und in einem Rutsch runter, und werden keine Sekunde langweilig.
Aber wer wüsste besser, was der Gedanke hinter dem Buch war, als die Autorin selber. Deshalb habe ich sie über Facebook gefragt:
„Wenn die Kinder aus dem Babyalter raus sind, muss man irgendwie anfangen sie zu „erziehen“ und sie „gesellschaftsfähig“ zu machen und dabei begegnen einem die unterschiedlichsten Ansätze und Vorstellungen. Man bekommt von allen Seiten Ratschläge und beobachtet die unterschiedlichsten Vorbilder. Letzten Endes muss man entscheiden was man übernimmt und was einem nicht so gefällt, nebenbei muss man noch den ganzen Schrott rausfiltern. Das ist aber gar nicht so einfach. Bei keinem anderen Thema ist man so emotional involviert und so leicht zu verunsichern wie beim Thema Kindererziehung.
Vor diesem Dilemma stand ich und habe angefangen zu lesen, zu hinterfragen, auszuprobieren und zu verwerfen. Dabei hat sich viel an meiner Einstellung geändert und ich habe angefangen auf viele Dinge einen anderen Blick zu entwickeln. Das fand ich unheimlich entspannend und erleichternd. Daraus ist dann mein Buch entstanden.“ (Eva Solmaz per Mail)
Auch die Frage nach der Zielgruppe habe ich mir gestellt. Für Leute, die ihre Kinder mithilfe eines der zahlreichen Erziehungsmethoden, wie sie in Kursen oder Ratgebern propagiert werden, erziehen möchten, ist es nicht geeignet – sie würden sich durch die zwar in Humor verpackte, aber nichtsdestotrotz scharfe Kritik angegriffen fühlen. Auch alltagstaugliche Hilfestellung findet man keine, niemand sagt einem, wie man seinem Sohn das Popeln und auf den Boden Spucken abgewöhnen kann.
Deshalb nochmal die Autorin dazu:
„Man könnte vielleicht sagen es ist für Eltern mit Kindern, die bereit sind einige Wahrheiten zu hinterfragen und die nach einem entspannten, achtsamen und liebevollen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen.“ (Eva Solmaz per Mail)
Für jemanden mit meinem Wissensstand war nicht viel Neues an Information drin. Aber das Bekannte kommt in frischer – und erfrischender! – Verpackung: Psychologische Konzepte, historische Abrisse, und ganz viel Ermutigung für den freestyle Erziehungsweg, nicht auf „Experten“ sondern vermehrt auf sich selber und sein Kind zu achten. Gerade in Zeiten, während denen nicht alles so perfekt läuft und man ins Zweifeln kommt, ob nicht vielleicht doch alle anderen Recht haben und man selber im Unrecht ist, sind Humor und Gelassenheit die beste Unterstützung, die sich Eltern wünschen können.
Deshalb: Kauft das Buch und geniesst es!
~~~||~~~
Klappentext: „Wie eine grundlegende Entspannungspolitik gegenüber unserem Nachwuchs aussehen kann, das zeigt Eva Solmaz mit vielen Geschichten aus dem Erziehungsalltag – auch ihrem eigenen. Dabei nimmt sie besonders die von „Experten“ empfohlenen Erziehungsmethoden aufs Korn, die oft mehr einer Hundedressur ähneln als einer liebevollen Vorbereitung auf das leben. Ein mit Witz und Biss geschriebenes Buch, das dazu anregt, bei der Erziehung mehr auf die eigene Intuition zu setzen und weniger auf starre Rezepte. Ihre Beobachtungen aus dem Familienleben würzt die Autorin mit Erkenntnissen aus der Glücksforschung, der Bindungs- und der modernen Säuglingsforschung.“
„Sitz. Platz. Aus? Mein Kind ist doch kein Hund. Das entspannte Erziehungsbuch“
Eva Solmaz
Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 2014
ISBN 978-3-407-85985-3
~~~||~~~
Bezugsquellen
Es folgen einige Affiliate-Links. Wenn Du das Buch kaufen möchtest und dafür einen der folgenden Links benutzt, erhalte ich eine kleine Provision. Damit finanziere ich dieses Blog. Für Dich entstehen dabei keine Zusatzkosten.
in Deutschland
- bei amazon.de: gebundene Ausgabe (gebraucht) / Kindle edition
- bei buch24.de: gebunde Ausgabe / ePub
- bei buecher.de: gebunde Ausgabe (gebraucht) / ePub
- bei genialokal.de: gebunde Ausgabe / ePub
- bei osiander.de: gebunde Ausgabe / ePub
- bei thalia.de: gebunde Ausgabe / ePub
- bei weltbild.de: gebunde Ausgabe / ePub
in der Schweiz
- bei buchhaus.ch: gebunde Ausgabe / ePub
in Österreich
- bei thalia.at: gebundene Ausgabe / ePub
Trackbacks/Pingbacks